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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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sind Freunde und waren auch mal ein Paar. Seit einigen Wochen aber nicht mehr. Was ist denn passiert?« Dumme Frage, dachte sie. Zu schnell gefahren, Kontrolle verloren, gegen einen Baum geknallt. Daniel und sein aufgemotzter Golf. Er konnte nicht tot sein.
    »Daniel … Er wurde heute Nacht … Es ist ganz hier in der Nähe passiert. Vorne in der Baustelle im Anemonenweg. Jemand hat auf ihn geschossen.«
    »Geschossen?« Sie klang wie sein Echo. »Wer denn? Warum?« Das konnte doch nicht sein.
    »Das wissen wir noch nicht.«
    Sie wollte sich das nicht vorstellen. Ein letzter Blick, ein letzter Gedanke, eine erstaunte Frage und alles war vorbei. Von einem Augenblick zum nächsten. Patsch. Aus.
    Mam kam mit Kaffee, Sahne und Zucker. Als wäre es möglich, jetzt Kaffee zu trinken. Daniel war tot, und alles ging weiter, als wäre nichts geschehen. Dasselbe Gefühl wie bei Isa. Jemand musste die Zeit anhalten. Wenigstens für einen Augenblick. Bitte!
    Unter ihrem perfekten Make-up wurde Mam ganz grau, als sie erfuhr, was geschehen war. Ihre Hände zitterten kaum merklich, als sie Dühnfort die Kaffeetasse reichte und sich auf die Sofakante setzte. Einen Moment wirkte sie ehrlich bestürzt. Dann strich sie mit dieser für sie so typischen energischen Geste mit dem Mittelfinger über die eingebildete Falte an ihrer Nasenwurzel und atmete durch. Mika wusste, was sie dachte. Das ist zwar schrecklich, aber nun haben wir endlich Ruhe vor ihm, nun stört er unsere Kreise nicht länger. Ihre Mam hatte Daniel von Anfang an nicht gemocht, von der ersten Sekunde an, als Phillip ihn damals eingeladen hatte, seinen Schulfreund, diesen schmuddeligen, frechen Jungen ohne jeden Benimm, in dessen billigem T-Shirt ein großes Loch klaffte. Dort war ein Fleck gewesen. Daniel hatte ihn einfach herausgeschnitten. So war er gewesen. Kreativ. Witzig. Voller Humor.
    Und nun war ihre Mam erleichtert, dass Daniel nie wieder in das Leben der Familie Eckel funken würde. In diesem Moment verabscheute Mika sie. Eine Eiswelle von Verachtung überspülte und erschreckte sie. Eigentlich hatte sie ihre Mam immer gemocht, bis vor einigen Monaten war ihr Verhältnis eher das von Schwestern gewesen als eines von Mutter und Tochter. Doch alles veränderte sich, verschob sich, rutschte in Richtung eines alles verschlingenden Schlunds. Wieso nur? Was geschah mit ihnen?
    Daniel war tot! Jemand hatte ihn erschossen. Das konnte nicht sein. »Was hat er denn in der Baustelle gemacht?«
    Dühnfort stellte die unberührte Kaffeetasse auf den Couchtisch. Er konnte also nicht Kaffee trinken, als sei nichts geschehen.
    »So wie es aussieht, war er dort für einen Deal verabredet.«
    Für einen Deal? Mika schüttelte den Kopf. »Daniel doch nicht. Er hat nicht gedealt. Und er hat das Zeug auch nicht genommen.«
    »Wir haben Ecstasy bei ihm gefunden. Und zwar eine Menge, die über den Eigenbedarf hinausgeht.«
    »Das kann nicht sein. Daniel …«
    Mams Hand landete auf ihrer. »Entschuldige, wenn ich dich unterbreche.« Ihr Blick blieb jedoch unverwandt auf Dühnfort gerichtet. Jede Spur von Anteilnahme oder Bestürzung wich aus ihrer Stimme. »Daniel hatte vor einigen Jahren Probleme, weil er mit diesen Tabletten gehandelt hat, und hat dafür eine Jugendstrafe erhalten.«
    Na klar. Das hatte jetzt kommen müssen. »Das ist ewig her, und er hat damit aufgehört.«
    »Mika.« Mams Hand umschloss ihre. »Kannst du dir da wirklich sicher sein?«

11
    Zu Fuß kehrte Dühnfort zu Daniels Wohnung zurück, um sich den Golf vorzunehmen, von dem Mika erzählt hatte. Er stand vorm Haus in einer Parkbucht. Metallicblau mit Rallyestreifen, tiefergelegt, doppelter Auspuff. Fünf Minuten später war das erledigt. Nichts. Vom Hausmeister ließ er sich das Kellerabteil des Jungen zeigen. Es war leer bis auf einige zusammengefaltete Umzugskartons und ein Paar Carver. Daniel sei ein netter Junge gewesen, meinte der Hausmeister, der sichtlich erschüttert über diesen gewaltsamen Tod war. Hin und wieder hatte Daniel ihm bei seinem Wagen geholfen, ohne auch nur einen Cent zu nehmen. Die Idee, er habe gedealt, war ihm nie gekommen.
    Während Dühnfort zum Tatort zurückkehrte, stieg ihm Kaffeeduft in die Nase. Beinahe elf. Zeit für einen Doppio. Er fragte eine Passantin, ob es hier ein Café gab. Sie beschrieb ihm den Weg. Supremo Kaffeerösterei. So stand es an der Fassade eines schlichten Gewerbebaus. Dühnfort trat durch die Glastür ein. Im hinteren Bereich befand sich ein Café mit
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