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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume.
Autoren: Hammesfahr Petra
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heimfahren möchte. Ich konnte nicht heimfahren. Ich konnte nicht zurück zu Marcia. Jetzt wußten sie, daß ich bei ihr gewesen war. Zumindest einer wußte es, Lutz Assenmacher. Und das reichte. Zu meinen Eltern konnte ich auch nicht. Ich konnte nirgendwo mehr hin. Ich dachte daran, meine Mutter anzurufen oder Ullis Tante. Aber ich hätte nicht gewußt, was ich ihnen sagen sollte. Und dann dachte ich, daß ich abends in der Kanzlei bleiben könnte. Alles aufschreiben, für die Polizei. Kripo oder LKA, war doch egal. Das Geld nehmen, zum Bahnhof fahren, mich in den nächsten Zug setzen. In irgendeinen Zug, irgendwohin fahren. Mit neunundvierzigtausend Mark in der Tasche könnte ich eine Weile untertauchen, dachte ich. Und dann dachte ich, daß sie sich an meine Eltern hielten, wenn ich nicht mehr da wäre. Über kurz oder lang mußten sie sich fragen, mit wem ich nach Ullis Tod zusammen gewesen wäre, wem ich das Zeug geschenkt haben könnte. Da kamen nicht viele in Frage. Marcia, meine Eltern, Ullis Tante, Frau Ruland, Doktor Farngräber und seine Frau. Am frühen Nachmittag rief ich meine Mutter an. Ich fragte sie, ob sie die beiden Moltofill-Pakete an die Seite gestellt hätte. Hatte sie. Mein Vater sei zwar sauer gewesen, als sie ihm von meinen Nachbarn erzählte. Aber geborgten Kram wolle er nicht behalten. Ich sagte meiner Mutter, es könnte sein, daß mein Nachbar in den nächsten Tagen vorbeikäme, um das Zeug abzuholen.
    »Wozu denn?«
    fragte sie.
    »Das können wir doch am Montag mitbringen. Bis Montag wird er ja warten können. Oder will er am Wochenende was reparieren?«

    »Ja, kann sein«, sagte ich. Dann versuchte ich, Rene Link zu erreichen. Ich wollte ihm sagen, er solle das Zeug bei meinen Eltern abholen, sich als mein Nachbar ausgeben. Meine Mutter wisse Bescheid. Und daß er meine Eltern in Ruhe lassen muß, wollte ich ihm sagen. Aber ich erreichte ihn nicht in seiner Wohnung. Um halb fünf machte Doktor Farngräber Feierabend. Er wunderte sich, daß ich bleiben wollte. Ich sagte, ich müsse ein paar private Briefe auf dem Computer schreiben.
    »Aber schließen Sie die Tür hinter sich ab, wenn Sie gehen«, sagte er. Ich schloß sie ab, als er gegangen war. Dann saß ich da. Ich konnte nicht glauben, daß es erst eine Woche her war, seit ich mit der eiligen Terminsache in der Tasche heimgefahren war, mich auf ein gemütliches Wochenende mit Ulli gefreut hatte, auf die tolle Wohnung, in der mir niemand Vorschriften machte, in der ich tun und lassen konnte, was ich wollte. Daß sie mich aus meiner Wohnung vertrieben hatten, war das Schlimmste. Ich fing an zu schreiben, begann mit Lutz Assenmacher vor der Haustür. Beschrieb seine Kleidung, das Auto, sein Gesicht, so gut es ging. Dann alles, was Ulli gesagt hatte, ich hatte es noch gut im Kopf. Um sechs Uhr war ich bei Rene Link angekommen. Es war dunkel inzwischen. Das Licht einzuschalten, wagte ich nicht. Man hätte es auf der Straße sehen können. Ich machte eine Pause. Die kleine Teeküche, die sowohl von Doktor Farngräbers Büro als auch von meinem aus zu betreten war, hatte kein Fenster. Da konnte ich Licht machen, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Ich brühte mir Kaffee auf und schaute mir an, was Doktor Farngräber an Fertiggerichten vorrätig hatte. Er machte sich die immer zu Mittag. Ich schob eine Lasagne in die Mikrowelle. Nachdem ich gegessen hatte, nahm ich den Kaffee mit an den Schreibtisch. Es war unheimlich, so zu sitzen. In dieser Glocke aus blauem Licht, die der Bildschirm abstrahlte. Mit dem Gefühl, daß man sie auf der Straße sehen konnte. Ich hatte zwar am Nachmittag die Jalousien zugedreht. Aber da waren möglicherweise trotzdem an den Seiten die Lichtstreifen zu erkennen. Ich hatte wahnsinnige Angst. Ein paarmal ging ich ans Fenster, versuchte, hinunter auf die Straße zu schauen. Aber was vor dem Haus los war, konnte ich nicht erkennen. Ich kam mir vor wie abgeschnitten und tippte, als könnte der Computer mir helfen, wenn ich ihm alles erzählt hätte. Eine Diskette hatte ich mir bereitgelegt, aber vorerst schrieb ich auf der Festplatte. Ich wollte es später kopieren. Einmal dachte ich, daß ich besser daheim säße. Den Freitagskrimi auf dem ZDF, wo Derrick oder der Alte jeden Fall lösen, und wenn er noch so verzwickt oder an den Haaren herbeigezogen ist. Dann dachte ich an Marcia, die sich bestimmt wunderte, daß ich nicht zurückgekommen war. Die längst wissen mußte, daß ich den LKA-Mann nicht
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