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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tischchen stand ein Riesenstrauß roter Rosen, deren Duft den ganzen Raum erfüllte.
    Schnell schloß Loretta die Augen und atmete flach – es war ihr, als glitte sie wieder zurück in jenes Dunkel, aus dem sie gerade gekommen war. Da riß die helle Stimme der Schwester sie zurück.
    »Sie dürfen jetzt nicht wieder einschlafen, Mylady. Wir sind froh, daß Sie endlich erwacht sind.«
    »Bin ich so krank?« fragte Loretta mit leiser Stimme. »Was ist denn geschehen?«
    »Sie hatten eine Lungenentzündung und waren vier Tage praktisch ohne Besinnung. Sie befinden sich im Krankenhaus von Castlebay, und Lord Ashborne läßt Sie herzlich grüßen.«
    Die Schwester zeigte dabei auf die Rosen. Loretta drehte den Kopf zur Seite, entdeckte die Blumen und erstrahlte.
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Er wartet im Garten. Seit vier Tagen hat er die Klinik keine Minute verlassen. Selbst in der Nacht saß er draußen im Flur und döste auf einem Stuhl.«
    Loretta lächelte. Ihr blasses Gesicht, umrahmt von den langen Locken, färbte sich ein wenig; rosig überzogen sich ihre Wangen.
    »Und ich muß noch lange liegen?« fragte sie leise.
    Die Schwester nickte.
    »Einige Zeit schon noch. Dr. Scilly meint, daß er Sie erst entläßt, wenn Sie wieder ohne Schwierigkeit die Tosca singen können.«
    Lächelnd räkelte sich Loretta in den Kissen und summte einige Takte aus der Puccini-Oper.
    »Der Anfang wäre gemacht«, sagte sie dann scherzend zur Schwester. »Den Rest schaffe ich mit Leichtigkeit.«
    Sie nahm eine Rose aus der Vase und drückte sie an die Lippen.
    Die Schwester verließ das Zimmer, jetzt ruft sie William, dachte Loretta und fühlte, wie ihr Herz stärker klopfte. Jetzt erscheint er gleich wie ein großer, schuldbewußter Junge, und ich muß ihn trösten.
    Sie strich über die Bettdecke und legte die Rose darauf, behielt aber den Stiel in der Hand.
    Als die Tür aufging, schloß sie schnell die Augen. Jetzt steht er vor dem Bett, malte sie sich aus. Jetzt betrachteter mich und wagt nicht zu sprechen.
    Er denkt, ich schlafe. Und er sieht die Rose in meiner Hand und freut sich.
    Langsam öffnete sie die Augen. William stand am Fußende des Bettes und sah sie an. Lächelnd hob er die Hand, trat näher, beugte sich über sie und gab ihr einen sanften Kuß. Dann richtete er sich auf und setzte sich auf die Bettkante.
    »Gut, daß du wieder wach bist und die Krisis vorbei ist«, sagte er burschikos, während ihn Loretta erstaunt musterte. Er sieht gar nicht zerknirscht aus, dachte sie. Im Gegenteil, er scheint sich durchaus wohl zu fühlen.
    »Wenn du wieder ganz auf den Beinen bist«, fuhr William fort, »wollen wir uns nämlich über den Fall genauer unterhalten. Übers Knie werde ich dich legen und dir klarmachen, was es heißt, den guten, lieben William so aufzuregen. Tut eine anständige Braut so etwas?«
    »Nein, William«, sagte Loretta leise und schüttelte glücklich den Kopf.
    »Und zwei Wochen nach deiner Entlassung wird geheiratet.«
    »Ja, William.«
    »Ich habe Tante Mary bereits benachrichtigt. Telefonisch. Den ersten Schock hatte ihr schon Percy verpaßt. Sie bekam einen Schreikrampf und ließ den Hörer fallen. Ich nehme an, daß sie dich zur Alleinerbin einsetzt. Dadurch wirst du eine Riesenpartie sein, die ich mir nicht entgehen lassen kann.«
    »Pfui, du Mitgiftjäger!« lachte Loretta und zog ihn an seiner Mähne zu sich herab. »Du ganz ekliger, gemeiner, egoistischer, eiskalter, ge … geliebter Mensch, du!« Und dann gab sie ihm einen Kuß, der gar nicht sanft, sondern heiß und zeitlich nicht mehr meßbar war. Sozusagen ein Weltrekord.
    »Ich habe übrigens mein Haus auf Pabbay zum Verkauf ausgeschrieben«, meinte William nach dem Kuß. »Ich kann es nicht mehr sehen.«
    »Weil ich dir dort sagte, daß ich dich liebe?«
    »Schäfchen!« Er wußte, daß er nicht von ihrem Abenteuer auf dem Meer sprechen sollte, und schwieg deshalb davon. »Wohin wollen wir fahren?«
    »Wann?« Loretta sah ihn fragend an.
    »Auf unserer Hochzeitsreise. Nach Venedig? Nach Capri? Oder nach Indien? Du kannst wählen.«
    »Wirklich?« Loretta schmiegte sich an ihn. »Dann weiß ich schon, wohin.«
    »Rio de Janeiro wäre auch nicht schlecht.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nach Invergarry. Und wir schreiben allen: Wir sind verreist. Auch Percy schicken wir weg. Dann sind wir endlich in unserem eigenen Haus allein … verreist ins Glück zu zweien.«
    Als William sie stürmisch küßte, warf er die Vase mit den Rosen um.
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