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Vergangene Zukunft

Vergangene Zukunft

Titel: Vergangene Zukunft
Autoren: Isaac Asimov
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ist.
    »Ich heiße Jacob Folker«, sagte ich. »Was kann ich für Sie tun?«
    Er grinste breit und enthüllte seine strahlend weißen Zähne.
    »Sie könnten mir ein bißchen etwas über die Farm hier erzählen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Ich hörte Sallys Räder hinter mir und streckte die Hand aus. Sie glitt direkt hinein, und ich fühlte den glatten Lack ihres Kotflügels warm auf meiner Handfläche.
    »Ein hübsches Auto«, sagte Gellhorn.
    So kann man es auch nennen. Sally war ein 2044 Kabriolett mit einem Hennis-Carlton-Elektronenmotor und einem Armat-Fahrgestell. Sie besaß die schönsten, feinsten Konturen, die ich je bei einem Modell gesehen hatte. Seit fünf Jahren war sie schon mein Liebling, und sie verkörperte alle meine Träume. Und in all der Zeit hatte nie ein menschliches Wesen hinter ihrem Lenkrad gesessen.
    Niemals.
    »Sally«, sagte ich und tätschelte sie sanft, »das ist Mr. Gellhorn.«
    Sally ließ den Motor kurz aufheulen. Sorgfältig lauschte ich, ob ich vielleicht ein ungewohntes Rattern feststellen konnte. Schließlich hörte man eines Tages ja in allen Autos ungewohnte Geräusche, und es nutzt gar nichts mehr, wenn man dann die Benzinmarke wechselt. Aber Sallys Motor klang geschmeidig wie immer.
    »Haben Sie für alle Ihre Autos Namen?« fragte Gellhorn. Seine Stimme klang etwas amüsiert. Sie hatte genau den Tonfall, den Mrs. Hesters nicht leiden konnte. Sie mochte es nicht, wenn man sich über die Farm lustig machte.
    Scharf sagte sie: »Sicher. Die Autos sind ausgeprägte Persönlichkeiten, nicht wahr, Jake? Die Limousinen sind männlich und die Kabrioletts weiblich.«
    »Halten Sie sie auch in getrennten Garagen, Madam?« fragte Gellhorn lächelnd.
    Mrs. Hesters starrte ihn wütend an.
    »Könnte ich vielleicht mit Ihnen allein sprechen, Mr. Folker?« wandte sich Gellhorn an mich.
    »Das hängt von verschiedenen Umständen ab. Sind Sie Reporter?«
    »Nein, Sir. Ich bin Handelsvertreter. Nichts von unserem Gespräch wird an die Öffentlichkeit dringen. Ich kann Ihnen versichern, daß ich aus einem rein privaten Grund zu Ihnen gekommen bin.«
    »Gehen wir ein Stück die Straße hinunter. Unten ist eine Bank, da können wir uns unterhalten.« Wir machten uns auf den Weg, Mrs. Hesters entfernte sich, und Sally fuhr leise hinter uns her.
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn Sally mitkommt?« fragte ich.
    »Keineswegs. Sie kann ja nicht ausplaudern, worüber wir sprechen, nicht wahr?« Er lachte schallend über seinen Witz und streichelte Sallys Kühlergrill.
    Sallys Motor kreischte auf, und Gellhorn zog seine Hand schnell zurück.
    »Sie ist an Fremde nicht gewöhnt«, erklärte ich.
    Wir nahmen auf der Bank unter der großen Eiche Platz. Am anderen Ufer des kleinen Sees konnten wir die Rennbahn sehen. Es war ein warmer Tag, und alle Autos waren draußen.
    Mindestens dreißig. Sogar aus dieser Entfernung konnte ich sehen, daß Jeremiah sein übliches Kunststück vollführte. Er schlich sich an irgendein älteres, gesetztes Modell von hinten heran, dann ruckte er blitzschnell nach vorn und raste mit quietschenden Reifen vorbei. Vor zwei Wochen hatte er den alten Angus vom Asphalt gedrängt. Zur Strafe hatte ich Jeremiah für zwei Tage den Motor herausgenommen.
    Aber ich fürchte, das hat nichts genützt. Jeremiah ist eben ein Sportmodell und sehr heißblütig.
    »Also, Mr. Gellhorn«, begann ich, »was wollen Sie alles wissen?«
    Er blickte sich um.
    »Sehr erstaunlich, Mr. Folker.«
    »Nennen Sie mich bitte Jake. Das tut jeder hier.«
    »Okay, Jake. Wie viele Autos haben Sie hier?«
    »Einundfünfzig. Jedes Jahr bekommen wir ein oder zwei neue. In einem Jahr waren es sogar fünf. Bis jetzt haben wir noch keines verloren. Sie sind alle in bester Verfassung. Wir haben sogar ein 15er Mat-O-Mot-Modell, das immer noch läuft, eine der ersten Automatics.«
    Guter, alter Matthew. Jetzt stand er fast den ganzen Tag in der Garage. Er war der Großvater aller Autos mit Elektronenmotor. In seiner Jugendzeit hatten nur blinde Kriegsveteranen, Gelähmte und Regierungsmitglieder Automatics gefahren. Aber Samson Harridge, mein damaliger Boß, war schon zu dieser Zeit reich genug gewesen, um sich eine Automatic zu leisten. Damals war ich sein Chauffeur gewesen.
    Bei diesen Gedanken kam ich mir uralt vor. Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, wo es auf der ganzen Welt kein Auto gab, das Verstand genug hatte, seinen Weg allein zu finden. Ich hatte tote Maschinen gelenkt, die die ständige Kontrolle
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