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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)
Autoren: Gerhard Seyfried
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E-Klasse sein, sehen Sie nur, die treppenförmige Abstufung des Turms nach achtern! Über die hätten wir gern mehr gewußt.«
    Das Schiff dreht weiter, und die Boote verschwinden aus seinem Blickfeld.
    » Tja«, sagt Steinhauer, » das hätten wir früher wissen sollen, wo die Tommies die versteckt haben. So nahe am Parkeston Quay, wo sie jeder sehen kann, das hätte ich nicht gedacht.«
    Seiler nickt nur. Daß die Engländer die meisten ihrer U-Boote in Harwich stationieren, war allerdings zu vermuten gewesen, denn von hier aus können sie in kürzester Zeit die Themsemündung und den Ärmelkanal sperren. Nach diesen neuesten Booten hat er eigentlich immer gesucht, und nun liegen sie hier vor seiner Nase, aber zu spät und zu weit entfernt.
    Der Dampfer passiert das Landguard Fort und steuert auf den Kanal hinaus. Vivian stellt sich neben ihn, und er legt den Arm fest um ihre Schulter. Schweigend sehen sie zu, wie die Sonne in prachtvoller roter Glut hinter den grauvioletten Wolkenschleiern versinkt.
    Deutsch-Niederländische Grenze bei Hengelo, 4. August 1914 , Dienstag
    Gegen drei Uhr Nachmittag erreichen sie in der Nähe von Hengelo die holländisch-deutsche Grenze. Zu beiden Seiten der Straße lagert holländisches Militär, Geschütze sind offen aufgefahren. Am deutschen Schlagbaum geben sie sich als Beamte des Reichsmarineamtes zu erkennen. Man bittet sie ins Wachhaus, an dem ein großes Schild hängt: Achtung! Ankommende Reisende, welche Angehörige der Reserve oder der Landwehr sind, hier melden!
    Es dauert eine halbe Stunde, bis eine Telephonverbindung mit Berlin zustande kommt und das Reichsmarineamt ihre Angaben bestätigt. Von dem leitenden Grenzbeamten erfahren sie, daß Deutschland gestern abend Frankreich den Krieg erklärt habe und deutsche Truppen heute in den Morgenstunden in Belgien einmarschiert seien. Und England habe der deutschen Regierung vor einer Stunde ein Ultimatum überreicht. Der Grenzwächter kennt den Inhalt schon: Wenn Deutschland nicht bis Mitternacht eine verbindliche Neutralitätsgarantie für Belgien abgegeben habe, werde England sich als im Kriegszustand mit Deutschland befindlich betrachten.
    Eine Antwort der Reichsregierung erfolgt nicht. Um elf Uhr Greenwich Time, Mitternacht nach deutscher Zeit, läuft der britische Funkspruch um den Erdball:
    + Admiralty to all ships: Commence hostilities against Germany +
    Ende

Epilog
    Alle Bemühungen, den Frieden zu wahren, scheiterten. Zwischen dem 3. und dem 16. August verhaftete die britische Polizei nach einer vom Secret Service Bureau herausgegebenen Liste 21 deutsche Agenten, Steinhauers gesamtes Netz.
    William Melville hat den Sturz von der Firth-of-Forth-Brücke überlebt. Er bezichtigte Drummond des Verrats wegen der Bekanntschaft mit Seiler, doch Kell wollte kein Verfahren einleiten. Auf Kells Rat quittierte Drummond den Dienst beim Secret Service Bureau und verzichtete auf eine Untersuchung gegen Melville wegen dessen zweifelhafter Vergangenheit. ➝ Glossar: Melville.
    Randolph Drummond wurde bei Kriegausbruch zur Merchant Navy eingezogen. Er überlebte den Krieg, heiratete Emmeline und ging mit ihr aufs Land. Dort zogen sie zwei Söhne groß, die beide im Zweiten Weltkrieg fielen.
    Julius Peterman blieb in London. Sein Buchladen gehörte zu wenigen deutschen Geschäften, die nach Kriegsausbruch nicht durch deutschfeindliche Pogrome zerstört wurden. Er schloß ihn jedoch im Dezember 1914 und lebte von seinen Ersparnissen. Im März 1920 reiste er nach Berlin und sah seine Tochter nach sechs Jahren zum erstenmal wieder.
    Adrian Seiler und Vivian Peterman heirateten am 15. September 1914 in Berlin. Seiler blieb bis Herbst 1915 bei N, wurde dann als Torpedooffizier auf den Großen Kreuzer Derfflinger kommandiert und nahm am 31. Mai 1916 an der Seeschlacht vor dem Skagerrak teil. Danach wurde er zum Korvettenkapitän befördert. 1923 zog er mit Vivian nach London und übernahm mit ihr den Buchladen ihres Vaters. Ihre Ehe blieb kinderlos.

Dank
    Für Anregungen, Kritik und Ermutigung danke ich besonders Sophie Matuschke, Ziska Riemann und meiner Schwester Sylvia Seyfried.
    Als besonders wertvoll erwies sich die Einsicht in die Unterlagen des MI 5 dank des gerade zur rechten Zeit erschienenen Werkes von Christopher Andrew, The Defence of the Realm. The Authorized History of MI 5. Penguin Books, London, 2010.
    Aus der Vielzahl der geschichtswissenschaftlichen Abhandlungen und persönlichen Erinnerungen zum Thema habe ich einige
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