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Verlangen

Titel: Verlangen
Autoren: Amanda Quick
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ihm herauszubekommen.«
    Victorias Augen verengten sich. »Weshalb?«
    »Sagen wir, ich war einfach neugierig. Als Lord Lyndwood entdeckte, daß ich ihm nur allzu gern behilflich sein würde heute abend, gestand er alles und bat um einen Begleiter.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Weshalb waren Sie so neugierig?«
    »Meine Gründe sind gleichgültig«, Stonevales lange Finger blätterten erneut leicht durch den Kartenstoß. »Mir scheint, wir haben da ein wesentlich dringlicheres Problem.«
    »Ich sehe kein Problem«, erwiderte Victoria, in Gedanken hinzufügend, »außer Sie loszuwerden.« Ihr erster Instinkt war richtig gewesen. Sie hätte weglaufen sollen, als sie die Möglichkeit besaß. Doch so langsam kam es ihr vor, als hätte sie diese Chance gar nicht erst besessen. Alles schien plötzlich nach einem Gesamtplan zu verlaufen, der in Gang gesetzt worden war und über den sie immer weniger Kontrolle hatte.
    »Wir sollten die Einzelheiten des kleinen Abenteuers besprechen, meinen Sie nicht?«
    »Die Details wurden bereits durchdacht, danke.« Victoria mißbehagte das Gefühl, die Kontrolle über die Dinge zu verlieren.
    »Bitte verstehen Sie. Vielleicht ist es der ehemalige Soldat in mir, vielleicht ist es auch reine Neugierde, doch ich möchte vor Beginn eines Unternehmens genau über dessen Ablauf Bescheid wissen. Wären Sie demnach so freundlich und würden Sie mir den Plan für heute abend genauer erläutern?« fragte Stonevale unschuldig.
    »Ich wüßte nicht, weshalb ich das tun sollte. Ich habe Sie nicht aufgefordert, uns zu begleiten.«
    »Ich möchte lediglich behilflich sein, Miss Huntington. Nicht nur, daß Lyndwood dankbar ist für meine Hilfe heute abend, sondern Sie, Sie selbst fänden es eventuell höchst passend, einen weiteren Begleiter zu haben. Das Gesindel kann abends sehr wild und flegelhaft werden.«
    »Das flegelhafte Gesindel kümmert mich nicht im geringsten. Es ist Teil dessen, was das gesamte Unternehmen erst aufregend werden läßt.«
    »Dann bin ich sicher, daß Sie zumindest dankbar sein werden über mein Stillschweigen, sollte ich heute abend das Glück haben, Ihrer Tante vorgestellt zu werden.«
    Während eines kurzen, angespannten Augenblicks betrachtete Victoria ihn stumm. »Mir scheint, als sei Lord Lyndwood nicht der einzige, der Gefahr läuft, erpreßt zu werden. Vielmehr sieht es ganz so aus, als sei auch ich als Opfer auserkoren.«
    »Sie verletzen mich tief, Miss Huntington.«
    »Unglücklicherweise nicht tödlich, ansonsten wäre mein Problem ja wohl gelöst, nicht wahr?«
    »Sie sollten in mir lieber eine Lösung als ein Problem sehen.« Stonevale lächelte sein langsames Lächeln, das jedoch die Geister in seinen Augen nicht erreichte. »Ich bitte lediglich darum, Sie heute abend begleiten zu dürfen, wenn Sie sich in die gefährlichen Straßen der Stadt hinauswagen. Mir ist sehr daran gelegen, meine Spielschulden einzulösen.«
    »Und wenn ich es ablehne, meinen Gewinn in Form Ihrer abendlichen Begleitung anzunehmen, erzählen Sie meiner Tante von unserem Plan, wenn ich es recht verstehe.«
    Stonevale seufzte. »Es wäre für alle Beteiligten höchst unangenehm, wenn Miss Lyndwoods Frau Mama oder Ihre Frau Tante von Ihrem Vorhaben erführen, doch schließlich weiß man nie, welche Gesprächsthemen sich im Verlauf eines Abends ergeben, nicht wahr?«
    Victoria schlug mit ihrem geschlossenen Fächer gegen den Tisch. »Ich wußte es. Dies ist Erpressung.«
    »Ein häßliches Wort, doch ja, ich denke, in gewisser Weise handelt es sich hier um Erpressung.«
    Mitgiftjäger. Das war die einzige Erklärung. Nie zuvor war ihr jemand derart Dreistes und Draufgängerisches begegnet. Im allgemeinen war diese Sorte Mann extrem wohlerzogen und kultiviert, zumindest zu Anfang. Doch Victoria vertraute auf ihren Instinkt. Einen Moment lang ließ sie ihre Augen auf Stonevale ruhen, fasziniert von dem ruhigen, abwartenden Funkeln in seinem harten, grauen Blick. Als sie begann, sich vom Spieltisch abzuwenden, sprang der Graf auf, um ihr behilflich zu sein.
    »Ich freue mich, Sie später am Abend zu treffen«, sagte er mit leiser Stimme, während sie sich erhob.
    »Falls Sie auf der Suche nach einer lohnenden Mitgift sind, Graf«, erwiderte Victoria gedehnt, »dann werfen Sie Ihren Köder besser woanders aus. Sie vergeuden Ihre Zeit mit mir. Ich räume ein, daß Ihre Technik neu ist, doch finde ich sie nicht im geringsten anziehend. Ich versichere Ihnen, daß ich schon weitaus
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