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Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)

Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)

Titel: Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
Autoren: Carolyn Jewel
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fühlte sich unbehaglich unter seinem durchdringenden Blick. Ihre Haut prickelte erneut.
    » Ich kann dir wirklich nicht verraten, wo ich war.« Er blickte stirnrunzelnd auf die Tür. » Können wir es nicht einfach dabei belassen?«
    » Im Zauberland von Oz? Sibirien? Zeugenschutzprogramm? Unterwegs auf der Suche nach deinen leiblichen Eltern, so wie ich? Timbuktu? Ach, Unsinn, dahin bin ich ja gefahren.«
    » Du warst in Timbuktu? In Afrika?«
    » Unter anderem. Und du? In der Arktis? Im Knast?« Letzteres trug ihr einen giftigen Blick ein. » Aber du hast keine Tattoos. Wenn du im Gefängnis gewesen wärst, wäre dein Körper jetzt sicher ziemlich bebildert.« Das wusste sie so genau, weil lange Zeit– sehr viel länger, als es ihr heute gefiel– ihre besten Freunde Kriminelle mit selbst gestochenen Tattoos gewesen waren.
    Alexandrine neigte den Kopf zur Seite. » Du warst beim Militär, oder?« Wer sonst hätte die Möglichkeit, eine Person komplett verschwinden zu lassen? » Regierungsauftrag oder so, stimmt’s?«
    Harsh starrte sie an. Sie war überzeugt, dass er ihr nicht antworten würde, doch stattdessen legte Dr. Harsh Marit, ihr angebeteter Bruder, eine Hand in den Nacken und sagte rau: » ›Gefängnis‹ trifft es wohl am ehesten.«
    Die Verzweiflung in seiner Stimme ließ ihren Ärger wie einen Ballon platzen. » Was willst du von mir, Harsh?«
    Sein verdammtes Telefon klingelte erneut, diesmal war es allerdings ein anderer Klingelton, und er meldete sich mit: » Ich bin’s, Harsh.« Alexandrine beobachtete, wie ihr Bruder dem Anrufer zuhörte. » Nein, ich bin immer noch hier«, sagte er und warf ihr einen Blick zu.
    Sie erkannte den Mann hinter diesen Augen nicht wieder. Sie rieb sich die Arme, doch die Gänsehaut wollte nicht verschwinden.
    » Noch nicht. Er wartet draußen. Ja. Ja. Ich weiß. Das werde ich auch tun.« Dann riss ihm offensichtlich die Geduld. » Um Himmels willen, Nikodemus, sie hat geglaubt, ich wäre tot. Also dräng mich nicht so, ja?«
    Alexandrine setzte sich auf. Ihr Puls hämmerte so laut, dass sie ihn in ihren Ohren zu hören glaubte. Ihr Magen zog sich zusammen. Sie war nervös. Nikodemus? Das war ein Name, bei dem ein Mädchen sich aufrechter hinsetzte. Vor allem, wenn sie eine Hexe war.
    » Ja«, meinte Harsh erneut, doch es klang schon lockerer. Seine Augen blickten jedoch immer noch hart. Erbarmungslos, und Alexandrine fragte sich unwillkürlich, welche grauenvollen Dinge ihr Bruder hatte ertragen müssen.
    Draußen wurde die Maschine eines Motorrads hochgedreht. Eins von diesen lauten, nervenden Bikes, die von bescheuerten Typen in Ledermontur gefahren wurden.
    Harsh beendete das Gespräch, hob den Kopf, dann berührte er den Touchscreen erneut. Und nach einem Moment sagte er ins Telefon: » Wage es ja nicht abzuhauen!« Er starrte sie dabei an. » Oder möchtest du unbedingt, dass auch noch Nikodemus sauer auf dich ist?«
    Shit. Alexandrine zuckte zusammen, als sie Harsh ein weiteres Mal den Namen sagen hörte, den sie so oft in den Büchern gelesen hatte, die sie, wo immer sie konnte, zusammengerafft hatte. Nikodemus? Verdammt. Über ihren gesamten Körper lief eine Kältewelle. So, als hätte sie gerade herausgefunden, dass Jack the Ripper nicht nur höchst lebendig war, sondern auch noch in der Wohnung nebenan lebte.
    » Stell die verdammte Maschine ab und komm rauf. Ich mache dir auf.«
    » Hey, nur damit du auf dem Laufenden bist, Dr. Marit.« Sie würde den Teufel tun und einen seiner Freunde hier begrüßen. » Ich kann prima auf mich selbst aufpassen. Das habe ich bereits gelernt, bevor du verschwunden warst.«
    Harsh hatte das Gespräch beendet und holte tief Luft. » Nicht, was diese Typen betrifft.«
    » Welche Typen?«
    Der Motor des Bikes erstarb.
    » Die Typen, denen es scheißegal ist, ob du abkratzt, solange sie das bekommen, wohinter sie her sind.«
    » Was?« Etwas anderes fiel ihr nicht ein, und ihr » Was« klang ziemlich klugscheißermäßig-ungläubig. Das hatte sie gar nicht beabsichtigt. Es war nur… na ja, weil seine Worte zu perfekt zu ihrer Vorahnung passten und sie Hey, das ist es! denken ließen.
    » Das ist es, was ich von dir will.« Sein Blick nagelte sie fest. » Ich möchte, dass er hier bei dir bleibt.«
    » Ich brauche keinen Babysitter.«
    Harsh lachte, doch es war kein fröhliches Lachen. » Wenn er bei dir ist, kommt niemand an dich heran.«
    Ihr Gehirn erstarrte. Zu reinem Eis. Das war der Moment der Entscheidung.
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