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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
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das sie nicht wusste, über diesen Ort und seine Menschen, über deren Leben, über ihre Wurzeln, wenn man so wollte, und über das, was es für sie bedeutete.
    Emily starrte auf das Gedeck vor ihr, auf die blaugeblümte Schale, gefüllt mit bauschiger Clotted Cream.
    Matt trank mit stoischer Miene seinen Tee.
    Beide schwiegen, während sich der Garten nach und nach mit Menschen füllte. Als Emily den Blick hob, balancierte Silly gerade einen Stapel Holz über den Rasen, ihren besten Freund Joe im Schlepptau, der es ihr gleichtat. Silly strahlte. Sie trug ein nachtblaues Sommerkleid, das von einem breiten, weißen Gürtel zusammengehalten wurde, und dazu passende Ballerinas. Ohne Frage musste sie wieder Model für eine von Joes Kreationen spielen, doch Emily wusste, dass Silly dessen Enthusiasmus in Sachen Mode mit liebevoller Geduld ertrug. Wenn sich schon sonst niemand im Dorf freiwillig von Joe einkleiden ließ, wollte wenigstens sie ihm den Gefallen tun. Joe selbst sah in seinem dunkelblauen Nadelstreifenanzug sehr elegant aus, und so vollkommen overdressed, dass Matt bei seinem Anblick die Stirn runzelte.
    Die beiden trugen das Holz zu Josh, der eine große Feuerschale in der Nähe des Tisches platziert hatte. Er wartete, die Hände in die Hüften gestemmt, und zwinkerte Silly zu, die prompt rot anlief.
    Von einer Sekunde auf die andere begann Emilys Herz zu rasen. Sie war sich auf einmal schmerzlich bewusst, dass es erst gestern gewesen war, als sie Josh mit ihrer Mutter gesehen hatte. Auf einem Parkplatz im Jahr 1981. Die beiden hatten gestritten, und dann war ihr Vater aufgetaucht, und später war die Situation gänzlich außer Kontrolle geraten. Quayle, der Mädchenmörder, hatte sie gekidnappt und beinahe verschleppt, und am Ende hatte sich Emily schluchzend in den Armen ihrer Mutter Esther wiedergefunden. Seit Emily vier Jahre alt war, hatte sie ihre Mutter nicht mehr gesehen, denn da waren sie und Emilys Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und sie, Emily, hatte dies nicht verhindern können. Sie war in die Vergangenheit gereist und hatte nichts, gar nichts tun können, um das Schicksal ihrer Eltern abzuwenden. Sie hatte ihre Mutter nicht festhalten können.
    »Emily, ist alles in Ordnung? Du starrst mich an, als wärst du einem Geist begegnet?« Silly war zu ihnen an den Tisch gekommen, sie klopfte sich die Holzspäne vom Kleid und setzte sich Emily gegenüber.
    »Na, ist sie doch auch«, antwortete Joe an ihrer Stelle. Er zog den Stuhl neben Silly zurück, setzte sich ebenfalls und zupfte die Ärmel seines Anzugs zurecht. »So gut wie, jedenfalls. Ich war zumindest ziemlich erscheinungsmäßig überrascht, als ich mich urplötzlich daran erinnerte, dass ich Emily schon einmal begegnet war. Auf einem Hügel. In den Achtzigerjahren.« Mit jedem Satz hatten sich Joes Augenbrauen ein wenig mehr gehoben, und Emily rang sich ein Lächeln ab.
    »Dann war es tatsächlich so für euch beide?«, fragte sie. »Peng, und ihr erinnert euch plötzlich an etwas aus einer Vergangenheit, die es vorher noch nicht gab?«
    »Um Himmels willen, wie kompliziert das klingt!« Pfarrer Harry hatte sich in das Gespräch eingemischt, quetschte ein weiteres Tablett auf den Tisch – Pasteten, soweit Emily erkennen konnte – und klatschte in die Hände. »Kinder, lasst uns beginnen«, rief er fröhlich. »Die Sonne geht bald unter, hier wird schon Tee getrunken, und die spannenden Gespräche haben offenbar bereits begonnen.«
    Er ließ einen Stuhl zwischen sich und Emily frei, setzte sich und raunte ihr zu: »Vorsicht bei den Pasteten, die sind von Adam.«
    »Hab ich meinen Namen gehört?« Der Wirt des Holyhome war an den Tisch getreten, an der Hand seine Frau Eve. Sie hatte ihre rote Haarmähne in einem hohen Dutt gebändigt und zwinkerte Emily zu.
    Emily erwiderte das Lächeln. Oh, sie mochte sie alle so sehr! Sie mochte Adams warme Augen und die Art, wie er mit seinem Daumen Eves Handrücken streichelte. Sie mochte es, wie Josh – der gutherzige, liebenswerte Josh – um Martha-May herumschlich, um ihr gegebenenfalls auf dem Weg zur Tafel behilflich zu sein. Wohl wissend, dass die kleine alte Dame, die im Dorf den Kramerladen führte, sich gar nicht gern helfen ließ. Emily liebte es, wie ihre Großmutter Rose sie ansah, als sie sich neben sie setzte und ihre Hand auf ihren Arm legte. Sie liebte es, wie in Hollyhill offenbar jeder jeden unterstützte, bedingungslos, wie es schien. Sie warf einen kurzen Blick auf
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