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Verhext in Texas: Roman (German Edition)

Verhext in Texas: Roman (German Edition)

Titel: Verhext in Texas: Roman (German Edition)
Autoren: Shanna Swendson
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bemerkte, dass Merlin ihn genau beobachtete, fiel mir wieder ein, was Owen über die Risiken des Gebrauchs solcher magischen Gegenstände gesagt hatte. Aber rechtfertigten verzweifelte Umstände nicht verzweifelte Maßnahmen?
    Offenbar nicht. Owen schüttelte den Kopf und warf die Kette beiseite. »Nein, nicht auf diese Weise«, sagte er leise, aber so deutlich, dass seine Stimme im ganzen Park zu hören war. Merlin nickte zufrieden, während er weiter die Zauberlehrlinge in Schach hielt. Diese Prüfung hatte Owen offenkundig bestanden; aber noch hatte er den Kampf nicht gewonnen. Ein lachender Idris setzte mit frischem Elan zum nächsten Schlag an. Owen zog sich zurück. Er lief in Richtung Bach, wo er auf die Hilfe der Naturgeister hoffen konnte, war jedoch zu erschöpft, um weit zu kommen oder schnell genug zu sein. Und als er stolperte und hinfiel, fand er nicht mehr die Kraft aufzustehen. Merlin kam Owen zu Hilfe, doch auch er bewegte sich langsam und wirkte müde. Merlin war zwar sehr mächtig, aber er war auch sehr, sehr alt. Er hob die Hände, um Idris zuzusetzen, doch der Zauber, den er ihm entgegenschleuderte, reichte nicht zu mehr als einer kurzen Irritation.
    Ich ertrug es nicht, dem Ganzen zuzusehen, aber ich konnte mich auch nicht losreißen. Also schaute ich mich nach irgendetwas um, was Owen helfen konnte, und mein Blick fiel auf Oma und ihre Flasche mit dem Spirit. Sie war die einzige andere Magiebegabte, die noch aufrecht stehen konnte. »Oma, dein Spirit!«, rief ich in der Hoffnung, dass er nicht zu den Dingen gehörte, die sie sich bloß einbildete, sondern real vorhanden war. Sie ging prompt auf Idris zu, warf die Flasche hoch und schlug heftig mit ihrem Stock dagegen, als wollte sie einen Baseball treffen. Das Glas zersprang in der Luft und die Scherben regneten auf Idris herab. Owen blieb am Boden liegen, krabbelte aber aus dem Weg. Ich machte mich von Dean los und lief zu ihm, um ihm aufzuhelfen. Er legte seine Arme so eng um mich, dass ich fast keine Luft mehr bekam, aber ich war so froh, dass wir beide noch lebten, dass es mir nichts ausmachte. In dieser Umklammerung führte ich ihn zu der Stelle, an der Dean stand.
    Idris war so damit beschäftigt sich zu schütteln, dass er sein fliehendes Opfer ignorierte. Zuerst dachte ich, er wollte die Scherben abschütteln, aber dann begriff ich, dass die Flasche tatsächlich nicht leer gewesen war. Es war etwas darin gewesen, und dieses Etwas war jetzt frei. Es war schwer zu sagen, worum es sich handelte, weil es sich so schnell bewegte, wie der Tasmanische Teufel aus dem Zeichentrickfilm, ein zerstörerischer Wirbelwind, der zusammenhangloses, wütendes und verrücktes Zeug von sich gab. Blut flog durch die Luft, zusammen mit Fetzen, die wohl von Idris’ Kleidern stammten.
    Oma stellte sich neben Owen, Dean und mich. »Sie hassen die Gefangenschaft, und sobald sie freikommen, lassen sie das an dem Erstbesten aus, den sie erwischen«, sagte sie mit grimmiger Genugtuung. »In so einer Flasche eingepfercht zu sein raubt jedem den Verstand. Ich hab schon völlig vergessen, wie lange es her ist, dass ich dieses Ding eingefangen habe.«
    Idris sank auf die Knie. »Ich ergebe mich! Hört auf! Ich kapituliere!«, schrie er. Merlin sagte in einem sehr bestimmten Ton etwas in einer fremden Sprache und schnippte mit den Fingern, dann verschwand der Spirit und mit ihm das Chaos, das er verursacht hatte. Idris blieb blutverschmiert und mit zerfetzten Kleidern zurück. Als er begriff, dass der Spirit weg war, wimmerte er leise vor Erleichterung. Dann tat er etwas, was ich ihm nie zugetraut hätte: Er begann zu schluchzen. »O bitte, Sie müssen mir helfen. Ich brauche Ihren Schutz. Ich liefere mich Ihnen auf Gedeih und Verderb aus.«
    Merlin trat einen Schritt zurück, bevor Idris seine Hosenbeine packen und ihm die Schuhe nassweinen konnte. Dann sagte er ernst zu ihm: »Sie ergeben sich also? Sie ordnen sich unserer Macht unter, so dass Ihre Kraft zu unserer wird und nicht mehr gegen uns verwendet werden kann?« Sein Tonfall und seine gestelzte Sprache sagten mir, dass dies eine Art Ritual sein musste, vielleicht sogar ein verbindliches.
    Idris zog seine Halskette aus und übergab sie Merlin, dann legte er seine Hände zusammen und sagte: »Ich gebe mich geschlagen. Ich ordne mich Ihrer Macht unter, so dass meine Kraft zu Ihrer wird und nicht mehr gegen Sie verwendet werden kann.«
    Merlin nickte. »Sehr gut. Und wovor sollen wir Sie beschützen?«
    »Vor
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