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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)
Autoren: Gerhard Seyfried
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der Brücke erklären zu können. Sie sind Ingenieure eines Konsortiums, das im Auftrag der Forth Bridge Railway und der North British Railway ein Gutachten zu den Instandhaltungskosten erstellen soll. Steinhauer hat in der kurzen Zeit gut vorausgeplant. In der Waverley Station hatte er ein Schreiben der North British Railway von einem Aushang genommen und mit Hilfe einer Druckerei und einer vom Hotel geliehenen Schreibmaschine zwei Schreiben gefälscht. Die tragen sie nun bei sich. Sie sind die Ingenieure William Moss aus Southampton und Harald Eriksen aus Kopenhagen, beauftragt mit einer vorläufigen Inaugenscheinnahme der Brücke. Seiler ist Moss. Steinhauer hat als Eriksen allein im Barnton Hotel übernachtet, während Seiler wie ausgemacht im Edinburgher Queensberry logiert hat. Steinhauer müßte jetzt gerade mit der Fähre von Queensferry auf das Nordufer übersetzen. Am nördlichen Brückenkopf wollen sie sich treffen. Es kommt darauf an, herauszufinden, was die Royal Navy hier vor Rosyth versammelt hat und ob die Schiffe einen kriegsbereiten Eindruck machen.
    Seiler stapft auf dem Trampelpfad neben den Schienen auf die Brücke zu. Der leichte Bogen, den die Gleise hier machen, verhindert, daß er von der Bahnstation aus gesehen werden kann. Ein greller Blitz erleuchtet die Stahlkonstruktion vor ihm, ein Donnerschlag kracht. Zugleich fallen die ersten Tropfen. Ein paar Minuten später regnet es wie aus Kübeln.
    Jetzt ist er über den Brückenkopf hinaus und schon klatschnaß. Der River Forth ist grau und vom Regen aufgerauht. Böen pfeifen darüber hin und jagen Schaumstreifen über das Wasser. Hin und wieder blickt er über die Schulter, ob etwa ein Zug kommt. Leicht möglich, daß er ihn im Rumpeln des Donners überhört.
    Gleich ist er beim ersten Pfeiler. Kriegsschiffe auf der Reede, graue Schemen im Regenvorhang. Unmöglich zu erkennen, um was für Typen es sich handelt. Vielleicht, wenn er näher ans Nordufer kommt. Herrgott, wie kann es nur so heftig regnen! Er muß sich das Wasser aus den Augen wischen und sieht trotzdem nur verschwommen. Von Steinhauer ist auch noch nichts zu sehen. Noch ein Blick über die Schulter. Kein Zug, aber was ist das? Da kommt einer hinter ihm her! Hat ihn ein Eisenbahner entdeckt? Oder gar ein Polizist? Oder ist es nur jemand, der die Brücke als Abkürzung benutzt? Steinhauer etwa? Aber der wollte doch die Fähre nehmen, weil er so näher an die Schiffe herankommt. Er zögert, späht mit zusammengekniffenen Augen. Ein Mann, vornübergebeugt, ein Gummimantel weht ihm um die Beine, den Hut hält er mit einer Hand fest. Es blitzt, ein schmetternder Donnerschlag. Hoffentlich schlägt es nicht in die Brücke! Er achtet darauf, keiner der Stahlstreben zu nahe zu kommen. Der Mann ist jetzt auf fünfzig Meter heran. Steinhauer ist es jedenfalls nicht. Jetzt winkt er ihm. Seiler wartet. Er kann sich ja ausweisen, wenn der Mensch wissen will, was er hier treibt. Fünfzehn Meter vor ihm bleibt der Mann stehen und zeigt auf ihn. Was soll das? Was hat er da in der Hand? Aus der Hand blitzt es, ein Schuß knallt. Etwas rupft an seinem Jackett. Der schießt ja auf ihn!
    Er dreht sich um und rennt los, so schnell er kann. Rüber auf die andere Seite, schreit es in ihm, Steinhauer hat einen Revolver! Hoffentlich ist er schon da! Ein Blick über die Schulter, der Mann läuft ihm nach, und im selben Augenblick gleitet Seiler auf dem nassen Boden aus, versucht entsetzt, sich zu fangen, stürzt aber der Länge nach hin. Er will sich aufrappeln, kommt halb hoch, aber sein linkes Knie knickt ein.
    » Keine Bewegung!« Der Mann keucht, ringt nach Atem. » Hier ist Schluß mit Ihrer Spioniererei!«
    » Wieso schießen Sie auf mich? Wer sind Sie?«, fragt Seiler. Zeit gewinnen, denkt er, vielleicht hat Steinhauer den Schuß gehört.
    » Geht Sie nichts an.« Er zielt mit dem Revolver auf sein Gesicht. » Sind Sie allein?«
    Seiler sagt nichts. Der Regen trommelt auf den Asphaltweg.
    » Aufstehen!« befiehlt der Mann jetzt und macht einen Schritt zurück. Er hat seinen Hut verloren, Wasser rinnt ihm übers Gesicht, tropft aus dem Schnurrbart. Er atmet immer noch schwer. Und plötzlich weiß Seiler, wer der Mann ist: Der Kerl mit der Kamera, der in Kiel verhaftet worden ist! Morgan, so hieß der. William Morgan. Er richtet sich vorsichtig auf. Das Knie schmerzt, aber es trägt ihn. Reden. Zeit gewinnen.
    » Ja«, sagt er, » ich bin allein hier.« Er wird plötzlich wütend. » Verdammt noch mal,
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