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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition)
Autoren: Morgan Matson
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waren bei unserer Haustür angekommen, und ich wollte gerade die Stufen hinaufgehen, als Lucy mich bei der Hand packte und hinters Haus schleppte. »Lucy, was machst …«
    »ÜBERRASCHUNG!« Ungläubig blinzelte ich an, was ich da vor mir sah. Da stand ein Tisch mit ganz viel Kuchen drauf, und an die Stühle waren Luftballons gebunden. Da standen Gelsey, meine Mutter, Warren und Wendy. Außerdem sah ich Kim, Jeff und Nora, Davy, Elliot und Fred. Sogar Leland war da, und ich fragte mich besorgt, wer eigentlich am Strand gerade die Arbeit machte. Schließlich sah ich auch meinen Dad, der in seinem Rollstuhl saß, und hinter ihm stand mein Großvater. Beide lächelten mir zu.
    »Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz«, sagte meine Mutter und umarmte mich. »Ich hab mir gedacht, wir sollten es mit deiner Party noch mal versuchen«, flüsterte sie mir ins Ohr, und ich fühlte, wie ich lächelte, obwohl ich sicher war, dass ich gleich losheulen würde.
    »Danke«, flüsterte ich zurück. Meine Mutter strich mir kurz über die Haare und drehte sich zum Tisch.
    »Hier ist der Kuchen!«, rief sie. »Lasst ihn euch schmecken!«
    Suchend ließ ich den Blick über die Anwesenden schweifen, obwohl ich genau wusste, dass Henry nicht darunter war. In diesem Augenblick begriff ich, wie sehr ich mir wünschte, dass er da gewesen wäre. Ich ging näher an den Tisch und sah, dass Happy Birthday, Taylor in seiner Handschrift geschrieben war. Meine Mutter hatte schon angefangen, Kuchenstücke zu verteilen. Da entdeckte ich am Rand noch zwei kleinere Schüsseln mit Eis aus Janes Eisdiele. Auf der Stelle und ohne zu kosten wusste ich, dass es Himbeere mit Kokos war.
    »Mom«, fragte ich möglichst beiläufig, »woher kommt eigentlich das Eis?«
    »Das kam zusammen mit dem Kuchen«, sagte sie. »Henry hat drauf bestanden. Er hat gesagt, dass es den Geschmack erst richtig zur Geltung bringt. Ist doch nett, oder?«
    »Ja«, sagte ich und nahm das Kuchenstück entgegen, das sie mir reichte. Zufällig war es das mit dem T von meinem Namen und ich spürte wieder diesen Kloß im Hals. »Und ob.«

Kapitel 35
    Die Zeit verging unerbittlich. Das war nicht nur an den merklich kürzer werdenden Tagen zu erkennen, sondern auch an Dads Zustand. Seine Verwirrung nahm jeden Tag ein wenig mehr zu, und die Zeiten, in denen er wach und bei uns war, wurden immer kürzer. Er hatte immer mehr Mühe, zu sprechen, was für mich fast am schwersten zu ertragen war – mein Vater, der sich mit seiner tiefen, kräftigen Stimme immer so souverän im Gerichtssaal Gehör verschaffen konnte, hatte jetzt Schwierigkeiten, sich zu artikulieren und die richtigen Worte zu finden.
    Wir begannen abwechselnd Dad Gesellschaft zu leisten, wenn er bei Bewusstsein war. Meine Schwester redete dann ununterbrochen auf ihn ein, als ob sie ihm noch schnell sagen wollte,was sie auf dem Herzen hatte – und zwar alles auf einmal. Mein Bruder setzte sich auf seine Bettkante, und sie sprachen – soweit ich das mitbekam – über berühmte Rechtsfälle oder tauschten Faktenwissen aus, wobei mein Bruder meist deutlich mehr redete als Dad. Mein Großvater pflegte sich neben ihn zu setzen und ihm aus der Zeitung vorzulesen, meistens aus den Klatschspalten. Seine Stimme tönte so laut wie früher die meines Vaters durchs ganze Haus, wenn er zum Beispiel sagte: »Jetzt hör dir das an, Robin. Weißt du, was gestern in Harrisburg passiert ist?«
    Wenn meine Mutter bei ihm war, sagte sie in der Regel nicht viel. Manchmal hörte ich, wie sie über Geldangelegenheiten sprachen, Vorkehrungen trafen, Pläne machten. Aber meistens hielt sie einfach nur seine Hand und betrachtete sein Gesicht, von dem sie genau wusste, dass sie es bald nicht mehr sehen würde.
    Wenn ich Zeit mit Dad verbrachte, spielten wir oft unser Fragespiel wie zuvor bei den Frühstücksausflügen. Nur dass er jetzt kaum noch etwas von sich erzählen wollte. Stattdessen wollte er so viel wie möglich von mir erfahren, solange er noch konnte. »Erzähl doch mal«, sagte er, wobei seine Stimme kratzte wie eine seiner alten Schallplatten, »meine Taylor – was war dein glücklichster Moment bisher?« Ich bemühte mich redlich um Antworten, versuchte manchen Fragen auch auszuweichen, aber er hatte immer schon wieder eine neue in petto: Welche Hauptfächer ich studieren wollte? Wo ich gern hinreisen würde? Was ich in meinem Leben so vorhatte? Was das Leckerste war, das ich je gegessen hatte?
    Manchmal schaffte ich es auch, nicht zu
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