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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
Autoren: Veronika Aretz
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mein Fuß höllisch wehtut. Dann packe ich einen Stuhl und schmettere ihn gegen die Tür. Er zerbricht. Mit den Holzresten dresche ich weiter darauf ein, bis ich kaum noch Kraft habe und mir die Tür leidtut.
    Dann sehe ich das Fenster. Es steht offen! Ich stürme hin und beuge mich hinaus. Offensichtlich bin ich in einer Art Burg. Es geht fünf Stockwerke hinab, zu tief, um einfach hinauszuspringen. Aber ich werde mir etwas einfallen lassen, ich werde nicht aufgeben! In diesem Moment schwöre ich dem Befehlshaber der angeblichen Friedensbewegung Rache. Er hat zu viel auf dem Gewissen, da brauche ich nur an die letzten 37 Jahre zu denken. In welcher Angst habe ich gelebt!
    Als ich kraftlos auf das Bett sinke, wehre ich mich dagegen, einzuschlafen. So lange habe ich nicht geschlafen, Tausende von Nächten habe ich durchwacht und mir Sorgen um meine Welt gemacht, um meine Freunde und meine Familie. Jetzt muss ich stark sein, muss durchhalten!
    Bevor mir die Augen zufallen, stelle ich fest, dass ich nicht in einem dunklen Kerker gelandet bin.

Kapitel 3
oder
Wie ich mich in ein Schneckenhaus verkriechen möchte und keins finde

    Als ich aufwache, höre ich in der Ferne einen Wolf heulen. Draußen ist es dunkle Nacht, nur das Licht der drei Monde Mara, Selênê und Ay erhellt das Zimmer. Ich bleibe auf dem Bett liegen. Die Luft ist mild und warm, es duftet angenehm, so intensiv nach Bluttraubenknospen und frischen Augenfrüchten. Wann habe ich zuletzt so etwas gerochen?
    Dann denke ich an das Gespräch mit Mali’tora – und plötzlich schäme ich mich. Ja, verflixtes Wolfsgeheul(1), bin ich vorhin noch so stolz gewesen, kommt mir das Ganze jetzt total töricht und stur vor. Was habe ich nicht alles gesagt, um den Anführer der angeblichen Friedensbewegung zu beleidigen? Ich wollte ihn reizen, wollte, dass er mich anbrüllt, mich sogar schlägt und quält. Dann hätte ich ohne schlechtes Gewissen allen Leuten erzählen können, was für ein böser Mensch er sei. Aber nichts dergleichen hat er getan, er hat mir zugehört und mich sogar ausreden lassen. Und ich?

    Vor Scham vergrabe ich mein Gesicht in die Bettdecke. Aber selbst da kann ich sein Gesicht nicht abschütteln, ich höre seine Worte noch in meinem Kopf: „Bevor du mich wegen einer solchen Tat verurteilst, wirst du erst einmal die Wahrheit über unsere Friedensbewegung erfahren müssen!“
    Ich habe Angst. Ganz plötzlich bekomme ich ein solch beklemmendes Gefühl, dass ich mich wie ein Igel zusammenrolle und schluchze. Ist mein Bild von Mali’tora und seiner Friedensbewegung nun falsch? Steht er etwa auf der guten Seite und ich bin im Irrtum?
    Ich beiße in mein Kissen. Nein, das kann nicht sein! Meine Eltern hätten mir nicht solche Lügen erzählt, sie hätten mich nicht für einen falschen Frieden 37 Jahre auf die Erde verbannt! Und außerdem sind da noch die Python-Kämpfer. Jeder weiß, dass hier Verbrecher leben. Arbeitet Mali’tora mit ihnen zusammen, ist er keinen Deut besser als sie.
    Sein milde lächelndes Gesicht vor meinen Augen stellt jedoch wieder alles infrage.
    Verflixtes Wolfsgeheul, nun bin ich mit meinem Latein am Ende! Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll, und es wird gar nicht besser, als sich ein anderes Gefühl frech dazwischendrängt: Hunger! Es bohrt und sticht, als hätte ich drei Tage lang nichts gegessen. Und außerdem – wieso habe ich ein Nachthemd an?
    Erschrocken springe ich aus meinem Bett und sehe an mir herunter. So fest kann ich doch niemals geschlafen haben, dass ich nicht bemerkt hätte, wenn mich jemand ausgekleidet hätte?! Wie peinlich ist denn das?!
    Auf dem Tischchen neben dem Bett liegen drei Stapel sauber gefalteter Wäsche. Es handelt sich um die üblichen Overalls, die auf den Sieben-Welten gern getragen werden. Ich wähle von den drei Farben den grünen mit den schwarz abgesetzten Streifen an Ärmeln und Hosenbeinen aus. Lange ist es her, dass ich so etwas getragen habe, fühle mich aber richtig wohl darin. Dieser Stoff trägt sich viel angenehmer als alles, was ich auf deiner Welt kennengelernt habe.(2) Endlich bin ich zu Hause! Beinahe jedenfalls …

    Als ich auf dem kleinen Tisch am Kamin eine Schale mit Obst und Keksen entdecke, geht es mir richtig gut. Ich verputze alles, selbst die Kerne der Bluttrauben schlinge ich hinunter.
    Draußen hängt die Dunkelheit noch schwer über den Berggipfeln, aber der Sonnenaufgang kann nicht mehr fern sein. Ich versuche an der Stellung der Monde zu erkennen, auf
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