Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume.
Autoren: Hammesfahr Petra
Vom Netzwerk:
wenn etwas ist. Es ist eine Menge.«

    »Natürlich«, sagte Marcia.
    »Hast du die Adresse?«
    Kurz vor elf betrat ich die Klause. Ich hatte in aller Eile ein paar Sachen in einen kleinen Koffer geworfen und mir ein Taxi gerufen. Zum Glück war das Kostüm nicht so teuer gewesen. Ich hatte noch genug Geld übrig von den tausend Mark. Obwohl ich Marcia noch nie gesehen hatte, ich hätte sie auch auf Anhieb erkannt, wenn sie nicht allein hinter der Bar gestanden hätte. Eine Schönheit, hatte Ulli sie genannt. Du lieber Himmel, das traf den Nagel auf den Kopf. Sie erkannte mich sofort, als ich reinkam. Ulli hatte ihr Fotos gezeigt. Sie war sehr nett und verständnisvoll, gab mir die Schlüssel zu ihrer Wohnung, damit ich nicht die halbe Nacht in der Bar rumhängen mußte. Dann rief sie mir ein Taxi und versprach:
    »Ich sehe zu, daß ich etwas früher hier wegkomme. Wir reden dann in Ruhe über alles. Schlaf ein bißchen, du siehst völlig erschöpft aus.«
    Mit dem Taxi waren es nur ein paar Minuten. Ich fand es toll, daß sie mir ihre Wohnung zur Verfügung stellte, obwohl sie mich nicht kannte, nur das von mir wußte, was Ulli erzählt hatte. Die Wohnung war klein und ein bißchen unordentlich, aber erstklassig eingerichtet. Zwei Zimmer, ein winziger Flur und die Dusche. Die Küche war im Wohnraum untergebracht. Viel Küche war es nicht, nur eine Kombination aus Kühlschrank, Spüle und zwei Herdplatten mit einem Hängeschrank darüber. Es stand benutztes Frühstücksgeschirr im Spülbecken. Ich wusch es ab, leerte einen Aschenbecher, raffte ein paar Illustrierte aus einem Sessel. Dann erst kam mir der Gedanke, daß es Marcia vielleicht nicht recht war, wenn ich in ihren Räumen herumwerkelte. Nervosität hin oder her. Ich legte mich auf die Couch im Wohnraum, aber schlafen konnte ich nicht. Ich lag noch wach, als Marcia kurz nach eins heimkam.
    »Ich mache uns einen Tee«, bot sie an,«dann reden wir.«
    Eine Minute später drückte sie mir eine Tasse Tee in die Hand. Er war kochendheiß, ich stellte die Tasse auf den Tisch. Dann fing ich an. Daß ich sie mehrfach beschwindelt hatte, nahm Marcia mir nicht übel. Das war auch zu erklären. Mit der Polizei, die mich dazu genötigt hatte. Ihr in allen Punkten die Wahrheit zu sagen, schaffte ich nicht. Ich fragte nach Rene Link. Marcia hatte ihn seit Dienstag nicht mehr gesehen. Seit er von der Klause aus mit mir telefoniert hatte.
    »Da habe ich ihn rausgeworfen«, sagte sie.
    »Ich dachte, ich höre nicht richtig, als er anfing, dir diesen Vortrag zu halten, von wegen, leg alles auf den Tisch. Das hätte ich ihm nie zugetraut. Rauschgift, mein Gott!«
    Marcia nippte an ihrem Tee.
    »Mir will nicht in den Kopf, daß Ulli sich auf so etwas eingelassen haben soll. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen.«
    Daß Rene Link mich im Bahnhof überfallen hatte, konnte Marcia sich auch nicht vorstellen. Einmal, weil die Beschreibung nicht auf ihn paßte. Er würde nicht in einem schmuddeligen Parka durch die Gegend laufen, meinte sie. Und dann:
    »Er ist ein Feigling, wie er im Buche steht. Sich auf einem belebten Bahnsteig an einer Frau vergreifen, den Mumm hat er nicht. Er hätte viel zuviel Angst, daß er was auf die Fresse kriegt. Da muß was anderes dahinterstecken.«
    Was anderes? Ein anderer! Es blieb nur einer übrig. Mein Lebensretter. Vorbestraft wegen Drogenhandel und eine Jugendstrafe wegen schwerer Körperverletzung. Er hatte mir ein Messer in den Rücken gestochen, mich zum Zählen aufgefordert. Die Zeit genutzt, um hinauf zu seinem Kadett zu laufen, den Parka in den Kofferraum geworfen, die Windjacke übergezogen. Und war zurückgekommen als Helfer in der Not. Ich kam mir so blöd vor, ein blindes Huhn.
    »Hab’ ich mir gedacht, daß mit dem was nicht stimmt«, sagte Marcia. Aber sie sagte nicht:
    »Ich hatte dich gewarnt.«
    Sie wollte nur wissen:
    »Weiß Assenmacher, daß wir Kontakt hatten? Ich meine, wenn er nach dir sucht, könnte er darauf kommen, daß du bei mir bist?«

    »Nein«, sagte ich schnell,«nein, bestimmt nicht. Ich habe ihm nichts von dir erzählt. Ich habe auch aufgepaßt während der Fahrt. Das Taxi ist nicht verfolgt worden.«
    Anscheinend hatte Marcia Angst, kein Wunder nach der Horrorgeschichte. Sie nickte und entschied:
    »Gut, trink deinen Tee aus. Und dann versuchen wir zu schlafen. Morgen früh sehen wir weiter. Dann überlegen wir, was wir tun können.«
    Sie nahm die Tasse vom Tisch, drückte sie mir noch einmal in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher