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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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München in den Jahren vor unserer Begegnung verzeichnet sind. Wie oft waren wir wohl auf derselben Veranstaltung oder im selben Film? Sind wir aneinander vorbeigelaufen, ohne zu ahnen, dass wir in fünf oder zehn Jahren verheiratet sein würden? Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass uns das passiert ist, am Institut für Theaterwissenschaften etwa, an dem wir beide eingeschrieben waren.
    Einmal, das weiß ich, hätten wir uns nicht nur begegnen sollen, sondern sogar miteinander arbeiten. Ich hatte mich beim Bayerischen Rundfunk für ein Volontariat beworben. Chancen hatte ich mir keine ausgerechnet, weil es für die wenigen Plätze unendlich viele Bewerber gab, und ich meine journalistischen Fähigkeiten für eher durchschnittlich hielt. Zu meiner großen Überraschung bekam ich eine Zusage. Ich sollte im Radio bei der Sendung Zündfunk mitarbeiten und im Fernsehen bei Live aus dem Alabama . Das war die Jugendshow, bei der nicht nur Giovanni di Lorenzo, Sandra Maischberger und Günther Jauch moderierten, sondern von Anfang an auch Amelie. Ich geriet völlig aus dem Häuschen und sah mich schon als Fernsehproduzent, Redakteur oder Moderator.
    Damals lebte ich mit einer Freundin und deren Kind in einer Hippie-Idylle auf dem Land. Wir betrachteten uns als Kreative, die sich dem Kommerz verweigern, sie studierte an der Kunstakademie, ich verfasste zu Hause Texte, die keinen interessierten. Wir waren arm. Aber das sollte sich nun ändern, denn das Volontariat war, zumindest für unsere Ansprüche, gut bezahlt.
    Als ich meiner Freundin die freudige Nachricht überbrachte, fing sie an zu weinen. Es waren keine Freudentränen, sie war verzweifelt, weil sie unser Lebensmodell gefährdet sah. » Wer passt dann auf mein Kind auf, wenn ich an der Akademie bin?«, schluchzte sie, » der Kontakt mit anderen Künstlern ist so wichtig für mich, hier auf dem Land versauere ich doch.«
    Ich weiß natürlich, was ich hätte entgegnen müssen. Ich hätte sagen sollen, dass auch ich ein Recht habe, nicht zu versauern, dass sie sich als Mutter ruhig mehr um ihr Kind kümmern könnte, und ich diese einmalige Gelegenheit zum Einstieg in eine Karriere, von der ich immer geträumt hatte, auf keinen Fall ausschlagen könne. Ganz klar, ich hätte meine Interessen durchsetzen müssen. Stattdessen habe ich sie in den Arm genommen und getröstet. » Ich weiß, wie wichtig dir die Kunst ist«, sagte ich, » und wie hart die zwei Jahre als alleinerziehende Mutter waren, bevor wir uns kennengelernt haben. Jetzt bist du endlich glücklich und so produktiv. Nein, das will ich auf keinen Fall zerstören.« Meine Reaktion war verrückt, das bestätigte mir auch der Ausbildungsleiter des Bayerischen Rundfunks, als ich ihm absagte. Heute kann ich mir diesen Wahnsinn nur mit Liebesblindheit und selbstzerstörerischer Gutmütigkeit erklären.
    Aber das ist nur der eine und weniger wichtige Aspekt der Geschichte. Als Hippie trug ich die Haare damals lang, außerdem ein Bärtchen, mit dem ich Frank Zappa huldigte. Obwohl ich gern Sport trieb, schlurfte ich, als könnte ich meinen Körper nur mit Mühe in der Senkrechten halten. Dazu sprach ich, um zu provozieren, deftigen bayerischen Dialekt. Hätte Amelie mich so kennengelernt, hätte sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht Liebe, sondern Widerwillen auf den ersten Blick verspürt. Wir hätten nie geheiratet und später nicht gemeinsam die Pflegschaft für den Jungen übernommen, für den ich damals auf das Volontariat verzichtet habe. In dieser Hinsicht war es gut, dass ich mich so rätselhaft dämlich verhalten habe.
    Für meine Eltern übrigens war an dieser Geschichte nichts Geheimnisvolles. Sie hatten bei sich selbst erlebt, wie zwei, die füreinander bestimmt sind, auf seltsamen Umwegen genau im richtigen Moment aufeinandertreffen. Mir fällt es schwer, zu glauben, dass jemand unsere Geschicke lenkt. Eher schon halte ich es für möglich, dass es eine Art Witterung für die Zukunft gibt, und wir in manchen Momenten nicht nachvollziehbare Entscheidungen treffen, die sich später als richtig herausstellen. Bauen würde ich auf diesen Instinkt allerdings nicht.
    Im Verlauf unserer Ehe haben Amelie und ich oft erlebt, dass es eine Art telepathische Verbindung zwischen uns gibt. Natürlich kann man, wenn man sich lange kennt, Reaktionen des Partners
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