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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer
Autoren: Heinz G. Konsalik
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als Büroangestellter eine Stellung suchte. So hatte Bishop kurzentschlossen als Diener bei Ashborn angeheuert und betreute seitdem seinen durch Dichtung und unerfüllte Liebe langsam wunderlich werdenden Freund, der manchmal sogar schon mit dem Gedanken spielte, ins Kloster zu gehen.
    Die unglückliche Liebe seines Schützlings und Herrn griff dem guten Percy ans Herz, aber auch er sah keinen Ausweg und mußte sich mit der Miene eines Gefolterten die Gedichte anhören, die ihm Ashborne abends am Kamin vorzulesen pflegte.
    Wie gesagt – William stand nun am Loch Ness und dachte nach:
    Ich müßte nach Aberdeen fahren und mir dort im Opernhaus eine Loge mieten. Und jeden Abend müßte ich dann auf die Bühne einen Blumenstrauß werfen, so lange, bis sie weich werden und mich empfangen würde. Ich müßte mich an ihre Fersen heften und ihr folgen, notfalls bis ans Ende der Welt. Einmal würde ich sie allein treffen, und sie müßte mich anhören.
    Aber William Ashborne war ein Schotte. Es brauchte niemand ein Mathematikprofessor zu sein, um auszurechnen, daß die Verwirklichung solcher Pläne sündhaftes Geld in Anspruch nehmen würde. Allein die Blumen und die Loge … William schüttelte den Kopf. Es mußte da einen billigeren Weg geben. Nur wußte er leider nicht, welchen.
    Er schreckte auf, als er Schritte hinter sich hörte. Percy Bishop kam über die weite Wiese gelaufen und schwenkte in der rechten Hand eine Zeitung. Sein Gesicht strahlte wie das eines Honigkuchenpferdes, und seine kurzen, dicken Beine wirbelten über den Rasen.
    »William!« schrie er. »William! Ein Wink des Schicksals!« Atemlos blieb er vor Ashborne stehen und reichte ihm die Zeitung. Es war ein Exemplar der ›Aberdeen Times‹. Aufgeschlagen hatte er den Anzeigenteil. Eine Annonce war von ihm rot angestrichen worden.
    »Fahrer für Auto und Pferdekutsche sowie zweiter Gärtner ab sofort gesucht. Wohnung im Hause. Gehalt nach Vereinbarung. Es wollen sich nur beste Kräfte bewerben. Zu melden bei Adresse Loretta Gower, Aberdeen, Kingston Street 34, bei Butler J. Stoke.«
    »Das ist es, William«, kommentierte Percy Bishop. »Du sattelst um auf Fahrer und Kutscher, ich auf Gärtner. Dann haben wir deine Loretta täglich in unserer nächsten Nähe.«
    William Ashborne sah seinen Freund groß an. »Verstehst du denn was vom Gärtnern?«
    »Kein Gramm. Soviel wie du vom Kutschbockfahren.«
    »Na also, was willst du dann mit dem Quatsch?«
    »Ist doch egal, Hauptsache, wir bekommen die Jobs, dann werden wir weitersehen.«
    »Du bist verrückt!«
    Percy war nicht mehr zu bremsen.
    »Helfen«, sagte er, »muß uns natürlich eine kleine Maskerade, die unumgänglich ist.«
    »Welche Maskerade?«
    »Nun, du läßt dir umgehend einen Bart wachsen, setzt dir eine Brille auf und färbst dir die Haare. Ich mache was Ähnliches.«
    »Blödsinn! Wann sollten die Bärte wachsen? Das würde Zeit in Anspruch nehmen. In der Anzeige steht aber: ab sofort.«
    »Überlaß das mir, William. Bart brauchst nur du einen. Ich werde mit deinem Einverständnis in Aberdeen sein und uns für den nächsten Ersten anmelden. Bis zu diesem Termin wird sich dein Flaum zu einem Bart verdichtet haben. Mit dem Butler komme ich schon zurecht. Der wird in mir einen Gärtner erleben, den er noch nicht gesehen hat. Ich werde alle meine Vorgänger in jenem Hause ausstechen. Du kennst mich doch. Und weißt du, was das Beste an meinem Plan ist?«
    »Was?«
    »Daß er dich nichts kostet, im Gegenteil, man bezahlt uns sogar noch für unsere Tätigkeit.«
    Das gab den Ausschlag. William Ashborne war nicht umsonst Schotte. Von ihm bekam also Percys total verrückter Plan grünes Licht.
    Der Lord lachte laut und wollte Percy auf die Schulter klopfen. Wenn William aber klopfte, gingen normale Menschen in die Knie und legten sich platt hin. Percy kannte das aber schon und brachte sich rasch in Sicherheit. Mit breitem Grinsen wich er ein paar Schritte zurück.
    »Einverstanden?« fragte er völlig überflüssig.
    »Na schön. Hau ab, mein Junge, und schau, was du in Aberdeen erreichen kannst. Am nächsten Ersten folge ich dir und kenne dich nicht mehr. Und noch eins: Vergiß nicht, dich in Aberdeen für ein billiges Hotel zu entscheiden. Du weißt ja, wir sind in untergeordneten Stellungen tätig und haben daher den Anschein zu meiden, in Geld zu schwimmen.«
    Percy Bishop nickte, und sein Grinsen war schon ziemlich hinterhältig. Immer die Laus um den Balg schinden, dachte er. Mir machst du
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