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Verliebt in den besten Freund

Verliebt in den besten Freund

Titel: Verliebt in den besten Freund
Autoren: Debra Webb
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lächerlich“, hakte Beth nach. „Ihr zwei seid befreundet, solange ich denken kann. Was ist denn vorgefallen? Ich habe es noch nie erlebt, dass ihr euch derart an die Kehle geht.“
    Helen blieb jäh stehen und wandte sich ihrer Tochter zu. Eigentlich sah sie aus wie immer, gepflegtes weißes Haar, perfekt gebügelte Jeans und Arbeitshemd – die Seelenruhe und Bodenständigkeit in Person. Und doch trog dieser Eindruck.
    Vierzig Jahre hatte Beths Mutter als Haushälterin und Köchin in der Ashton-Villa gearbeitet. Nach dem Tod von Beths Vater hatte sie auch die Verwaltung des Besitzes übernommen. Auch wenn sie heute viele der anfallenden Arbeiten nicht mehr selbst erledigte, wagte es niemand, ihre Autorität anzuzweifeln, wenn Entscheidungen über das Haus und den Besitz getroffen wurden. Ganz zu schweigen davon, dass Helen fast die ganzen vierzig Jahre die Gefährtin und beste Freundin der Herrin dieses Reichs gewesen war. Noch nie hatte Beth die beiden derart zerstritten gesehen.
    „Ich will nur so viel sagen: Es gibt da ein paar Dinge, die unbedingt geklärt werden müssen, aber mir steht es nicht zu, sie auszusprechen“, sagte Helen, womit sie natürlich gar nichts gesagt hatte.
    Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, lief sie über die Einfahrt und den Steinpfad, der durch den Garten führte, auf ihr Cottage zu.
    Beth starrte ihr nach, bis sie im Haus verschwunden war. Nachdenklich musterte sie das kleine, hübsche Cottage. Hier war sie aufgewachsen. Die grauen Steinmauern waren von Efeu umrankt, und es lag inmitten des malerischen Gartens mit seinen Rosenbüschen und anderen blühenden Sträuchern, die Beths Vater ein halbes Jahrhundert lang liebevoll gehegt und gepflegt hatte. Mächtige alte Bäume überragten das Holzdach, Gefährten ihrer Kindheit, die von glücklichen Erinnerungen kündeten. An den stabilen Ästen der großen Eiche hatte ihr Vater die Schaukel mit dem hölzernen Sitz an dicken geflochtenen Seilen befestigt. Die Schaukel hing immer noch dort.
    Plötzlich stieg vor Beth das Bild auf, wie Zach Ashton die Schaukel schwungvoll anstieß und sie höher und höher in die Lüfte wirbelte. Sie schloss die Augen und spürte, wie der Wind sich auf ihrem Gesicht angefühlt hatte, hörte sein tiefes, klangvolles Lachen. Zach war zwar einige Jahre älter als sie, aber trotzdem ein verlässlicher Freund und sogar manchmal ein Spielgefährte gewesen. Beth schlug die Augen auf und verzog das Gesicht. Wahrscheinlich würde Zach diese Zeit mit ihr eher unter „Babysitten“ verbuchen. Aber das Allerschlimmste war, dass sie sich schon mit zwölf Jahren unsterblich in ihn verliebt hatte.
    Sie hatte miterlebt, wie er den Highschool-Abschluss machte und zur Uni ging, um Jura zu studieren, und in ihrem tiefsten Inneren war sie überzeugt gewesen, dass er, sobald er das Studium beendet hatte, zurückkommen und sie holen würde.
    Aber das war nicht eingetroffen.
    Er war zwar gekommen, aber nicht ihretwegen.
    Dabei hatte sie so fest an eine gemeinsame Zukunft mit Zach geglaubt, dass sie mit siebzehn alles getan hatte, um ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte. Ihr wurde übel vor Verlegenheit, als ihr einfiel, wie sie sich ihm an den Hals geworfen hatte, als er einmal seine Mutter besuchte. Sie hatte ihm ihre Liebe gestanden und ihm in aller Unschuld ihren Körper angeboten.
    Er hatte abgelehnt.
    Beth holte tief Luft und verbannte den Gedanken und das Gefühl heißer Scham, das sich nach all den Jahren immer noch einstellte, in den dunkelsten Winkel ihres Gedächtnisses – da, wo all das hingehörte. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um in der Vergangenheit zu wühlen. Zuallererst musste sie Mittel und Wege finden, um den Bruch zwischen ihrer und Zachs Mutter zu kitten. Andernfalls würde sie wirklich noch die Geburtstagsparty organisieren müssen.
    Dann bekam sie auf einmal einen Riesenschreck, als ihr bewusst wurde, was Mrs Ashton zuletzt gesagt hatte. Zach würde heute Nachmittag kommen!
    Beths Knie wurden weich. Am liebsten hätte sie die Flucht ergriffen, um ihre Ferien anderswo zu verbringen. Nur nicht hier … Aber das war ausgeschlossen. Ihre Patienten brauchten sie. Besonders eine konnte sie nicht im Stich lassen.
    „Kopf hoch, Mädchen, du stehst das schon durch.“ Sie holte noch einmal tief Luft und steuerte dann entschlossen aufs Haus zu.
    Es war ja schließlich nicht das erste Mal, dass Zach zu einem Kurzbesuch nach Hause kam. Und es war ja auch nicht so, als wäre sie ihm seit dem Tag,
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