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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon
Autoren: Annette McCleave
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erhoben sich Schreie und brachen abrupt ab, als der Dämon ein parkendes Auto beiseitefegte und mit seinem feuerheißen Atem in einem Radius von fünfzehn Metern alles verbrannte. Brian verdrängte den hässlichen Gedanken an gegrillte Leiber und lief weiter. Der Dämon beschleunigte nicht, doch mit jedem Schritt legte er fast fünf Meter zurück. Er konnte nicht weit hinter ihm sein.
    Brians Augen passten sich sofort an das Zwielicht im Inneren der Kirche an.
    Die letzte Nachmittagsmesse war bereits vorüber, doch ein paar Touristen mit Stadtplänen saßen noch immer auf den Kirchenbänken oder hielten sich im Andenkenladen auf. Es war nicht schwer, die Person zu entdecken, der er nachjagte. Ein spindeldürres blondes Mädchen, das nicht älter als zwanzig sein konnte, zog auf dem Weg durch das Kirchenschiff Richtung Altar ein steifes Bein nach. Ein Arm hing herab, den anderen hielt sie an die Brust gepresst. Die ehrfurchtgebietende Schönheit des Kirchengewölbes war wohl schuld daran, dass niemand die Blutspur bemerkte, die sie auf dem Marmorboden hinter sich herzog.
    Brian setzte über zwei Kirchenbankreihen und sprintete dem Mädchen hinterher.
    Er erreichte sein Ziel genau in dem Augenblick, als der Dämon die Kirche mit einem Feuerstoß traf, der die Mauern erzittern ließ. Das Mädchen war dem Zusammenbruch nahe. Brian entdeckte tiefe Schnittwunden auf Armen und Hals. Ihr abgetragenes T-Shirt war vorn blutdurchtränkt, und ihre Lippen waren kreideweiß. Jede Minute, die verstrich, brachte sie dem Tode näher.
    Hinter ihm krachte das Bronzeportal auf und flog über fünf Meter weit ins Kirchenschiff, bevor es auf den Bänken landete, die unter seinem Gewicht zusammenbrachen. Die Touristen rannten blindlings auf den Hauptausgang zu. Sie schienen sich weniger für die Ursache der Explosion zu interessieren als vielmehr für ihre Flucht aus diesem Durcheinander. Brian hielt sich nicht lange damit auf, sich dem Mädchen vorzustellen, sondern nahm es auf seine Arme und steuerte den Ausgang zur Forty-Ninth Street an.
    Sie machte es ihm nicht leicht. Trotz ihres geschwächten Zustands schlug sie wild um sich.
    »Nein«, stieß sie hervor, während sie ihn mit ihren Fäusten bearbeitete. »Ich muss hierbleiben!«
    »Süße, wenn wir hierbleiben, werden wir sterben«, entgegnete er grimmig, während er Mühe hatte, sie festzuhalten.
    »Lassen Sie mich los!«
    Ein Feuerball traf ihn am unteren Rücken – der Stoß brachte seine Zähne zum Klappern und durchdrang seinen neuen Schild so mühelos wie den letzten. Er stolperte, lief aber weiter. Er beschwor einen weiteren Schild, sprang nach links über eine Kirchenbank und hinter eine geriffelte Säule. Gerade noch rechtzeitig. Der schmiedeeiserne Kronleuchter über der Stelle, an der er sich eben noch befunden hatte, stürzte herab und katapultierte feinste Glassplitter und Bruchstücke der Bodenfliesen in alle Richtungen.
    Doch der Sprung gab dem Mädchen Gelegenheit, sich aus Brians Griff zu befreien. Sie glitt unter die nächste Bank und spähte aus ihrem halbdunklen Versteck hervor. Ihr Gesicht wirkte aschfahl, ihre Augen waren dunkel und weit aufgerissen. Erinnerungen wurden wach. Erinnerungen an eine andere Zeit und ein anderes verzweifeltes Mädchen. Brian schüttelte den Kopf, um sich wieder zu konzentrieren.
    »Dies ist eine Kirche«, flüsterte sie. »Heiliger Boden. Er kann mir hier nichts tun.«
    Er starrte sie an. Verdammt. Sie glaubte diesen Mist. Sie wusste nicht, dass heiliger Boden nur imstande war, einem Dämon kleine Verbrennungen zuzufügen.
    Die Säule, die sie beide schützte, bekam einen indirekten Treffer ab, zerbarst und brach teilweise zusammen. Es war nicht genug Zeit, der jungen Frau zu erklären, wie sich die Dinge wirklich verhielten, deshalb streckte er erneut den Arm nach ihr aus.
    Sie wich zurück.
    »Schätzchen, bitte«, flehte er. Der Marmorboden erzitterte unter den sich nähernden Schritten des Dämons. »Uns wird gleich die ganze Kirche auf den Kopf fallen.«
    Doch sie ließ sich nicht überzeugen, zog sich in den Schatten zurück und schüttelte den Kopf.
    Was ihm nur noch eine Wahl ließ, nämlich das zu tun, was er ursprünglich vorgehabt hatte – zu kämpfen.
    Er schloss die Augen und ging in sich. Dort, tief in seiner Brust, fand er sein pulsierendes Kraftzentrum. Er zapfte die kühle weiße Energie an, dann stieß er sich vom Boden ab. Seine muskulösen Beine bewegten sich mit routinierter Leichtigkeit, und er setzte über
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