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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege
Autoren: Charlotte Link
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Artikel zwei...«
    »Jetzt nicht, Phillip«, bat Harriet schwach.
    »Sie sollten das alleine und in Ruhe lesen«, sagte John, »dann kommen Sie vielleicht dahinter, daß...«
    »Ich will Ihnen gleich zeigen, John, was ich mit diesem Fetzen
hier tue«, erwiderte Phillip. Er hob das Papier hoch und riß es säuberlich in kleine Stücke. Die Schnipsel hielt er zum Fenster hinaus, wo sie ihm der Wind aus der Hand nahm und in alle Richtungen verwehte. Johns Gesicht blieb unbewegt.
    »Damit«, sagte er, »setzen Sie die Bürgerrechte nicht außer Kraft!«
    »Nein«, erwiderte Phillip, »aber ich demonstriere wenigstens meinen Widerstand. Und Tausende sind auf meiner Seite.«
    »Der Adel ist auf Ihrer Seite, und nicht einmal geschlossen.«
    »Mein lieber John«, Phillip war ganz blaß geworden vor Zorn, »was in Frankreich herrscht, ist einfach nur Anarchie, und ich ... «
    Harriet seufzte laut.
    »Fahren wir nicht bald weiter?« fragte sie.
    »Gleich. – John, diese Revolution, wenn sie nicht bald aufgehalten wird, endet in einem schrecklichen Blutbad. Und das Volk wird doch der Verlierer sein. Das war schon immer sein Schicksal.« Phillip lehnte sich zurück. John verzog spöttisch das Gesicht. »Ja, das war bislang eure wirkungsvollste Waffe«, entgegnete er, »Schicksal und womöglich noch die gottgewollte Natur! Aber das wird euch jetzt aus der Hand geschlagen. Denn niemand schenkt euch und euren Priestern länger Glauben.«
    Phillip antwortete nichts darauf, sondern rief dem Kutscher zu, er möge weiterfahren. Sie kamen nur sehr langsam voran, denn sobald die Pferde in einen schnellen Trab fielen, begann Harriet zu jammern.
    »Wir werden eine Woche bis London brauchen«, meinte Phillip. Harriet leckte sich über die trockenen Lippen.
    »Es tut mir leid«, murmelte sie, »die Kinder werden sicher ungeduldig. «
    »Die Kinder amüsieren sich«, beruhigte Edna. »Sir Carmody läßt Elizabeth und Joanna abwechselnd vor sich auf seinem Pferd reiten. Sehen Sie nur!«
    Harriet hob mühsam den Kopf und sah zum Fenster hinaus. Tatsächlich hatte John gerade Elizabeth auf sein Pferd gehoben und ritt in tänzelndem Trab über eine Wiese. Harriet ließ sich in ihren Sitz zurücksinken.

    »Ein netter junger Mann«, sagte sie, »du solltest nicht so viel mit ihm streiten, Phillip.«
    »Ich glaube, er ist nicht so nett, wie du denkst. Für seine seltsamen Ideen würde er alles und jeden verkaufen und verraten. Er ist unberechenbar.«
    »Aber er ist der Sohn deines besten Freundes!«
    »Deswegen gebe ich mir auch noch so viel Mühe mit ihm. Ich glaube immer noch, daß er eines Tages zur Vernunft kommt.«
    Am Abend waren sie in der Höhe von Cambridge angelangt, wo sie eine kleine, etwas schäbige Herberge fanden, in der sie übernachten konnten. Elizabeth und Joanna, die tief geschlafen hatten, wurden von Agatha die steile Wendeltreppe halb hochgetragen, halb hochgeschoben und sanken erschöpft in ihre Betten. Elizabeth fand nicht einmal mehr die Zeit, sich in dem ungewohnten, dunklen Haus zu fürchten, so schnell fielen ihr die Augen zu. Im Traum spürte sie noch weiter das Rütteln der Kutsche, so daß sie sogar noch glaubte, das Bett schwanke, als sie am nächsten Morgen erwachte und eiskalter, feuchter Herbstnebel durch die Fenster ins Zimmer drang. Sie war entsetzlich müde, aber Agatha zwang sie aufzustehen und sich in Windeseile anzuziehen. Die Wirtin brachte das Frühstück, aber Elizabeth konnte vor Aufregung keinen Bissen herunterbringen. Auch Joanna aß kaum etwas, sondern wollte nur ihre Mutter sehen. Doch Agatha machte ein sorgenvolles Gesicht.
    »Laß deine Mutter in Ruhe«, sagte sie, »es geht ihr nicht gut.«
    »Ist sie sehr krank?« fragte Elizabeth erschrocken. Sie hatte schon bemerkt, daß Joannas Mutter offenbar häufig sehr elend war, ein Zustand, den sie von Sarah kaum kannte. Sie war nur einmal wirklich krank gewesen, und das hatte dann ihren Tod zur Folge gehabt. Agatha aber sagte dazu gar nichts mehr, sondern meinte nur, die Kinder sollten sich beeilen und dann hinuntergehen.
    Unten im Hof standen die Kutschen schon bereit. John ging gerade an den Pferden vorüber und betastete ihre Beine. Es schien alles in Ordnung zu sein, denn er machte ein zufriedenes Gesicht.

    »Wir werden gut vorankommen«, sagte er zu einem der Diener, »die Pferde sind gesund, und außerdem«, er hob prüfend seinen Blick, »außerdem verschwindet der Nebel bald. Es wird sehr sonnig werden.«
    Als alle wieder ihre Plätze
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