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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld
Autoren: Cathleen Galitz
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behutsam auf die Rutsche zu legen. Ohne im Laufen innezuhalten, warf er sich hinein. Gleichzeitig zog er Caitlyn auf seinen Schoß und drückte sie beschützend an sich, während er mit atemberaubender Geschwindigkeit in die Tiefe schoss.
    Sie trafen mit einem harten Ruck auf die Erde und wurden von einer dichten Staubwolke eingehüllt. Hustend und keuchend setzte Grant sich auf. Seine Lungen brannten wie Feuer, Tränen liefen ihm über die Wangen und jeder Atemzug war eine Qual.
    Immer noch hielt er Caitlyns schlaffen Körper an die Brust gepresst. Er erhob sich mühevoll und schwankte auf den Wohnwagen zu, wo es eine Sauerstoffflasche gab. Noch bevor er die Tür erreicht hatte, hatten die Schutzventile im Rohrloch sich geschlossen und damit die Grube sicher versiegelt. Doch schon eine geringe Menge Schwefelwasserstoff genügte, um jeden Einzelnen von ihnen zehnmal umzubringen.
    Grant verlor keine Zeit, legte seine kostbare Last auf den Boden und holte die tragbare Sauerstoffflasche mit Maske aus seinem Schrank. Er drückte Caitlyn die Maske auf das blasse Gesicht und suchte fieberhaft nach einem Lebenszeichen. Grant hatte seit dem Tod seiner Eltern nicht mehr gebetet, aber jetzt kniete er vor seiner Frau, und verzweifelte Worte formten sich wie von selbst auf seinen Lippen.
    “Bitte, lass sie nicht sterben”, flehte er.
    Ihr Puls war so schwach und unregelmäßig wie das Klopfen seines Herzens, aber der schönste Anblick auf der Welt gab Grant ein wenig Mut – Caitlyns Brust hob und senkte sich, als sie den ersten Atemzug aus der Sauerstoffflasche tat.
    Ihre Lider flatterten. Sie wusste noch nicht, was geschehen war, und fragte sich verwirrt, was die seltsame Szene vor sich zu bedeuten hatte. Grant küsste jeden einzelnen ihrer Finger, dann ihre Handfläche. Der Ausdruck tiefer Sorge und rückhaltloser Liebe auf seinem Gesicht war kaum zu ertragen, so glücklich machte er sie.
    Caitlyn sagte sich, dass sie träumen musste. Sie war sicher, als sie Tränen auf seinem ölverschmierten Gesicht sah und er die Worte aussprach, nach denen sie sich so gesehnt hatte.
    “Du darfst nicht sterben, Caitlyn. Ich liebe dich.”
    Sie musste im Himmel sein. Aber der Mann, der sie so sanft in seinen Armen hielt, war lebendig und wirklich. Caitlyn seufzte zufrieden.
    Nachdem Grant sich vergewissert hatte, dass es Caitlyn besser ging und es keinen Grund gab, sie ins Krankenhaus zu bringen, legte er sie behutsam auf das Sofa. Auch wenn er es hasste, sie allein lassen zu müssen, ihm blieb keine andere Wahl. Er musste zum Bohrturm zurückgehen und feststellen, was es gewesen war, das die Schutzventile in Aktion gebracht hatte. Aber was immer es auch war, Grant wusste, dass es etwas Riesiges sein musste.
    “Du musst dich auf ziemliche Kopfschmerzen gefasst machen, Liebling”, warnte er Caitlyn. “Das Beste ist, du bleibst hier und atmest ab und zu durch die Sauerstoffflasche ein. Ich komme nach dir sehen, sobald ich kann. Aber versprich mir, dass du dich nicht von der Stelle rühren wirst.”
    Da ihre Kehle zu rau war, um zu sprechen, nickte Caitlyn nur. Wenn sie hätte sprechen können, hätte sie ihrem Mann versichert, dass sie ein ganzes Leben auf ihn warten würde. Sie hörte nicht einmal die Tür zuschlagen, denn sie war bereits in einem Traum versunken, in dem ein dunkelhaariger Riese mit schwieligen Händen und sanften blauen Augen sie für den Mittelpunkt seiner Welt hielt.
    Grant bekam einen Schreck, als er das leere Sofa und die auf dem Boden liegende Sauerstoffflasche sah. Sofort stellte er sich alle möglichen Katastrophen vor, die Caitlyn geschehen sein mochten, und machte sich die schlimmsten Vorwürfe, weil er nicht den ganzen Tag an der Seite seiner Frau geblieben war.
    “Caitlyn!”, schrie er panikartig. “Wo bist du?”
    “Hier”, kam eine schwache, zarte Stimme als Antwort.
    Grant fand seine Frau am unwahrscheinlichsten Ort – in seinem Bett. Ihr Haar lag wie ein mahagonifarbener Seidenfächer auf dem Kissen. Sie sah so hinreißend aus, dass es ihm den Atem nahm.
    “Wie fühlst du dich, Baby?”, fragte er und setzte sich behutsam aufs Bett.
    “Besser”, sagte sie leise, “jetzt, wo du da bist.”
    “Du hast versprochen, dich nicht zu rühren”, tadelte er sie sanft.
    Sie fuhr ihm mit den Fingern über die besorgt gerunzelte Stirn. “Ich wusste, dass ich meinen Kreislauf in Gang bringen musste, wenn die Kopfschmerzen aufhören sollten”, erklärte sie. “Und ich hoffte, ich könnte mich in der
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