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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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Freunde haben mich eingeladen, Wochenenden mit ihnen zu verbringen, ich durfte immer dabei sein. Ich konnte mich ja mit niemandem austauschen, der in einer ähnlichen Situation war wie ich. Ich war die einzige, der das passiert war. Ich hätte eine Anzeige aufgeben oder in eine Trauergruppe gehen müssen, aber das wollte ich nicht.
    Ungefähr ein Dreivierteljahr danach war ich mal auf einem Geburtstag eingeladen, und da sah ich nur Paare, und die tanzten dann alle miteinander und ich dachte nur: Ich halte das nicht aus, ich will hier weg. Und dann geht man samstags durch die Stadt und sieht nur Paare. Blöde selektive Wahrnehmung. Man weiß ja nicht, was hinter der Fassade steckt, ob die wirklich glücklich sind. Aber es verstärkt das Gefühl der Einsamkeit.
    Anderthalb Jahre später war ich zum ersten Mal mit einer Freundin aus, bis sechs Uhr morgens. Wir waren in einem ganz witzigen Laden, Bistro Brazil, da haben die Leute ausgelassen auf den Tischen getanzt, es hat einfach Spaß gemacht. Ich hatte mich nicht vergraben bis dahin, aber das war schön, da waren Menschen, da waren Männer, das war gut.
    Und so nach zwei Jahren dachte ich, nein, ich will nicht das gleiche Schicksal erleben wie meine Mutter, das kann es nicht sein. Ich war damals 47 oder 48 und ich dachte, irgendwann wäre es ganz schön, wieder einen Partner zu haben, einen Freund oder einen Liebhaber.
    Aber dann hat es ja noch eine Weile gedauert, bis ich wirklich bereit war, mich auf etwas einzulassen.
    Und ich denke, dass Holger immer mal wieder da gewesen ist. Einmal lag ich so im Bett, und da habe ich gespürt, er ist da. Das war wie so ein Hauch, der über meine Wange streicht. Als würde er mich streicheln, so nach dem Motto: Ist alles gut, ich pass auf dich auf. Das war ganz verrückt.
    2006 , knapp drei Jahre nach Holgers Tod, ging ich zu Freunden zum Fußballschauen, HSV gegen Werder. Und da saß Detlef. Wir hatten uns vor vielen Jahren schon mal getroffen, über Holger, aber ich konnte mich daran nicht erinnern. Wir unterhielten uns, und irgendwann dachte ich: Bei dem hat es jetzt klick gemacht. Ein paar Tage später rief er mich unter einem Vorwand an, dann haben wir anderthalb Stunden telefoniert. Danach haben wir uns immer wieder mal getroffen, aber dann hat es noch Ewigkeiten gedauert. Ich war erst ziemlich verhalten, ach nö, dachte ich zuerst, den will ich gar nicht. Und dann dachte ich plötzlich, eigentlich finde ich den doch ganz gut.
    Und dann war wieder Fußball, Deutschland gegen Portugal, WM 2006 , das Spiel um den dritten Platz. Ich hatte gearbeitet und mich anschließend mit Detlef getroffen. Wir waren in so’ner Fußballerkneipe und dann noch in einem anderen Laden, der noch schauriger war, und irgendwann sagte er: Ich könnte dich jetzt küssen. Und ich sagte: Dann mach doch! Und dann standen wir da an der Theke und haben geküsst und geküsst wie so Teenies. Und dann bin ich um sieben Uhr nach Hause, weil ich mit dem Hund gehen musste. Später hat er mir erzählt, dass er mich schon immer gut gefunden hatte, also mehr als gut. Aber es sei ja Holger da gewesen. Und irgendwann, als es dann sozusagen offiziell war, sagte er: Jetzt hab ich dich. Süß, nicht?

» Liebe ist der Inbegriff, auf das Andere pfeife ich.«
    Wilhelm Busch
    Geheimnisse
    Warum schafft das eine Paar es trotz guter Voraussetzungen nicht, und das andere trotz aufreibender Konflikte doch? Meistens gibt es plausible Erklärungen dafür, warum Ehen scheitern, langsam zerbröseln oder schon bald nach der Hochzeit in die Brüche gehen. Halten Ehen wider Erwarten über lange Zeit oder werden sie sogar besser, hat das immer auch etwas Magisches. Es beginnt schon mit der ersten Begegnung. Wenn sie nicht arrangiert ist– durch Freunde oder immer häufiger über das Internet– ist sie zufällig. Wie ist es dazu gekommen? Was wäre passiert, wenn einer der beiden kurz vor dem Zusammentreffen plötzlich seinen Plan geändert hätte? Wenn er nicht zu jener Geburtstagsparty, ins Theater oder zur Eröffnung einer neuen Kneipe gegangen wäre? Hätte er noch eine Gelegenheit bekommen oder die Chance für immer verspielt? Das fragen sich glückliche Paare, wenn sie, meist ein wenig sentimental, auf die Anfänge ihrer Ehe zurückblicken.
    Ich zum Beispiel wüsste gern, wie eine topographische Karte aussähe, auf der Amelies und meine Wege durch
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