Verbrechen ist Vertrauenssache
Schloss.«
»George, du willst doch nicht, dass ich –«
»Entweder das oder ich schieße dich an«, sagte Liss. Seine Stimme war wieder angespannt. »Vielleicht wäre das sowieso die einfachere Lösung. Ich muss dir ja nicht in den Bauch schießen. Es könnten ja auch die Knie sein, und Ralph könnte dich tragen, wenn es soweit ist.«
Quindero stieß einen leisen überraschten Laut aus – es klang nach halbherzigem Protest.
»Ihr solltet lieber erst mal ausprobieren, wie weit Ralph mich tragen könnte«, sagte Parker.
»Ich … ich weiß nicht«, stammelte Quindero. »Ich … ich glaube nicht, dass ich das kann.« Er war klein und schmal, ein mickriges Bürschchen.
Das musste auch Liss klar sein, doch er wollte sichergehen. »Verdammt, Parker«, sagte er, »ich will dich aus dem Weg haben, irgendwo sicher verschlossen, damit ich mir nicht die ganze Zeit den Kopf über dich zerbrechen muss. Um halb zwölf lassen wir dich wieder raus, dann verschwinden wir von hier. Inzwischen besorgen Ralph und ich einen Wagen.«
»George –«
»Wir machen es so, wie ich gesagt habe!«
Parker schwieg und dachte nach. Bis halb zwölf in einem Schrank? Eine halbe Stunde früher würden Brenda und Mackey am Motel vorbeifahren und bestimmt nicht warten. Aber würde er so lange in einem Schrank bleiben? Liss und Quindero mussten einen Wagen beschaffen. »Sagen wir lieber um elf. Es könnte eine Weile dauern, bis wir da sind.«
»Gut, dann eben um elf«, sagte Liss. »Aber ich kann dich nicht hier herumlaufen lassen, Parker, das verstehst du. Ich müsste dich erschießen oder wenigstens verwunden. Anders geht es nicht.«
»Ich werde warten, George«, sagte Parker. »Wo ist dieser Schrank?«
»Unten. Im nächsten Stock. Du gehst voraus.«
Das Licht verharrte auf dem Rand der Schlucht. Parker zuckte die Schultern und wandte sich zur Treppe. Hinter ihm sagte Liss: »Ralph, nimm die Kanone mit.«
ACHT
Wegen der Wände, die Schlaf- und Badezimmer abteilten, war es hier unten dunkler, aber Liss und Quindero waren hinter ihm und hielten Abstand, und so konnte er sich die Dunkelheit nicht zunutze machen. Parker ging die Treppe hinunter, und als er unten angekommen war, sagte Liss: »Nach rechts.« Das war der Korridor, der durch das ganze Stockwerk führte.
Parker stellte fest, dass es sich bei dem Schrank, von dem Liss gesprochen hatte, um den Aufzugschacht handelte. Das Schloss bestand aus einer Haspe, in der ein Holzpflock steckte. Liss blieb ein paar Meter entfernt stehen und sagte: »Zieh den Pflock heraus und gib ihn Ralph.«
Das tat Parker. Er öffnete die Tür, und ein leichter Geruch nach trockenem Holz strömte heraus. Im Schrank war es stockdunkel – unmöglich, irgend etwas zu erkennen.
Liss klang immer nervöser. »Was ist los? Rein mit dir.«
Es wäre nicht gut, wenn Liss die Beherrschung verlor – immerhin war er derjenige, der die Pistolen hatte. »Immer mit der Ruhe, George«, sagte Parker. »Es ist dunkel dadrinnen. Ich muss mich erst zurechtfinden.«
Er trat einen Schritt vor, streckte die Arme aus und ertastete zunächst gar nichts. Die Aufzugkabine war mehr tief als breit gewesen, groß genug für zwei Personen, vielleicht auch für drei, sofern sie einander gut kannten. Jetzt, in einen Schrank umgewandelt, war die vordere Hälfte leer. Parkermachte einen weiteren Schritt, und seine Hände stießen an die hölzerne Garderobenstange und das darüber montierte Ablagebrett. Beide waren leer, ebenso wie der Boden.
Stange und Bord waren auf Kopfhöhe, doch davor war genug Platz. Parker drehte sich um und sah hinaus zu Liss und Quindero und dem Korridor mit der Treppe. »Na gut, George«, sagte er, »dann besorgt mal einen Wagen.«
Liss sagte zu Quindero: »Mach die Tür zu und steck den Pflock rein. Und sieh zu, dass er ganz fest drinsteckt.«
Quindero ging auf den Schrank zu. Kurz bevor er die Tür schloss, blickten seine Augen in die Parkers – sie waren voller Panik. Aber er würde weiterhin tun, was Liss ihm sagte, denn ihm fiel absolut nichts anderes ein.
Die Tür wurde geschlossen. In vollkommener Dunkelheit hörte Parker, wie der Zapfen durch die Öse gesteckt wurde. Dann klang es, als würde Quindero mit einem harten Gegenstand darauf schlagen, vermutlich mit dem Griff von Thorsens Pistole. Wenn er nicht vorsichtig war, würde er sich dabei in den Ellbogen schießen.
Reichlich spät für Ralph Quindero, um vorsichtig zu sein.
Parker ging auf alle viere und drückte die Wange an das Holz des
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