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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume.
Autoren: Hammesfahr Petra
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Diskothek gesehen worden, zusammen mit zwei anderen Männern. Jedenfalls waren morgens, als die Geschichte zu ihrer Runde durchs Dorf aufbrach, nur zwei Männer in Ullis Begleitung gewesen. Normale junge Männer, die harmlos ihr Bier tranken. Abends waren es ungefähr zwanzig, und sie waren alle schwerbewaffnet gewesen, hatten mit Geld um sich geworfen, wahrscheinlich ein krummes Ding gefeiert. Natürlich war Ulli der Anführer gewesen. Einer erzählte, Ulli habe sich mit der Mafia eingelassen. Nicht direkt mit der Mafia, mit so was Ähnlichem. Habe er selbst angedeutet. Ein anderer behauptete, Ulli sei Zuhälter, er habe mindestens zwölf Frauen, die für ihn arbeiteten. Der dritte schwor, daß Ulli sein Geld mit gestohlenen Luxuskarossen verdiente, die allesamt in den Orient verhökert würden. Wo sein Onkel, der zwar inzwischen gestorben war, aber lange Jahre genau dort sein Geld verdient hatte, die Beziehungen für ihn geknüpft habe. Manchmal war es nur lächerlich, nicht einmal Ullis Tante regte sich darüber auf, wenn ihr ein neues Märchen zugetragen wurde. Sie mußte es ja auch besser wissen. Durch seine Tante wußte ich zwar immer, wie es ihm ging, doch ihn selbst hatte ich jahrelang nicht mehr gesehen. Nur einmal am Sonntag nachmittag seinen Wagen vor dem Haus seiner Tante. Zu der Zeit war das schon der zweite oder dritte tolle Schlitten, den er fuhr. Und ich war achtzehn, hatte bereits den dritten oder vierten Freund, der mich an dem Sonntag abholte. Wir wollten nach Köln, zuerst ins Kino, dann in eine Disco. Ich kannte den Jungen noch nicht lange und hatte mir, bevor ich das Haus verlassen durfte, wieder einmal anhören müssen, was mir seit zwölf Jahren gepredigt wurde. Es hatte sich kaum etwas geändert am Wortlaut der Ermahnungen. Paß auf! Sei vorsichtig! Bleib an der Seite! Nur nicht aus der Reihe tanzen! Mein Vater war der Meinung, daß ich ständig aus der Reihe tanzte. Weil ich die in seinen Augen netten, ehrlichen und tüchtigen Jungs nicht beachtete und mir statt dessen die aussuchte, die nichts taugten. Mein Vater war sehr streng, schreckte auch nicht davor zurück, mir eine runterzuhauen. Mutter war anders, versuchte immer, zu vermitteln, drückte hier und dort ein Auge zu, aber gegen Vater konnte sie nicht viel ausrichten. Ich war es manchmal so leid, konnte es gar nicht abwarten, mit der Schule fertig zu werden, mir eine Arbeit zu suchen. Und dann raus! Als ich an dem Sonntag aus dem Haus kam und den Flitzer nebenan stehen sah, wäre ich am liebsten hinübergegangen, hätte geklingelt und Ulli gefragt, ob er mich mitnimmt. Ich hatte plötzlich so ein elendes Gefühl. Sah mich Marmelade einkochen, die Gefriertruhe voller Spinat, ein paar kleine Kinder an meinem Rockzipfel. Und ein Mann mit aufgerollten Hemdsärmeln grub mir den Garten um. Ich ging nicht nach nebenan, stieg in das Auto meines Freundes. Wir fuhren nach Köln, schauten uns den Film an, verrenkten uns anschließend die Knochen zu Rockmusik. Bevor er mich wieder daheim ablieferte, schliefen wir auf der Rückbank des Wagens miteinander. Ich dachte an Ulli, fragte mich, ob er noch bei seiner Tante war, wenn ich heimkam, ob er eine Freundin hatte. Nach meiner Rechnung mußte er sechsundzwanzig sein. Er hatte bestimmt eine Freundin, auch wenn er seiner Tante nichts von ihr erzählte. Und er schlief ganz sicher nicht mit ihr auf der Rückbank seines Wagens, sondern in einem luxuriösen Bett in seiner tollen Wohnung. Vergessen habe ich Ulli nie. Er war der Traum, der mir im Hinterkopf tickte. Von dem ich glaubte, daß er sich nie verwirklicht, weil er zu groß ist, irgendwo in der weiten Welt lebt, während ich aus der engen nicht herauskam. Ulli war mein Star, mein Idol. Ich lebte mit der Gewißheit, daß er für mich unerreichbar war, rechnete nicht damit, ihn jemals wiederzusehen. Aber ich sah ihn wieder, vor zwei Jahren. Nach der Schule hatte ich eine Ausbildung in einer Rechtsanwaltskanzlei begonnen. Ein kleines Büro, ich war die einzige Angestellte, fühlte mich manchmal überfordert, weil ich alles alleine machen mußte. Aber ein bißchen fühlte ich mich auch wie ein freier Mensch. Es war niemand da, der mir vorschrieb, wie ich meine Arbeit erledigen sollte. Mein Chef, Doktor Farngräber, war ein netter, gutmütiger, älterer Herr, immer freundlich, meist gut aufgelegt. Die Kanzlei führte er zum Zeitvertreib, seine Frau war vermögend, er hätte gar nicht arbeiten müssen. An manchen Tagen ging es sehr gemütlich bei uns
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