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Vergangene Zukunft

Vergangene Zukunft

Titel: Vergangene Zukunft
Autoren: Isaac Asimov
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ständig erneuern und die alten Autos reparieren. Dazu kommen Benzin, Öl und Ersatzteile. Das summiert sich.«
    »Und Sie haben eine Menge Zeit dafür geopfert.«
    »Sicher, Mr. Gellhorn. Dreiunddreißig Jahre.«
    »Sie haben aber keinen großen Gewinn dabei gehabt.«
    »Keinen Gewinn? Sie überraschen mich, Mr. Gellhorn. Ich habe Sally und fünfzig andere. Sehen Sie sie doch an!«
    Ich mußte grinsen. Ich konnte nicht anders. Sally war immer so reinlich. Wenn irgendein Insekt gegen ihre Windschutzscheibe geschlagen war oder irgendwo ein winziger Staubfleck zu sehen war, so machte sie sich schon an die Arbeit. Und so schoß auch jetzt eine kleine Röhre aus ihr und spritzte Tergosol über die Glasscheibe. Rasch verteilte sich die Flüssigkeit über den Silikon-Film, die Scheibenwischer fuhren blitzschnell hin und her und trieben die Flüssigkeit in den kleinen Kanal, der sie zum Boden leitete. Kein einziger Wassertropfen zeigte sich auf Sallys spiegelglatter, apfelgrüner Motorhaube. Röhre und Scheibenwischer verschwanden.
    »Ich habe noch nie gesehen, daß eine Automatic so etwas kann«, sagte Gellhorn.
    »Das glaube ich. Ich habe das speziell für unsere Autos entwickelt. Sie sind sehr auf Sauberkeit bedacht. Ständig schrubben sie an ihrem Glas herum. Für Sally habe ich sogar Düsen zum Einwachsen entwickelt. Sie poliert sich selbst jeden Abend, bis Sie ihren Lack als Rasierspiegel benutzen können. Wenn ich genug Geld zusammengekratzt habe, werde ich das bei den anderen Mädchen auch einbauen. Kabrioletts sind sehr eitel.«
    »Ich kann Ihnen sagen, wie sie das Geld zusammenkriegen können. Falls es Sie interessiert.«
    »So etwas interessiert mich immer. Wie?«
    »Merken Sie das denn nicht selbst, Jake? Jedes Ihrer Autos ist mindestens fünfzigtausend wert, haben Sie gesagt. Ich wette, daß Sie für die meisten sogar sechzigtausend bekommen.«
    »So?«
    »Haben Sie nie daran gedacht, ein paar zu verkaufen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie werden es nicht verstehen, Mr. Gellhorn, aber ich kann keines meiner Autos verkaufen. Sie gehören der Farm, nicht mir.«
    »Das Geld würde aber doch der Farm zufließen.«
    »Die Kooperationspapiere der Farm besagen, daß jedes Auto ständige Pflege zu erhalten hat. Keines von ihnen darf verkauft werden.«
    »Und wie steht es mit den Motoren?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    Gellhorn rückte etwas näher. Seine Stimme klang vertraulich.
    »Hören Sie mir einmal zu, Jake. Ich werde Ihnen die Situation erklären. Auf dem Markt herrscht große Nachfrage nach Privatautomatics. Sie müßten eben nur etwas billiger sein. Wissen Sie das?«
    »Das ist kein Geheimnis.«
    »Und neunundfünfzig Prozent der Gesamtkosten entfallen auf den Motor. Ich weiß, woher wir die übrigen Teile bekommen könnten. Ich weiß auch, wo wir die Automatics zu einem guten Preis verkaufen könnten – zwanzig- oder dreißigtausend für die billigeren Modelle, fünfzig- oder sechzigtausend für die besseren. Ich brauche nur die Motoren. Sehen Sie schon die Lösung unserer Probleme?«
    »Nein, Mr. Gellhorn.« Ich wußte natürlich, worauf er hinauswollte, aber er sollte es aussprechen.
    »Die Sache ist so, Jake. Sie haben einundfünfzig Autos. Sie sind ein erfahrener Automechaniker. Sie könnten den Motor aus einem Ihrer Autos ausbauen und ihn in ein anderes einbauen. Niemand würde den Unterschied bemerken.«
    »Das wäre nicht besonders moralisch.«
    »Sie tun den Autos doch nicht weh. Nehmen Sie die alten Modelle. Zum Beispiel den Mat-O-Mot.«
    »Einen Moment, Mr. Gellhorn. Der Motor und das Fahrgestell sind keineswegs zwei verschiedene Dinge. Sie bilden eine Einheit. Jeder Motor gehört zu einem bestimmten Körper. In einem anderen würde er sich nicht wohl fühlen.«
    »Ja, das ist ein sehr wichtiger Gesichtspunkt, Jake. Es wäre so, wie wenn man Ihren Verstand aus Ihrem Gehirn herauslöste und ihn in ein anderes einpflanzte, nicht wahr? Das würden Sie doch nicht wollen.«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Aber wenn ich nun Ihren Verstand in den Kopf eines jungen Athleten einpflanzen würde? Was würden Sie davon halten, Jake? Sie sind nicht mehr der Jüngste. Wenn Sie die Chance hätten, würden Sie es nicht genießen, noch einmal zwanzig zu sein? Und diese Chance biete ich Ihren Elektromotoren. Sie können in ‘57-Gestelle eingebaut werden. Die allerneueste Konstruktion.«
    Ich lachte.
    »Das ist doch sinnlos, Mr. Gellhorn. Sicher, einige meiner Autos sind schon sehr alt, aber es wird
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