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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine Zigarette an.
    Dann stieg er hinab in die Kabine, wo Loretta blaß und ohne Besinnung auf einer Bank lag.
    Als er nach einiger Zeit wieder nach oben kam, stand William am Mast und blickte der Küste entgegen, der sie sich näherten.
    »Wir bringen sie nach Castlebay ins Hospital«, sagte er, als ob es das Selbstverständlichste von der Welt wäre, daß man Loretta halb ertrunken in ein weißes Krankenhausbett legte. »Und dann hoffe ich, Percy, daß du weißt, was du zu tun hast. Ich danke dir übrigens. Ich werde dir deine Heldentat nie im Leben vergessen.«
    »Ich rufe sofort in Aberdeen an und zitiere Bebsy herbei.«
    »Natürlich. Das kommt dir gelegen, und auch Loretta kann das Mädchen in den nächsten Wochen gut brauchen.« William zog an seiner Zigarette. »Was noch, Percy?«
    »Ich verständige Lady Abbot.«
    »Was wirst du ihr sagen?«
    »Erstens, daß du gefunden worden bist.«
    »Falls sie das noch nicht weiß. – Und zweitens?«
    »Daß alles okay ist.«
    »Was ist alles okay?« William blickte seinen Freund und Diener mißtrauisch an.
    Jetzt, da die unmittelbare Gefahr vorüber war, befürchtete er schon wieder irgendeine der kleinen Teufeleien des unverbesserlichen Percy.
    »Na, was denn, mein Goldjunge?« Percy blinzelte ihm zu. »Ich werde Tante Abbot sagen, daß Lord Ashborne und Lady Loretta Gower in Kürze als Vermählte grüßen werden.«
    »Bist du verrückt?« William hielt Percy, der sich abwenden wollte, am Ärmel fest. »Wir haben doch Loretta noch gar nicht gefragt.«
    »Ist das nötig?« lachte Percy. »Bebsy hat ›ja‹ gesagt, als ich sie fragte, ob sie meine Frau werden will. Und hast du schon einmal erlebt, daß eine Kammerzofe etwas anderes sagt als ihre Herrin – oder umgekehrt?« Und als er das verblüffte Gesicht Williams sah, klopfte er ihm kräftig auf die Schulter und meinte. »Na, mach' den Mund zu, hier zieht's ganz gewaltig.«
    Und darin konnte William dem guten Percy nicht widersprechen.
    In Castlebay ging man an Land. Ein Wagen brachte Loretta, die noch immer besinnungslos war, sofort in die Klinik von Dr. Scilly. William wich nicht von ihrer Seite. Er saß im Krankenzimmer bei ihr, er begleitete sie ins Untersuchungszimmer, er stand neben dem Bett, als sie, noch immer – oder schon wieder – besinnungslos, in erhitzte Tücher eingewickelt wurde.
    Dann – als der Arzt absolute Ruhe verordnete – ging er in den großen Garten der Klinik, setzte sich auf die Bänke, lief herum, beobachtete das Fenster, hinter dem Loretta bleich in den Kissen lag, oder ließ sich von Percy berichten, was dieser alles unternahm. Er selbst begnügte sich damit, zu warten, zu warten und zu warten. Zu etwas anderem fühlte er sich nicht in der Lage.
    Percy hatte unterdessen, wie angekündigt, bei Lady Abbot angerufen.
    Dieses Telefongespräch war es wert, aufgezeichnet zu werden. Es bewies, daß man per Draht allerhand erzielen konnte, was normalerweise unmöglich zu erreichen gewesen wäre.
    Percy sagte: »Guten Abend, Mylady. Hier spricht Percy …«
    »Wo ist William?« schrie Tante Mary sofort. »Sie Lümmel, Sie sind einfach verschwunden! Und Ihre Bebsy weint den ganzen Tag! Wo ist William?«
    »Bei mir, Mylady.«
    »Bei – bei Ihnen?« Tante Mary keuchte wie eine lahme, sich eine Steigung hinaufquälende Lokalbahn, welcher der Dampf auszugehen droht. »Und wo sind Sie?«
    »Gegenwärtig in Castlebay. Sonst auf Insel Pabbay.«
    »Castlebay? Pabbay? Mein Gott, was macht William am Ende der Welt?«
    »Zuerst stand er am Meer und starrte hinein. Unzweifelhaft wollte er hineinspringen. Aber dann maß ich die Temperatur. Sechzehn Grad. Das war ihm zu kalt.«
    »Sie wagen es, mich auf den Arm zu nehmen?« schrie Lady Abbot außer sich. »Sie sind wohl inzwischen Kommunist geworden? Ich schicke Sie nach Moskau! Warten Sie nur, ich komme sofort nach Pabbay!«
    Und jetzt geschah das, was in die vereinigte Familiengeschichte der Abbots und Ashbornes einging. Percy sagte, was noch keiner vor ihm zu sagen gewagt hatte: »Bloß das nicht! Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Tante Mary verschlug es die Sprache. Eine solche Ungeheuerlichkeit hatte sie noch nie erlebt. Zum erstenmal in ihrem Leben war sie geschlagen, so geschlagen, daß sie während der folgenden Unterhaltung nur noch »ja« und »nein« und »soso« sagte.
    »Lord Ashborne hat inzwischen ganz davon abgesehen, Mylady, sich selbstmörderisch zu betätigen. Er ist verliebt.«
    »Soso.«
    »Lady Gower ist auch hier.«
    »Ja?«
    »Gewiß.
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