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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon
Autoren: Annette McCleave
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aber wenn ich mich recht entsinne, verleiht jede Münze ihrem Besitzer die Fähigkeit, die Menschen um sich herum zu beeinflussen. Es geschieht unbewusst, sodass der Besitzer es oft als Glück interpretiert. Die Macht der Münzen verdirbt am Ende die Seele ihres Besitzers und stiftet ihn zu Verrat in großem Stil an. Die Geschichte hat ebenfalls erwiesen, dass, je mehr Münzen man besitzt, ihr Einfluss umso stärker ist und die Korrumpierung umso schneller vonstatten geht.«
    »Reizend.« Brian übte sich im Kopfrechnen. »Wenn siebzehn Münzen hier in New York sind – wo sind dann die anderen dreizehn?«
    »Das ist ungewiss. Sie gingen während der Verfolgung der Tempelritter im vierzehnten Jahrhundert verloren.«
    »Ist es möglich, dass sie sich bereits in Satans Händen befinden?«
    »Das ist unwahrscheinlich.«
    »Warum?«
    »Dafür ist es zu ruhig. Aber wenn er heute sechzehn in seinen Besitz gebracht hat, wovon wir ausgehen müssen, dann wird sich das ändern. Eine Welle der Korruption und öffentlicher Skandale wird bald über den Globus schwappen. Viele Arbeitsplätze werden verloren gehen, ebenso die Ersparnisse der Leute, und während die Preistreiberei auf dem Vormarsch ist, verlieren die Menschen ihren Glauben daran, dass die, die sie anführen, in der Lage sind, für Recht und Ordnung zu sorgen. Sie bekommen Angst. Und Menschen, die Angst haben, tun verzweifelte und dumme Dinge.« Uriel runzelte die Stirn. »Angst ist die mächtigste Waffe Satans. Wenn es ihm gelingt, die fehlenden dreizehn Münzen aufzuspüren, wird es noch schlimmer. Er wird Regierungen stürzen und große Unternehmen in den Ruin treiben. Die Angst wird eskalieren. Aufstände und vielleicht Kriege sind die Folge. Und wenn er die letzte Münze an sich bringt … Nun ja, das muss ich dir sicher nicht in allen Einzelheiten ausmalen.«
    Eine unsichtbare Last senkte sich auf Brians Schultern. »Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe: Dieses kleine Silberstück in meiner Hand könnte die Arschkarte sein, die die Menschheit gezogen hat, wenn der Teufel sie in die Finger kriegt.«
    Die Augenbrauen des Engels schnellten in die Höhe, aber seine Augen blitzten in einem Anflug von Belustigung auf. »Das wären nicht ganz die Worte, mit denen ich es ausdrücken würde, aber ja – das ist des Pudels Kern.«
    »Großartig. Danke.«
    Brian steckte die Münze in seine Hosentasche. Sobald er wieder in San Jose wäre, würde er das verdammte Ding MacGregor in den Schoß werfen. Das Letzte, was die Welt brauchte, war Brian Webster als Retter der Menschheit.
    »Beeilen wir uns«, drängte der Engel. »Wir haben nur noch weniger als eine Minute, bevor die New Yorker Feuerwehr durch diese Tür kommen wird.«
    Brian nickte.
    Sein Blick fiel noch einmal auf das leblose Mädchen. Es fühlte sich falsch an, dass er nicht einmal ihren Namen kannte. Zur Hölle, sie war hier die Heldin! Vielleicht hatte sie gewusst, was sie tat, vielleicht auch nicht – jedenfalls hatte sie ihr Leben hingegeben, um die Münze zu schützen. Und niemand außer ihm würde jemals davon erfahren. Keine Statue würde ihr zu Ehren errichtet werden, keine Lobrede würde je ihre unglaubliche Tapferkeit preisen.
    Verflucht.
    Wenn ein schwaches junges Mädchen dieses Opfer bringen konnte, dann war doch das Mindeste, was er selbst tun konnte, dafür zu sorgen, dass es nicht umsonst gewesen war. Diese Münze zu beschützen hatte ihr etwas bedeutet. Sie nun ohne reifliche Überlegung MacGregor zu überlassen, hätte ihr Opfer mit Füßen getreten.
    Das Leben hatte diesem armen Mädchen übel mitgespielt – und nicht nur einmal, so wie sie aussah. Sie hatte Monate, vielleicht Jahre auf der Straße verbracht: verloren, halb verhungert und mittellos. Und die ganze Zeit über war ihr niemand zu Hilfe gekommen. Niemand hatte sie gerettet. Nicht einmal er.
    Was hieß, dass er nun den Tod von
zwei
Mädchen auf dem Gewissen hatte.
    Er legte ihr die Hand auf die Kehle und holte ihre Seele heim.

[home]
2
    E in Schwarm Spatzen schlug über ihrem Kopf Kapriolen und zwitscherte bei jedem launischen Windstoß. Vom Fuß der Treppe zum Metropolitan Museum of Modern Art blickte Lena in den makellosen blauen Himmel. Ihr Herz klammerte sich an die Normalität dieses schönen Frühlingsmorgens. Es hätte eigentlich regnen müssen. Oder wenigstens bewölkt sein. Irgendetwas, das erkennen ließ, dass diese Welt ein wenig schlechter geworden war, nun nach dem Tod eines jungen Mädchens.
    Oder ging
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