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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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verlieren. Dabei verlor sie ihn doch schon. Jeden Tag ein klein wenig mehr.

8
    Die kurze Strecke zu Daniels Wohnung im Geranienweg ging er zu Fuß. Ein vierstöckiger Wohnblock aus den achtziger Jahren. Die Rauputzfassade war frisch gestrichen, der Rasen vorm Haus gemäht. An den Balkonen hingen Blumenkästen. Daniels Name stand auf einem Klingelschild der zweiten Etage. Dühnfort zog den Schlüsselbund des Jungen hervor und betrat das Haus. Über die Treppe stieg er nach oben. Die Tür war nicht abgesperrt, nur ins Schloss gezogen. Das war schon ein wenig leichtsinnig.
    Die Wohnung lag im Halbdunkel. Dühnfort zog Latexhandschuhe über, schaltete das Licht ein und wartete einen Moment, bis seine Augen sich daran gewöhnt hatten. Ein kleines Appartement lag vor ihm. Flur, Bad, ein Zimmer mit Kochnische. Die Einrichtung war schlicht und stammte bestimmt aus einem Möbelmarkt. Einziger Luxus war ein großer Flachbildfernseher, der an der Wand hing, darunter ein Sideboard mit DVD-Player und Tuner und davor ein modernes Sofa aus Kunstleder. Die herrschende Unordnung erreichte lediglich einen unteren Wert auf der Chaos-Skala. Dühnfort hatte weiß Gott schon Schlimmeres gesehen.
    Kleidungsstücke, DVDs, CDs und Computerspiele lagen herum. Das war es dann schon. Keine gammelnden Essensreste, keine stinkenden Abfälle.
    PC und Spielkonsole standen auf dem Schreibtisch. Es roch ein wenig nach schmutziger Wäsche und schweißigen Socken. Die Jalousie war halb heruntergelassen. Dühnfort zog sie hoch und blickte sich weiter um.
    Hinter einem Paravent mit einem Aufdruck der New Yorker Skyline verbarg sich das Bett. Kissen und Decke steckten in FC-Bayern-Bettwäsche. Auf dem Boden stand eine halbleere Flasche Cola light, und daneben lag ein silberner Bilderrahmen mit der Bildseite nach unten auf dem Teppichboden. Dühnfort nahm ihn hoch. Das Foto eines Pärchens steckte darin. Ein junger Mann mit braunen Locken und einem markanten, eckigen Gesicht. Er lachte in die Kamera. Doch in seinen Augen lag ein Ausdruck, den Dühnfort schon oft gesehen hatte. Unsicherheit. Das Mädchen, das er im Arm hielt, war von seltener Schönheit. Ein ebenmäßiger Teint, ovale Kopfform mit einem spitzen Kinn, hohen Wangenknochen und schrägstehenden Augen, lange, blond gefärbte Haare, volle Lippen. Ein gewinnendes Lächeln.
    Das war also Daniel mit seiner Freundin. Ein auf den ersten Blick sympathischer Junge. Daniel, der nun in einem Kühlfach im Institut für Rechtsmedizin lag, weil ihm jemand eine Kugel in den Kopf gejagt hatte.
    Dieser Silberrahmen. Er passte nicht zu ihm und das Mädchen irgendwie auch nicht. Nur ein Gefühl. Dühnfort stellte das Bild zurück und begann die Wohnung zu durchsuchen.
    Die Kontoauszüge wiesen auf den ersten Blick keine Unregelmäßigkeiten auf. Monatlicher Gehaltseingang aus dem Autohaus, in dem er arbeitete. Kein üppiger Verdienst, aber ausreichend. Regelmäßige Abbuchungen von Miete, Nebenkosten, Handyflatrate, Versicherungen und so weiter. Auch die Bargeldabhebungen am Automaten entsprachen dem, was ein junger Mann so brauchte. Ein auf den ersten Blick geordnetes Leben. Weshalb hatte der Junge gedealt? Möglicherweise um den Eigenbedarf zu finanzieren.
    Systematisch arbeitete Dühnfort sich durch die Schubladen des Schreibtischs, durch das Chaos im Küchenschrank, durch das Regal im fensterlosen Bad und wurde dabei langsam, aber stetig ungeduldiger. Er sah in Gläser und Flaschen, in Schachteln und Dosen und zwischen Unterhosen und Socken nach. Schließlich hinter der Abdeckung des Spülkastens, im Tiefkühlfach und sogar im Rauchmelder. Keine Spur von Ecstasy. Kein Krümel. Keine dieser Plastiktüten mit Druckverschluss, kein Bargeld. Daniel war offenbar nicht leichtsinnig gewesen. Er musste ein besseres Depot haben. Das zu finden war nur eine Frage der Zeit. Ebenso die Lieferanten und die Kunden. Wenn Daniel ein Adressbuch besessen hatte, war es verschwunden. In der Wohnung entdeckte er keines, und beim Opfer war es nicht sichergestellt worden. Doch wer unter fünfzig besaß heute noch ein Adressbuch? Vermutlich waren die Daten auf dem PC und im Handy gespeichert. Der Rechner war ausgeschaltet. Dühnfort rief Meo an, ihren IT-Spezialisten, und bat ihn, den Computer sicherzustellen und sich auch Daniels Handy vorzunehmen. In Mails und SMS würden sich die gesuchten Informationen finden.
    Bevor Meo kam, um die Sachen abzuholen, klickte er sich durch die Kontaktliste in Daniels Handy. Allzu viele waren es
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