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Verbrechen im Mädchenpensionat

Verbrechen im Mädchenpensionat

Titel: Verbrechen im Mädchenpensionat
Autoren: Carter Brown
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nehmen.
    Dann
hörte ich eine weiche Stimme summen: »So, so, Baby, in der...«
    Ich
blieb stehen und starrte die beiden an. Hinter mir zog Polnik scharf den Atem ein.
    Miss Tomlinson
kniete auf dem Boden, hielt Augustus Dufay in ihren Armen und summte ihm leise
ihr Wiegenlied ins Ohr.
    Es
half Mr. Dufay nicht mehr viel. In seiner linken Schläfe befand sich ein von
Pulverbrandspuren umgebenes Loch, und von den schlaffen Fingern seiner Rechten
baumelte eine Pistole.
    Miss
Tomlinson starrte mich an. Ihre Lippen zogen sich für einen Augenblick über die
Zähne zurück, dann nahm sie ihren Singsang wieder auf, den widerstandslosen
Kopf enger an ihre Brust pressend.
    »Er
hat sich erschossen«, sagte Polnik heiser.
    Dann
schienen sich alle ins Zimmer zu drängen. Da waren Lavers und Tighe , beide mit verblüfftem Gesicht, Caroline,
die fast uninteressiert dreinblickte, Pierce mit vor Entsetzen erstarrten Augen
und Miss Bannister mit einem Ausdruck des Mitleids in dem Blick, mit dem sie
Miss Tomlinson betrachtete.
    Dann
sah sie mich an. »Ich habe mich also in Ihnen getäuscht, Lieutenant«, sagte sie
leise. »Es war also doch einer der Männer.«
    Ich
zuckte schweigend die Schultern.
    »Man
muß etwas unternehmen«, sagte Lavers . »Schaffen Sie
erst mal die Frau da weg!«
    Miss
Tomlinson blickte mit einer solch unglaublichen Wildheit in ihrem
Gesichtsausdruck zu ihm auf, daß selbst Lavers blinzelte.
    »Niemand
darf ihn anrühren außer mir«, sagte sie mit leiser Stimme. »Er gehört mir, er
hat immer mir gehört, und alles andere waren Lügen — faule Lügen!«
    Jetzt
traf ihr Blick mich.
    »Sie
haben die Lügen erfunden«, sagte sie. »Sie — ein Lieutenant der Polizei — , Sie
haben all diese faulen Lügen über mein kleines Schätzchen und diese anderen
Frauen erfunden!«
    Sie
bewegte Dufays Kopf liebevoll in ihren Armen hin und her und wiegte sich sanft
vor und zurück. »So, so, mein Schätzchen«, sagte sie. »Keiner tut dir was
zuleide!«
    »Wheeler«,
sagte Lavers mit leichtem Widerwillen in der Stimme,
»unternehmen Sie etwas!«
    »Ich
bin froh, daß Sie hier sind, Sir«, sagte ich höflich, »und sich für das
Vorhandensein der Leiche verbürgen können, bevor Doktor Murphy sie wieder
verschwinden läßt.«
    Tighe grinste breit, ernüchterte aber schnell, als er Lavers ’ auf sich gerichtete Knopfaugen sah.
    Ich
trat einen Schritt auf Miss Tomlinson zu, und sie bleckte die Zähne gegen mich.
»Sie werden ihn nicht anrühren«, sagte sie.
    »Es
ist alles vorbei, Lizzie«, sagte ich. »Kommen Sie schon, Lizzie, Lizzie Borden!«
    Sie
stieß einen dünnen Schrei aus, sprang auf, ohne an Dufays Körper zu denken, so
daß sein Kopf aus ihren schützenden Armen glitt und auf dem Böden aufschlug.
Die Pistole glitt aus den regungslosen Fingern und schlitterte etwa einen
halben Meter über den gebohnerten Boden, bevor sie vom Band eines Teppichs
aufgehalten wurde.
    Miss
Tomlinson kam in leicht gebückter Haltung auf mich zu, beide Arme ausgestreckt,
die Finger wie Krallen gekrümmt.
    Plötzlich
war sie vor mir, und ihre Nägel fuhren in mein Gesicht. Sie bewegte sich so
schnell, daß die anderen vor Überraschung förmlich erstarrt waren. Sie konnten
nur dastehen und glotzen. »Dafür bringe ich Sie um!« Glitzernder Speichel lief
ihr wie ein dünner Strom aus dem Mundwinkel.
    Ich
packte sie bei den Handgelenken, und es bedurfte für mich keiner Sekunde, um
mir darüber im klaren zu sein, daß ich da zwei
Handvoll tobender, zappelnder Weiblichkeit festhielt. Diese unter kalten
Duschen und auf langen erfrischenden Spaziergängen verbrachten Stunden hatten sie
in eine bessere Kondition versetzt, als es die meine war. Sie kämpfte wild mit
Füßen, Zähnen und Nägeln.
    Schließlich
erwachte Polnik zum Leben, packte sie um die Taille
und zerrte sie von mir weg. Und das keinen Augenblick zu früh. Ich hatte den
Eindruck eines breiten Lächelns auf dem Gesicht des Sheriffs, das erst
verschwand, als ihm bewußt wurde, daß ich ihn anblickte.
    »Ist
alles in Ordnung mit Ihnen, Wheeler?« fragte er.
    »Na
klar. Ich bringe täglich zweimal meine drei Runden mit verrückten Frauenzimmern
hinter mich, nur um in Form zu bleiben.« Ich wandte mich an Polnik .
»Danke, Sergeant.« Er hielt noch immer Miss Tomlinson fest, aber aller
Kampfgeist war aus ihr gewichen. Sie sackte in seinen Armen zusammen. »Es war
alles wahr, Lizzie, nicht wahr?« sagte ich leise zu ihr.
    Sie
starrte mich an, als hörte sie mich nicht.
    »Es
war
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