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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich
Autoren: Ravensburger
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wir Anton und Donne hinterher.
    Der Jeep wackelte und bebte immer stärker, bis schließlich das gesamte Gefährt vom Boden abhob. Die Motorhaube ragte fast senkrecht in die Luft.
    »Los! Kommt!«, rief Sagan.
    »Mehr können wir nicht tun!«, sagte Lena zu ihm. »Ihr müsst euch beeilen! Wir kümmern uns um die anderen. Ihr müsst weg!«
    Die drei soleils rannten auf den Turm zu. Sagan stützte mich auf dem Weg zum Bunker. Wir hatten keine Waffen mehr und wussten beide, dass wir es nie durch den Wald schaffen würden, bevor Moreau uns eingeholt hätte. In dem Moment flog der Jeep mit einer Drehung durch die Luft und landete mit einem gewaltigen Krachen auf der Seite, bevor er sich überschlug.
    Gemeinsam stolperten wir in den Bunker und weiter bis zu dem Metallgitter. Sagan fingerte an dem Vorhängeschloss, um es zu öffnen.
    »Beeil dich! Beeilung!«, trieb ich ihn an.
    Wir warfen uns hindurch, sobald der Spalt groß genug war – Sagan landete auf mir –, und zerrten das Gitter hinter uns wieder zu. Keuchend schlossen wir ab. Er half mir bis zu den Benzinfässern an der Wand.
    »Schnell!«, rief er, ließ mich los, griff nach einem der Fässer und schwang es herum. »Hilf mir!«
    Mir war schwindelig und zunächst begriff ich nicht, was er vorhatte. Sagan begann das Fass auf der Kante in Richtung des Gitters zu rollen.
    »Warte!«, rief ich, als ich endlich verstand.
    Ich fühlte mich noch wackelig auf den Beinen, aber meine Kraft kehrte langsam zurück. Ich nahm das erste Fass und hob es an; mit Schwung stellte ich es am Gitter auf dem Betonboden wieder ab, wobei es sich öffnete und das Benzin auszulaufen begann. Das nächste warf ich bereits. Und so machte ich weiter.
    Inzwischen humpelte Moreau durch den Eingang des Bunkers. Seine Kleidung war voller Blut und sein Gesicht eine einzige Wunde. Vor dem Gitter ging er auf die Knie, schob seine Finger darunter und versuchte es anzuheben.
    Zunächst geschah nichts, doch nach einer Weile begann es sich langsam zu biegen. Ich warf weiter Fässer – Benzin spritzte auf den Vampir und die Dämpfe riefen einen Würgereiz in mir hervor. Lange würde es nicht mehr dauern, bis der Spalt groß genug wäre, dass Moreau darunter hindurchschlüpfen könnte.
    »Stopp, das reicht!«, brüllte Sagan und zog mich am Arm zurück.
    Er hielt eine der roten Leuchtraketen in der Hand, die wir in eine seiner Kisten gepackt hatten. Nachdem er die Kappe abgerissen und sie umgedreht hatte, zog er den Zünder fieberhaft über die Reibfläche. Dann warf er die Rakete in die Benzinfässer und wir flohen stolpernd tiefer in die Höhle hinein. Wenn wir fielen, standen wir auf und liefen weiter.
    Bis etwas passierte, dauerte es länger, als ich gedacht hatte. Doch dann ging eine Druckwelle über uns hinweg, von der ich Ohrensausen bekam. Ein gewaltiger Lichtblitz folgte. Wir spürten von hinten eine Erschütterung und im nächsten Moment gab es eine gewaltige, donnernde Explosion. Wir fielen beide auf die Knie. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass die Fässer lichterloh brannten und ein gigantischer Feuerball auf uns zukam.
    Wir halfen uns gegenseitig auf und rannten. Ich merkte, wie die Kraft in meine Beine rauschte, und wurde immer schneller. Sagan zog ich hinter mir her.
    »Glaubst du, er ist …?«, brüllte er.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht! Lauf weiter!«
    Der Tunnel, durch den wir liefen, war breit, aber niedrig. Selbst mit meinen Vampiraugen und Sagans Nachtsichtbrille mussten wir aufpassen, dass wir nicht gegen die Stalaktiten über unseren Köpfen stießen. Meine Sinne waren jetzt aufs Höchste sensibilisiert und auf ein Ziel gerichtet: einen Ort zu finden, wo wir überleben konnten.
    »Was ist mit einem Seitenarm? Sollten wir …«
    »Nein, da kann er uns zu leicht finden«, widersprach Sagan. »Die Königskammer! Wir müssen es bis zur Königskammer schaffen. Den Durchgang findet niemand, wenn er nicht weiß, wo er suchen soll.«
    Erst hatte ich keine Ahnung, wovon er sprach, doch dann fiel es mir wieder ein – die schmale Lücke im Gestein am Ufer des unterirdischen Sees, durch die wir schon einmal geschlüpft waren, als er mir die einfallende Decke und die blinden Krebse gezeigt hatte.
    Wir rannten weiter, ich ließ mich von ihm führen, auch wenn wir so langsamer vorankamen. Nichts kam mir hier vertraut vor. Keine der eigenartigen mineralischen Ablagerungen in den Wänden und Säulen hatte sich mir eingeprägt. Ich überlegte, ob ich Sagan tragen sollte, hatte
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