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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht
Autoren: Mary Higgins Clark
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Anschließend nahm er einige Zeitungen, die noch nicht brannten, und legte die angezündete Kerze darauf.
    »Schnell, die Feuerleiter«, zischte er.
    Die Flammen umzüngelten schon die Vorhänge. »Mach das Fenster auf, verdammt!«, brüllte er Bonnie an.
    »Die Feuerleiter wird repariert, Adam. Da können wir nicht raus. Es ist zu gefährlich«, schluchzte Bonnie.
    Er schob Bonnie hinaus auf die Feuerleiter in den strömenden Regen. Nell sah den wilden Blick in Adams Gesicht, als er das Fenster sorgfältig hinter sich zuzog und sie in dem Zimmer einsperrte.
    Nun war sie allein in der sengenden Hitze. Es war unerträglich.
    Inzwischen brannte die Matratze lichterloh. Verzweifelt nahm Nel alle Kräfte zusammen, rutschte vom Bett, stellte sich aufrecht hin und bemühte sich, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sie stützte sich gegen die Kommode und schaffte es, die Hände freizubekommen, da Bonnie ihr die Fesseln nur locker angelegt hatte. Dann schob sie die Kommode weg.
    Die Tür stand in Flammen. Als Nell den Türknauf umdrehen wollte, war dieser glühend heiß. Die Brandblasen, der Rauch, sie hatte gewusst, dass es geschehen würde. Blut tropfte ihr in die Augen. Es gab keinen Sauerstoff im Raum, nur noch Qualm. Sie bekam keine Luft mehr.
    Jemand hämmerte an die Wohnungstür. Sie hörte es ganz deutlich. Doch die Zimmertür ließ sich nicht öffnen. Der Schlüssel war verschwunden.

    Zu spät, dachte sie, als sie zu Boden glitt und in Richtung Fenster kroch. Sie kommen zu spät.

89
E
    in dünner Rauchfaden quoll ins Treppenhaus hinaus. »Die Wohnung brennt!«, rief Sclafani. Obwohl er, Brennan und Dan Minor sich gemeinsam gegen die Tür warfen, gab sie nicht nach.
    »Ich gehe aufs Dach«, sagte Brennan.
    Sclafani drehte sich um und rannte die Treppe hinunter.
    Dan folgte ihm auf den Fersen. Sie eilten durch die Vorhalle hinaus auf die Straße zu der Seite des Hauses, wo sich die Feuerleiter befand. Regen prasselte ihnen ins Gesicht, als sie um die Ecke bogen.
    »Mein Gott, sehen Sie!«, schrie Dan auf.
    Über ihnen auf der Feuerleiter kletterten zwei Menschen stolpernd die glitschigen Sprossen hinunter.
    Trotz des Dämmerlichts und des starken Regens erkannte Jack auf Anhieb das Gesicht des Mannes. Er wusste, dass es Adam Cauliff war, den Benjy Tucker im Taucheranzug gesehen hatte und der Schuld an seinen schrecklichen Albträumen trug.
    Das brennende Schlafzimmer war völlig verqualmt. Blind kroch Nel über den Boden und versuchte mühsam, Luft zu holen. Der Rauch drohte sie zu ersticken. Das Fenster. Sie musste das Fenster finden. Plötzlich stieß sie mit dem Kopf an etwas Hartes.
    Die Wand! Offenbar hatte sie das Zimmer durchquert – hier musste das Fenster sein. Sie zog sich hoch und streckte die Hände nach dem Fensterbrett aus. Doch sie spürte nur heißes Metall. War das ein Griff? Nein, ein Kommodenbeschlag. Mein Gott, sie war im Kreis herumgekrochen und befand sich nun wieder an der Tür.
    Ich schaffe es nicht, dachte sie. Ich ersticke.
    Auf einmal fühlte sie sich wieder wie damals in der Springtide und wurde in einen reißenden Strudel hinabgezogen. Sie war völlig erschöpft. Sie brauchte Luft. Sie brauchte Schlaf.
    Und dann hörte sie eine Stimme, doch es war nicht die ihrer Eltern – sondern die von Dan. Nell, ich brauche dich, sagte er.
    Dreh dich um, befahl sie sich. Wo ist das Fenster? Genau geradeaus. Bleib in der Nähe des Bettes und krieche dann nach rechts. Immer noch behindert von ihrer Fußfessel, krabbelte sie durchs Zimmer.
    Ich brauche dich, Nell, ich brauche dich.
    Hustend und keuchend robbte Nell weiter, dem rettenden Fenster entgegen.
    »Polizei, stehen bleiben!«, schrie Sclafani dem Paar auf der Feuerleiter zu. »Hände hoch!«
    Adam blieb stehen und wirbelte herum, als Bonnie sich an ihm vorbeidrängen wollte. Er packte sie. »Zurück!«, rief er und stieß sie die Stufen hinauf.
    Auf Höhe des zweiten Stocks rutschte er aus und griff mit der bandagierten Hand nach dem Geländer. Mit einem Schmerzensschrei kletterte er weiter.
    Sie passierten das Fenster von Bonnies Wohnung im vierten Stock und erreichten schließlich den fünften. Unter sich hörten sie das Splittern von Glas und sahen Rauch aus dem Fenster steigen.
    Adam blickte auf. Das Dach befand sich etwa einen Meter achtzig über ihnen.
    »Es ist sinnlos, Adam!«, schluchzte Bonnie.

    Adam stellte sich auf das Eisengeländer und griff nach oben.
    Seine Fingerspitzen berührten die Dachkante. In seiner Angst fühlte er
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