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Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Titel: Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Autoren: Juliet Landon
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habt, dass keine Frau ihm dafür dankbar wäre, in eine Situation gedrängt zu werden, die ihr unerwünscht ist. Alles zu seiner Zeit … Waren das nicht Eure Worte?“
    „Du meine Güte, nein“, entgegnete sie und legte seufzend den Kopf in den Nacken.
    „Nein? Was dann?“
    „Nun ja, ich sprach von meiner Mutter, die in große Verwirrung geraten würde, plötzlich eine Rolle übernehmen zu müssen, nur weil wir ihr sagen, dass sie meine Mutter ist. Sie sieht sich doch als Frau Marie. Alles zu seiner Zeit. Das habe ich damit gemeint. Hat er wirklich gedacht …?“
    „Offenbar.“
    „Zugegeben“, fuhr sie fort, „er hat mir seine Liebe gestanden, aber ich bin mir nicht sicher, ob er bereit ist, mir die Ehe anzubieten, Vater, und ehrlich gestanden, sehe ich auf lange Sicht auch keinen Sinn darin. Er hat Euch gewiss erzählt, dass meine Schwägerin und ich gezwungen sein werden, Castle Kells in den nächsten Wochen zu verlassen, vielleicht schon früher. Eine Burg braucht einen Burgherrn, der sich dort ständig aufhält. Der König würde nie zulassen, dass zwei allein stehende Frauen mit Kindern dort die Herrschaft führen, auch nicht, wenn eine verheiratet ist, deren Ehemann aber ständig unterwegs ist.“
    „Ist Euch nicht in den Sinn gekommen, Mylady, dass Ihr einen wichtigen Punkt außer Acht gelassen habt? Hat Euch Euer logisches Denken in diesem Punkt im Stich gelassen?“
    „Wieso … welche Logik?“
    Er lachte in die Falten seiner schwarzen Kutte, und dann heftete er seinen durchdringenden Blick auf sie. „Wir beginnen noch einmal von vorn. Er möchte, dass Nick bei Euch auf Castle Kells lebt. Habe ich Recht?“
    „Nun ja, das denke ich mir. Er weiß, dass meine Mutter ohne Nicholas das Kloster nicht verlassen würde.“
    „Und die Burg braucht einen Burgherrn, der sich ständig dort aufhält?“
    „Ja …“
    „Und wenn er weiß, dass Ihr demnächst Castle Kells verlassen müsst, wieso sollte er dann den Wunsch haben, seinen Sohn in Eure Obhut zu geben? Könnt Ihr Euch nicht vorstellen, dass er sich längst dafür entschieden hat, sich auf der Burg niederzulassen, zumal nach dem tragischen Unglück, das seiner verstorbenen Frau und seinem kleinen Kind in seiner Abwesenheit zugestoßen ist? Oder denkt Ihr, er würde eine solche Tragödie ein zweites Mal riskieren? Und da er Euch liebt, was er mir ebenfalls gestanden hat, begreift Ihr da nicht, dass Eure Bedenken und Einwände völlig grundlos sind? Er kann nicht gleichzeitig Burgherr sein und im Dienst des Königs durch die Lande ziehen, das weiß er ganz genau. Könnte das der Grund sein, warum er nach Newcastle reiten will? Weil er den König um seine Entlassung bitten möchte?“ Es dauerte eine Weile, bis Ebony der geduldigen Beweisführung des weisen Klostervorstehers in Gedanken nachgegangen war, die ihr bislang völlig entgangen war. Der Blick ihrer grau gesprenkelten Augen heftete sich in seine hellen Augen, und sie entdeckte darin Güte und Klugheit und eine Aufrichtigkeit, die ihm im Laufe seines langen Lebens ebenso viele Feinde wie Freunde eingebracht hatte. „Denkt Ihr, er wäre wirklich bereit, dieses Opfer zu bringen?“ fragte sie schließlich.
    „Es ist kein großes Opfer, eine Verantwortung für eine andere einzutauschen, Mylady. Eine Burg gegen die Engländer zu verteidigen, ist vermutlich eine größere Herausforderung. Damit erweist er dem König von Schottland vielleicht sogar einen größeren Dienst, hab ich Recht?“ Lächelnd stand er auf und reichte ihr die Hand. „Warum sprecht Ihr nicht mit Alex darüber? Verschafft Euch Klarheit. Die Gelegenheit könnte nicht günstiger sein.“
    „Noch heute?“
    „Je früher, desto besser. Er hat meine Erlaubnis, Euch in Eurem Schlafgemach aufzusuchen. Es ist keine Sünde, wenn die Absicht aufrichtig ist. Gesteht ihm Eure Ängste und Bedenken und hört ihm zu. Nun geht. Es ist höchste Zeit. Die beiden Knaben wachsen schnell heran.“
    „Ja, Vater. Ich danke Euch. Ihr habt mir die Augen geöffnet.“ Einem Impuls folgend, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, und da niemand in der Nähe war, um darüber zu richten, neigte der Abt ihr das Gesicht zu und nahm den Beweis ihrer Zuneigung entgegen mit dem scheuen Entzücken eines Schuljungen.
    „Ich fand es an der Zeit“, begann Alex ohne Umschweife, „dass wir einen Vermittler einschalten. Sonst würden wir noch ewig um den heißen Brei herumreden, ohne einen Schritt weiter zu
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