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Verdammt wo ist der Braeutigam

Verdammt wo ist der Braeutigam

Titel: Verdammt wo ist der Braeutigam
Autoren: Nicola Holzapfel
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Nein sagen. »Ich helfe natürlich gerne, aber ich kenne mich da gar nicht aus«, sagte Rolf und hoffte, sich damit geschickt aus der Affäre gezogen zu haben.
    Das Gesicht des Brautvaters hellte sich auf. »Ich habe dir schon alles aufgeschrieben und alles vorbereitet«, und er überreichte ihm mehrere vollgeschriebene DIN-A4-Zettel.
    Ich habe viele Freunde und Kollegen gefragt, welche Spiele sie auf Hochzeiten mitgemacht haben, aber häufig bekam ich zur Antwort: »Gar keine. Immer wenn ich merke, dass es Spiele gibt, schleiche ich heimlich davon.«
    »Wohin?«, fragte ich.
    Daraufhin bekam ich als Antwort immer nur ein Schulterzucken. Das finde ich sehr verdächtig. Nachdem diese Haltung so verbreitet ist, schleichen sich die Spielegegner offenbar gemeinsam zu einer bislang noch unentdeckten Parallelveranstaltung. Wo ist sie? Und: Was tun sie dort?
    Ich selbst hätte einen Rückzug an diesen geheimnisvollen Ort einmal dringend nötig gehabt: Ich war auf einer Hochzeit, auf der die Trauzeugen voller Begeisterung Spiele machten. Vor jedem Spiel lief die Trauzeugin mit einem großen Schild in der Hand von links nach rechts wie eine Revuetänzerin, der Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass sie dabei kokett lächelte und in einem fort schelmisch zwinkerte. Auf dem Schild stand der Name des jeweiligen Spiels. Je lahmer das Interesse der Gäste an den Spielen wurde, desto öfter und kecker lief sie von links nach rechts. Es war mehr eine Nummernshow als eine Hochzeit. Und wir säßen heute noch dort, hätte das Brautpaar nicht auf einmal die gute Idee gehabt, einen Walzer zu tanzen. Statt lachen zu müssen, durften wir Gäste uns nun wieder gerührt dem romantischen Anlass unseres Zusammenseins hingeben.
    Von manchen Gästen gefürchtet sind auch Diashows, bei denen Freundinnen und Freunde der Braut oder des Bräutigams der ganzen Gesellschaft Dias vorführen. Zu sehen sind dann: die Braut als Kind, der Bräutigam als Kind, die Braut bei der Tanzstunde, der Bräutigam bei der Tanzstunde, das erste gemeinsame Foto, das zehnte gemeinsame Foto, das … Das ist nett anzusehen, aber meist werden viel zu viele Dias gezeigt und die Vorführung zieht sich bis ins Unerträgliche in die Länge. Es sei denn, das falsche Foto ist unter die Auswahl geraten. Mein Freund Marc erzählt von einer Diashow, bei der auf einmal der Bräutigam mit seiner Exfreundin im Arm auf der Leinwand auftauchte. Die Braut war darüber so schockiert, dass sie auf der Stelle davonrannte.
    Liest man Hochzeitsratgeber, so heißt es überall, Spiele seien unverzichtbar, sie müssten nicht geistreich sein, weil sie nur dazu dienten, die Stimmung etwas »aufzulockern«. Mag sein, nur übertreiben sollte man dabei nicht. Denn das Wunderbare an Hochzeiten ist doch, dass sie beides bieten: Spaß und Ernst, Lachen und Tiefe.

Das Hochzeits-Chinesisch
VON DER KUNST, DIE RICHTIGEN WORTE ZU FINDEN
    Zwischen Brautpaar und Gästen gibt es einen gewaltigen Unterschied: Das Brautpaar hat am Tag der Hochzeit einen Großteil der Arbeit hinter sich, es darf jetzt die Früchte seiner Arbeit genießen. Für die Gäste ist es genau andersherum: Für sie geht die Arbeit nun los. Nach all der Organisation und bei all den Kosten, die dafür anfallen, hat das Brautpaar jetzt nur das Beste und vor allem Unterstützung verdient. Was es nun braucht, sind die richtigen Gäste dafür.
    Der ideale Gast sieht so aus: Er ist gut gelaunt, zu allem bereit und sagt niemals Nein. Er unterhält sich blendend, lacht mitreißend und schwingt fröhlich das Tanzbein – und nichts anderes. Das klingt einfacher, als es ist, weil der Mensch, auch der auf Hochzeiten eingeladene, es nicht unterlassen kann, zu kritisieren und zu mäkeln. Damit Ihnen das nicht passiert und Sie nicht aus der Rolle des idealen Gasts fallen, hilft Ihnen die folgende Einführung ins Hochzeits-Chinesisch. Ihr Einsatz, bitte:
    » A lles auf Anfang ...«
    Wann: Wenn Ihr Sitznachbar in der Kirche eine spitze Bemerkung macht, dass doch diese zweite Ehe Ihres gemeinsamen Freundes hoffentlich länger halten möge.
    Wie: zuversichtlich
    » B aden Sie auch so gerne?«
    Wann: Ablenkungsmanöver, falls ein Gast anfängt zu meckern (übers Wetter, das Essen oder Sonstiges).
    Wie: interessiert
    » D as Sparschwein! Wo ist das Sparschwein?«
    Wann: Wenn die ersten Gäste eintrudeln und ihre Geschenke platzieren, aber (noch) keine Anstalten machen, große Scheine in die dafür bereitstehende Sparbüchse des Brautpaars zu
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