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Verliebt, verlobt und eingesargt

Verliebt, verlobt und eingesargt

Titel: Verliebt, verlobt und eingesargt
Autoren: Jason Dark
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Vögel segelten mit aufgeplusterten Körpern durch die Luft. Zumeist Amseln, Spatzen und Krähen.
    Die langen Gräberreihen zeigten sich ebenfalls vereist. Dieser Friedhof war relativ neu. Wir sahen keine prächtigen Grüften oder ausgefallene Grabsteine. Die Gräber waren, wie man so schön sagt, pflegeleicht angelegt worden. Schachbrettartig durchzogen die schmalen Fußwege die Areale und führten den Besucher sicher ans Ziel. Auf den breiteren Wegen lag Kies. Auch er hatte eine graue Schicht bekommen und war rutschig. Der Untergrund der schmaleren Pfade war ebenfalls steinhart gefroren, so daß die Fußabdrücke der Besucher vor dem großen Frost sich wie eine Kraterlandschaft abzeichneten. Die wenigen Bäume machten auf mich einen traurigen Eindruck. Ihre blattlosen Äste und manchmal dünnen Zweige hatten etwas Krallenartiges an sich. Wenn sie tiefer hingen, wirkten sie wie Reckstützen für aus den Gräbern kletternde Zombies. Todd drehte sich um und grinste. »Der Boden scheint doch härter zu sein, als wir angenommen haben.«
    »Ich konnte mir die Zeit leider nicht aussuchen, Mr. Todd.«
    Er wischte mit der Hand durch die Luft. »Ich mache Ihnen auch keinen Vorwurf, Sir.«
    Larry Elkmans Grab lag am Rand eines Gräberfeldes. Zwei Männer hoben sich deutlich ab. Einer hielt einen Preßlufthammer fest, mit dem er den Boden aufbrach. Der andere schaute uns entgegen. Zwischen seinen dicken Lippen steckte eine braune Zigarre. Eine feine Rauchwolke zog in den Nebel und vermischte sich mit ihm.
    »Wie geht es, Parry?«
    Der Raucher nickte Todd zu. »Ist ziemlich schwierig, Mr. Todd. Der Frost kam sehr tief.«
    »Aber ihr schafft es.«
    Parry paffte zwei dicke Wolken. »Klar.«
    Wir wurden ihm und seinem Kollegen vorgestellt. Arbeiterdenkmal wollten Suko und ich nicht spielen. Wir schnappten uns beide die herumliegenden Schaufeln und begaben uns daran, die schon gelösten Dreckklumpen zur Seite zu schleudern.
    Es dauerte noch gut eine halbe Stunde, bis wir den Deckel des Sargs freigelegt hatten. Mittlerweile hatte sich der Nebel ein wenig verzogen. Die Wintersonne stand als blendender Ball ziemlich tief am Himmel. Jetzt hätte ich gern eine dunkle Brille gehabt.
    Todd nickte und sagte dann: »Es war ein guter Sarg. Die schwere Erde hat ihn noch nicht eingedrückt. Bei manchen geht das sehr schnell. Sollen wir ihn hochhieven?«
    »Ist das mit Schwierigkeiten verbunden?« fragte Suko.
    »Das schaffen wir schon.«
    Der Inspektor maß den Raum zwischen Grabwand und Sarg mit schätzenden Blicken ab. »Da müßten wir eigentlich zwischenpassen, John.«
    »Okay.«
    Wir schaufelten noch einiges an Erde aus dem Grab und waren dann soweit, hineinsteigen zu können. Todd und seine beiden Helfer hatten sich an den Rändern aufgebaut. Sie schauten zu uns herunter. Die Sonne stand in ihrem Rücken, strahlte sie an und gab ihnen den Schein überirdischer Wesenheiten.
    Natürlich waren die Schlösser verdreckt. Wir säuberten sie mit unseren Handschuhen, so daß wir sie auch öffnen konnten.
    Gemeinsam hoben wir den Deckel ab, schoben ihn unseren Helfern hoch und schauten in die Totenkiste. Suko und mir stockte der Atem.
    ***
    Sie liebte das Leben und den Tod!
    So verschieden die beiden Dinge auch waren, für sie gehörten sie einfach zusammen. Erst das Leben mit allen positiven Dingen, die es brachte, genießen und dann, gewissermaßen auf dem Höhepunkt, es radikal zu zerstören. Das war ihre Motivation, das hielt sie aufrecht, das machte ihr Spaß.
    Niemand wußte von ihrem geheimnisvollen Leben. Kein Einwohner der Stadt, die man als die größte Westfalens bezeichnete, ahnte, daß eine lebende Zeitbombe sie bedrohte.
    Magie war für die meisten Bewohner so fern wie irgendein Spiralnebel in der Galaxis. In Dortmund hatte man andere Sorgen. Um Dämonen, Geister, Teufel und die damit verbundenen Folgen wollte sich niemand kümmern.
    Das wußte sie.
    Und deshalb fand sie auch immer wieder Opfer.
    Wobei das nächste schon auf ihrer Liste stand. Nur wußte der andere davon nichts. Er würde in ihre Falle laufen und das Grauen kennenlernen, das er schließlich mit in den Tod nahm. Susy lächelte…
    Eine Leiche sieht nie gut aus. Es sei denn, sie wird für einen Film gebraucht und ist dementsprechend geschminkt worden. Doch ein Toter, der fast ein halbes Jahr in der feuchten Erde gelegen hat, war längst in den Verwesungszustand übergegangen.
    Ich möchte auf eine detaillierte Beschreibung Elkmans verzichten, nur soviel sei gesagt,
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