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Verbrechen im Rampenlicht

Verbrechen im Rampenlicht

Titel: Verbrechen im Rampenlicht
Autoren: Stefan Wolf
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ihre Ohren, dazwischen
vereinzelte Lacher von ihren Mitschülern.
    »Man hätte die
Schülerversammlung auch auf dem Hof machen können. Das wäre deutlich netter als
hier im Altbau.« Karl seufzte. »Wir werden noch als Kellerkinder enden, wenn
wir uns weiterhin so für die Belange der Schule einsetzen.«
    »Ich hoffe, es lohnt sich«,
sagte Gaby, während sie die Tür öffnete. Ihr blonder Pferdeschwanz wippte
energisch auf und ab. »Immerhin verpasse ich jetzt das Halbfinale von Die
Urzeit-Beautys.
    Tim sah seine Freundin
entgeistert an. »Ich muss mich verhört haben! Du guckst diesen Schrott auch,
Pfote? Mein Weltbild bricht zusammen!«
    Gaby nickte kleinlaut und
errötete leicht. »Ich habe neulich bei einer Freundin die erste Folge gesehen
und jetzt muss ich irgendwie wissen, wie es weitergeht.«
    »Genau darauf legen es solche
Shows und Serien doch an. Wenn man einmal anfängt, kann man nur schwer damit
aufhören.« Karl lachte. »Ich muss zugeben: Das Format ist erfolgreich, aber es
entbehrt jeglichem tieferem Sinn. Es ist unbegreiflich, wie Millionen von
Menschen Woche um Woche ein paar getoasteten Strohhalmen beim Rumjammern
zuschauen können.«
    »Wie bitte? Getoastete
Strohhalme?«, hakte Gaby belustigt nach.
    »Du hast richtig gehört, Gaby.
Getoastete Strohhalme, so nenne ich diese Models — außen braun, innen hohl. Und
je niedriger der IQ, desto höher die Gewinnchancen«, gab Karl zurück und betrat
den Raum. »Ui, das Format scheint wirklich einige in seinen Bann gezogen zu
haben! Die Masse glänzt mit Abwesenheit.«
    TKKG mussten feststellen, dass
kaum ein Drittel der Schüler zur Versammlung gekommen war. Wer nicht gerade das
gute Wetter ausnutzte, saß anscheinend vor dem Fernseher.
    »Ich habe die Wette gewonnen!«,
sagte Klößchen zufrieden. »Es ist kaum jemand da!«
    »Wir haben aber nicht gewettet«,
erwiderte Tim.
    »Aber, wenn wir gewettet
hätten, dann hätte ich gewonnen.«
    »Ja, meinetwegen, Klößchen.
Dann hättest du gewonnen.«
    »Und wenn ich gewonnen hätte,
hätte ich jetzt eine Tafel Schokolade mehr — denn das wäre mein Wetteinsatz
gewesen«, sagte Klößchen leicht bekümmert.
    »Und vermutlich hättest du die schon auf dem Weg hierher weggeschreddert«, sagte Karl. Er und Gaby
konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. Doch Tim war alles andere als gut
gelaunt.
    »Wann begreifen die endlich,
dass sie vor der Flimmerkiste noch mal komplett verblöden werden?«, fragte er
gereizt. »Hätte man das Fernsehen doch gar nicht erst erfunden.«
    »Was für ein unreflektiertes
Pauschalurteil, Tim!«, tadelte ihn Karl freundschaftlich. Er setzte sich auf
einen der vielen freien Stühle und winkte einer Schülerin aus der
Parallelklasse zu, die mit ihm in der Physik-AG war. »Man sollte nicht
grundsätzlich alles in einen Topf werfen.«
    »Da muss ich Karl recht geben«,
sagte nun auch Gaby. Meistens war sie einer Meinung mit Tim, aber das bedeutete
nicht, dass sie ihm nach dem Mund redete. Auch jetzt konnte sie seine Bemerkung
nicht so stehen lassen. »Nur weil es eine ganze Menge schwarzer Schafe unter
den Sendungen gibt, kannst du doch nicht gleich das ganze Fernsehen
schlechtmachen. Was ist denn mit den Nachrichten, oder mit Dokumentationen,
oder tollen Filmen oder...«
    »Schon gut, Pfote.« Tim
lächelte. Er wusste, dass er sich manchmal zu vorschnellen Urteilen hinreißen
ließ. »Ich nehme meine Aussage ja schon zurück und beschränke sie auf
Casting-Shows.«
    »Da stimme ich dir wiederum
zu«, sagte Karl. »Leider sorgen die fantastischen Einschaltquoten der Shows
dafür, dass immer mehr davon produziert werden.«
    »Hohe Quote, teure Werbeplätze!«,
wusste auch Klößchen. Sein Vater, der eine Schokoladenfabrik besaß, hatte
gerade einen neuen TV-Spot für die Marke Sauerlich Joghurt-Crisp Light in Auftrag gegeben. Allein die Produktion mit einem bekannten Fußballer hatte
schon Unsummen gekostet. Die Ausstrahlung in den Werbepausen beliebter
Sendungen — wie zum Beispiel Die Urzeit-Beautys kostete natürlich extra.
    Karl nickte. »Kürzlich habe ich
gelesen, dass die Sender Agenturen beauftragen, die sich neue Shows ausdenken
und die dann auch komplett umsetzen. Und nicht nur Shows, sondern auch
Reality-Serien, Doku-Soaps und reißerische Reportagen. Gestern erst habe ich
beim Zappen eine Doku-Soap entdeckt, bei der jede Woche der Alltag von
berüchtigten Kriminellen oder einer Gang gezeigt wird. Sie heißt Vogelfrei —
Alltag mit den Super-Knasties .«
    »Die habe
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