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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
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aus. »Er hat«, bestätigte sie kurz angebunden, »und jetzt muss ich auflegen.«
    »Emily, wage es nicht …«
    »Wir sehen uns in zehn Tagen, wenn ich wieder in München bin.«
    »Emily!«
    »Wirklich, Fee, mir geht es prima, mach dir keine Sorgen. Ich erzähle dir alles, wenn ich zurück bin.«
    Fee schnaubte. »Ich mache mir keine Sorgen um dich , ich mache mir Sorgen um mich – ich werde sterben vor Neugier, wenn du jetzt nicht gleich rausrückst mit der Sprache.«
    »In zehn Tagen, versprochen!«
    »Emily, leg jetzt nicht …«
    »Mein Akku ist gleich leer.«
    »Emily!«
    »Bye, Fee.« Schnell unterbrach Emily die Verbindung und steckte das Telefon in die vordere Tasche ihrer Jeans. Dann drehte sie sich um und lief den Hügel hinunter in Richtung Dorf.
    Der fremde Junge schlenderte davon, aber Matt rührte sich nicht. Er wartete vor der niedrigen Mauer, die den Garten ihrer Großmutter umrahmte, und er sah irgendwie unwirklich aus in der Nachmittagssonne, die seinen schwarzen Haaren einen rötlichen Schimmer gab und seinen grübelnden Blick weichzuzeichnen schien. Irgendwie.
    Emily lächelte.
    Sie lächelte Matt zu, und Matt lächelte zurück.
    »Hey.«
    »Hey.«
    Sie war vor ihm stehen geblieben, die Hände in den Hosentaschen vergraben, die Wangen heiß. Mach dich nicht lächerlich, dachte sie verärgert, aber es half nichts. Er hat mich geküsst.
    »Hast du Fee erreicht?«, fragte er.
    »O ja, und es geht ihr blendend.« Emily dachte an das Gekreische ihrer Freundin, an ihre Fee-hafte Neugier. »Sie ist in Topform, könnte man sagen.«
    Matts Lächeln vertiefte sich, und damit auch das Grübchen auf seiner rechten Wange. »Und deine Großmutter?«, fragte er.
    Emily seufzte. »Das verlief nicht ganz so fröhlich.« Ihre Großmutter in München hatte sich große Sorgen gemacht, weil sich Emily in den vergangenen Tagen nicht gemeldet hatte. Nicht melden konnte, weil ich durch die Zeit katapultiert wurde, dachte sie trocken. Es war nicht einfach gewesen, ihre Großmutter damit zu trösten, dass das Handynetz an einem Ort wie dem Dartmoor eben nicht ganz reibungslos funktionierte. Was die Wahrheit war, aber eben nur die halbe. Sie wollte ihrer Großmutter nichts verheimlichen, aber was hatte sie für eine Wahl?
    Matts Augenbrauen hoben sich. »Was?«, fragte er.
    »Gar nichts.« Emily schüttelte den Kopf. Sie dachte daran, wie sie ihn vor einigen Tagen als Betrüger bezeichnet hatte, als jemanden, der anderen ständig etwas vormachte, der niemandem je etwas darüber verriet, wer er wirklich war und wie er wirklich lebte. »Ist es nicht anstrengend, andauernd zu lügen?«, hatte sie gefragt, und Matt hatte geantwortet: »Das wirst du ja bald selbst wissen, wenn du deiner Familie und deinen Freunden nicht erzählst, wo du deine Ferien verbracht hast. Und mit wem.«
    Weder ihrer Großmutter in München noch Fee noch irgendjemandem sonst würde sie je anvertrauen können, was sie in der vergangenen Woche erfahren hatte. Dass Hollyhill, das Heimatdorf ihrer Mutter, ein magischer Ort war. Der durch die Zeit reiste. Seit Jahrzehnten schon. Und mit ihm seine Bewohner, die weder alterten noch besiegbar schienen durch Fähigkeiten, die Emily nicht einmal ansatzweise verstand. Nicht einmal ihre eigene, die ihre Mutter ihr vererbt hatte: die Gabe, in die Zukunft zu träumen.
    Seit einer Ewigkeit lebte das Dorf Hollyhill sein mysteriöses Leben, um einzelne Schicksale zum Positiven zu wenden. So hatte Matt es ihr erklärt. Und es war nicht an ihr, dieses wohlbehütete Geheimnis in die Welt zu posaunen.
    »Emily, was ist los?« Matts Lächeln war verschwunden. »Ist etwas mit deiner Großmutter? Hat sie etwas gesagt?«
    »Nein, nichts«, gab sie schnell zurück. Einen Augenblick lang war sie versucht, Matt um Rat zu bitten, ihn zu fragen, ob es je so etwas gegeben hatte in Hollyhill: Einen Menschen, der nicht wirklich dazugehörte, aber irgendwie doch, der mit dem Dorf verbunden war und in dessen Geheimnis eingeweiht, und der dennoch nicht bleiben konnte. Nicht bleiben durfte. Schließlich sagte sie: »Wer war der Typ, mit dem du da eben gesprochen hast? Der in der Piratenverkleidung?«
    Matts sah sie an. Es wirkte nicht so, als kaufte er Emily ihr Ablenkungsmanöver ab, schließlich aber blitzte es in seinen Augen. »Es wird Cullum nicht gefallen, dass du sein Outfit für eine Verkleidung und ihn für einen Piraten hältst«, sagte er.
    »Cullum?«
    Matt seufzte. »Du wirst ihn bald kennenlernen, fürchte ich.« Er ließ
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