Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz
Autoren: India Grey
Vom Netzwerk:
ockerfarben. Der Verputz blätterte ab, und die Verzierungen aus Stein waren von der Zeit angegriffen. Trotzdem strahlte das Gebäude eine gewisse Grandezza aus mit den hohen Fenstern in den oberen Stockwerken und den kleinen Balkonen. Es sah aus, als hätte dieses Haus im Lauf der Jahrhunderte viel Geschichtsträchtiges mit angesehen.
    Eve hoffte nur, dass sich dort jetzt nichts Wichtiges abspielte.
    Je näher sie kamen, desto langsamer ging sie, bis Luca sie förmlich mit sich ziehen musste. Vor dem Haus blieben sie stehen.
    Und dann entdeckte Eve die beiden.
    „Nein!“, stieß sie ungläubig hervor. „Luca, sehen Sie nur, da oben!“
    Sekundenlang schwieg Luca und sah mit Eve zu, wie Raphael hinter einem der Fenster im oberen Stockwerk Catalinas Kleid aufknöpfte und ihr dann einen Kuss auf die Stirn drückte.
    „Es tut mir leid, bambina, sehr leid“, sagte Luca leise. „Offenbar hatten Sie doch recht.“
    Er führte sie weg, sobald Raphael die Vorhänge zuzog. Tränen liefen Eve über die Wangen, während Luca mit ihr den Weg einschlug, den sie gekommen waren.
    Eve erinnerte sich noch genau, dass sie sich nach Ellies Tod wie betäubt gefühlt hatte. Alle hatten sie so behutsam behandelt, als wäre sie aus dünnem Glas, das jederzeit zerbrechen konnte. Und sie hatte nicht weinen können.
    Nach dieser Betäubung sehnte sie sich jetzt. Im Moment hätte sie am liebsten getobt und mit den Fäusten auf den Boden getrommelt wie ein Kind, das sich in einem Spielzeugladen einem Tobsuchtsanfall hingab.
    Ich will Raphael, ich will Raphael! Ich will ihn haben!
    Der Rückweg zum Palazzo war für sie die reinste Qual. Endlich stiegen sie die Treppe hinauf, die Raphael sie erst vor vierundzwanzig Stunden hochgetragen hatte.
    „Welches Zimmer?“
    „Wie bitte?“
    Luca sah sie an. „In welchem Zimmer sind Ihre Sachen? Sie vergessen, cara, dass dieser Palazzo Isabella gehört hat. Ich durfte ihn bisher nie betreten und kenne mich hier nicht aus.“
    „Da drinnen.“
    Es war geradezu unglaublich, dass alles noch genauso aussah wie vor zwei Stunden. Das ungemachte Bett, in dem sie Glück und Leidenschaft erlebt hatte, kam ihr vor, als wolle es sie verhöhnen. Sie warf sich darauf, vergrub das Gesicht in den Laken und atmete Raphaels Duft tief ein.
    „Kommen Sie, bella, nicht weinen.“
    Sie wusste, dass sie Luca allmählich auf die Nerven ging, doch das war ihr gleichgültig. An die Stelle seiner anfänglichen Sanftheit war eine Ungeduld getreten, die ihr ein wenig Angst machte.
    „Ihre Tasche. Wo ist Ihre Tasche?“
    „Ich weiß es nicht. Raphael hat sie …“ Eve biss sich auf die Unterlippe, um nicht schon wieder zu weinen. „Da ist sie – unter dem Bett. Ich habe nicht viel mitgenommen.“
    Das hellgrüne Kleid hing über einer Stuhllehne. Eve ging hin und strich über den glatten Stoff. Wie glücklich sie doch gewesen war, als sie dieses Kleid getragen hatte! Doch jetzt fühlte sie sich leer und verloren. Raphael hatte sie längst abgeschrieben. Er hatte sie weggeworfen wie ein abgelegtes Kleidungsstück, weil sie nicht länger nötig war.
    „Fertig?“
    Eve nickte, drehte sich jedoch nicht um.
    „Dann kommen Sie“, verlangte Luca ungeduldig. „Wir müssen meine Sachen aus dem Hotel holen, bevor wir zum Flughafen fahren. Ich habe verlangt, dass der Jet bereitsteht.“
    Jetzt drehte sie sich betroffen um. „Doch nicht der La zaro – Jet?“
    „Aber sicher, cara. Ich durfte zwar bisher diesen Palaz zo nicht betreten, aber vergessen Sie nicht, dass ich auch ein Di Lazaro bin.“
    „Aber ich kann nicht …“
    Sie verstummte. Es hätte lächerlich geklungen, hätte sie gesagt, dass sie den Jet ohne Raphael nicht ertrug.
    „Sie können, bambina “, sagte Luca gefährlich leise. „Es sei denn, Sie wollen hierbleiben. Vielleicht würde Ihnen ja eine Dreiecksbeziehung mit Raphael und Catalina gefallen?“
    Er lachte hämisch über seinen eigenen Scherz, warf einen Blick in ihr betroffenes Gesicht und legte ihr den Arm um die zitternden Schultern. „Keine Sorge, bella, Luca wird sich um Sie kümmern, und wenn Sie ein ganz braves Mädchen sind, gebe ich Ihnen auch etwas Hübsches zur Entspannung.“
    „Was meinen Sie damit?“
    Er lächelte breit und tippte sich gegen die Nase. „Das zeige ich Ihnen später. Also, verschwinden wir von hier. In diesem Steinkasten bekomme ich Gänsehaut.“
    „Mir gefällt er“, erwiderte Eve heftig, schloss die Schlafzimmertür und lehnte den Kopf dagegen, während ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher