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Verführung erster Klasse, oder: Heißt dein Butler wirklich James?

Verführung erster Klasse, oder: Heißt dein Butler wirklich James?

Titel: Verführung erster Klasse, oder: Heißt dein Butler wirklich James?
Autoren: Francisca Dwaine
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konnte nicht anders, als zu denken, dass diese vermutlich die grausamen Wächter von unterirdischen Gräbern waren. Ihre verzerrten Gesichter bleckten die Zähne und große fledermausähnliche Flügel erweckten den Anschein, als würden sie sich jeden Moment auf ihn stürzen.
    Erleichtert atmete Ted auf, als sie an der Eingangstür angelangt waren. Er konnte nicht von sich sagen, dass er mit seinen 22 Jahren besonders mutig war. Durch seine eher schmächtige Figur, einer gewissen Schüchternheit, die sich immer wieder bemerkbar machte, und einer Sehschwäche, durch die er eine starke Brille benötigte, war Ted schon immer der Sandsack für andere stärkere Menschen gewesen. Diese Tatsache hatte ihn ängstlich gemacht und Orte wie diese waren ganz und gar nicht sein Fall.
    Um sich etwas von der Umgebung und dem kriechenden Gefühl der Angst abzulenken, betrachtete Ted die doppelflügelige Eingangstür. Kleine Figuren waren in das Holz hineingeschnitzt. Ganz wie die Statuen schienen auch diese Verzierungen merkwürdig lebendig. Die Tür war offensichtlich sehr alt und Ted konnte nicht richtig erkennen, was genau die Figuren darstellten. Er hoffte allerdings, dass es Engel waren und keine Dämonen, wie der Weg hierher vermuten ließ.
    »Treten Sie ein, Sir«, sagte James, stand aber nur da und sah Ted erwartungsvoll an.
    Stirnrunzelnd trat Ted vor und sprang sofort wieder zurück, als die Flügeltüren sich automatisch vor ihm öffneten.
    »Sie haben wohl keine elektrischen Türen, wo sie herkommen?«, fragte James mit demselben gleichmütigen Gesichtsausdruck, den er schon die ganze Zeit gehabt hatte. »Schade, sehr schade.«
    James ging in die Villa hinein und Ted starrte ihm hinterher. Nun war er sich sicher, dass er verarscht wurde.
    Steckte dieser James mit Maggie unter einer Decke? Sollte das alles hier ein Spaß auf seine Kosten sein? Das wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen.
    Kopfschüttelnd betrat auch Ted die große Eingangshalle und staunte nicht schlecht. Vor ihm erstreckte sich ein perfekter Marmorboden. Im Gegensatz zu draußen, wo das Haus dem Verfall ähnlich zu sein schien, war die Villa innen fast makellos. Skulpturen von Engeln - diesmal konnte Ted sie zum Glück erkennen - standen rechts und links einer großen Treppe, die nach oben führte. Ein gewaltiger Kronleuchter mit echten Kerzen hing über ihnen und tauchte die Halle in ein goldenes und prachtvolles Licht.
    »Wenn der Herr fertig damit ist, auf den unbezahlbaren Marmorboden zu sabbern, so möge er sich bitte in den ersten Stock begeben. Der Hausherr befindet sich bereits im Speisesaal und das Essen wird bald serviert. Ich werde Ihnen Ihr Zimmer zeigen und dann können Sie sich fertigmachen, um dem Herrn beim Essen Gesellschaft zu leisten.«
    Erneut verwirrten ihn James‘ Worte. Es hörte sich fast so an, als wäre Ted nur zum Vergnügen des Hausbesitzers hierher gekommen. Hatte Maggie etwa auch einen alten Lord für ihren Plan eingespannt?
    »Haben Sie irgendwelche Fragen, Sir?«, fragte James und Ted stellte mit Erstaunen fest, dass der alte Mann bereits die halbe Treppe hochgeschritten war.
    Tatsächlich hatte er tausende Fragen, doch merkwürdigerweise war es die unwichtigste, die er aussprach: »Ist Ihr Name wirklich James?«
    Der Butler antwortete nicht, aber Ted meinte, zum ersten Mal ein Zucken seines Mundwinkels gesehen zu haben. Entweder war es der Anflug eines Lächelns oder ein Trugbild, das der mächtige Kronleuchter durch sein flackerndes Licht verursachte.
    Ted ging hinter James die Treppe hinauf und besah sich die gesamte Halle auf seinem Weg. Viele Gemälde, wie man sie in einem solchen Haus erwarten würde, hingen an den hell tapezierten Wänden. Wie von allem anderen in diesem Haus ging auch von ihnen eine seltsame Lebendigkeit aus, die Ted erschaudern ließ. Sie schienen in diesem Stil gemalt worden zu sein, der den Anschein erweckte, der Betrachter würde von den Augen durch den Raum verfolgt werden.
    Das war die einzige Erklärung, die Ted für dieses Gefühl finden konnte.
    Oben angelangt gingen sie einen langen Gang hinunter, der zu mindestens zwanzig weiteren Zimmern führte. Ted schwor sich insgeheim, sie später zu zählen.
    »Bitte machen Sie sich etwas frisch und beeilen Sie sich mit dem Umziehen, Sir. Der Hausherr wartet nicht gerne«, sagte James, als Ted in das Zimmer trat, dessen Tür ihm aufgehalten wurde.
    Die Zimmertür schloss sich hinter ihm und Ted atmete tief ein, als er den Raum betrachtete.
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