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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht
Autoren: Melanie Neupauer
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sie ihren Eltern jetzt von dem Brief erzählen sollte? Lieber nicht. Sie kannte sie einfach zu gut. Am Ende würden sie ihr die Sachen abknöpfen und mit dem Fall zur Polizei und Zauberaufsichtsbehörde Peretruas gehen. Und sie wollte schließlich wissen, wer dieser unbekannte Verehrer mit dem Namen Artus war.
    Schweinsnase stupste sie mit seinem klobigen Finger an. Er war in Tränen aufgelöst. »Kamelwaffe verbrannt«, piepste er und zeigte auf den schwarzen Krümelhaufen auf seinem Teller.
    »Macht doch nichts, Schweinsnase, das kann jedem einmal passieren«, sagte Natalie und tätschelte seine Schweinsohren. Beruhigt watschelte er wieder zur Kochecke zurück.
    »Meine werten Damen, nicht dass Sie denken, ich würde Ihre Gesellschaft nicht schätzen, aber es ist sieben Uhr dreißig, Sie sollten langsam aufbrechen«, erinnerte sie Natalies Vater an die voranschreitende Zeit. »Wie gut, dass ich meinen Laden immer erst um neun Uhr aufmache und noch ein Weilchen ohne euch Hühner faulenzen kann.«
    Maria gab ihm einen Kuss. »Wie gut, dass ich die Brötchen verdiene und wir uns deine Faulheit leisten können.« Luca wirkte verlegen, Natalie grinste und gab ihm einen Wangenkuss zum Abschied.
    »Mach’s gut, Pa. Du hast jetzt übrigens roten Lippenstift von Mama dran, es steht dir aber gut.« Sie kicherte und verließ mit ihrer Mutter die Wohnung. Als sie an der Straße standen, winkte ihnen Schweinsnase vom Fenster zwei Stockwerke weiter oben zu. Natalie winkte lächelnd zurück.
    »Du kannst mit der Kutsche mitfahren, Liebes.«
    »Danke Mama, aber ich fahre lieber mit dem Trollbus.«
    Sie wurde von einem Röntgenblick ihrer Mutter durchbohrt. »Du schämst dich doch nicht etwa für deine Mutter?«
    »Nein, wo denkst du hin! Die Kutsche hat letztes Mal nur zu viel Aufsehen erregt. Ariane hat den ganzen Tag gelästert.«
    »Du bist doch nicht sauer, dass wir gestern Abend ohne dich unser Hochzeitsjubiläum gefeiert haben?«
    »Nein, nein, das hat gar nichts damit zu tun. Ich nehme den Trollbus, das ist kein Problem!«
    Natalie verabschiedete sich von ihrer Mutter mit einem Kuss auf die Wange und winkte Baristono zu, der ihr aus dem Kutschenfenster zurief: »Guten Morgen, Sonnenschein! Lust auf eine Spritztour mit zwei neuen Schimmeln? Sie sind bestimmt schneller als die stinkenden Trolle!« Der Chefredakteur grinste ihr verschmitzt zu. Sein massiger Kopf passte gerade so durch das schmale Kutschenfenster. Arme Schimmel, dachte Natalie. Mit Baristono hatten sie eine schwere Fuhre zu ziehen.
    »Danke, ein anderes Mal gern«, rief sie ihm zu und schlug den Weg zur Bushaltestelle ein.
    »Pass auf dich auf, Schatz«, hörte sie noch den üblichen Warnruf ihrer Mutter, den sie geflissentlich ignorierte. Schnellen Schrittes eilte sie die Kriechfußstraße entlang, die von morgen trunkenen Peretruanern bevölkert war. Natalie mochte es ihnen nicht verübeln, normalerweise war sie auch ziemlich verschlafen, doch die Gedanken an den unbekannten Verehrer jagten Adrenalin durch ihren Körper. Sie konnte sich zwar den Brief nicht erklären, aber vielleicht hatte sie in einem früheren Leben einen Artus gekannt und geliebt? Ob dieser Artus gut aussah? Auf jeden Fall muss er sehr romantisch sein, dachte sie lächelnd.

3. Kapitel
Gingin

    Nachdenklich ging Natalie die Kriechfußstraße weiter entlang, bis sie an einer Gabelung ankam. Dort folgte sie einige Meter der Schlürfnichtsostraße, bis sie die Straßenseite wechselte und sich zu den anderen Wartenden an der Bushaltestelle gesellte. Ein Schild mit einem grimmig dreinblickenden Troll markierte die Haltestelle, an der sich bereits zwanzig Peretruaner eingefunden hatten. Natalie seufzte. Das wird wieder mal ein Gedränge geben, dachte sie genervt.
    Ein schlanker Junge mit hübschem, fast noch kindlich wirkendem Gesicht und schwarzem Haar stellte sich zu den Wartenden. Als er Natalie erblickte, nickte er grüßend in ihre Richtung.
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Bedito!«, kam es lauter und fröhlicher von Natalie als beabsichtigt. Bedito Karawas grinste nur breit und ließ sich zu einem »Morgen, Emilie«, herab.
    Natalie wurde puterrot, sie wäre am liebsten im Boden versunken. Er wusste nicht einmal ihren richtigen Namen! Warum konnte sie ihre Hormone in solchen Situationen nicht unter Kontrolle halten? Natalie biss sich verärgert auf die Lippen.
    Schnaufend näherte sich der Trollwagen. Zwei grobschlächtige Trolle zogen einen Holzwagen, der bereits zur Hälfte
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