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Verbotene Fruechte schmecken besser

Verbotene Fruechte schmecken besser

Titel: Verbotene Fruechte schmecken besser
Autoren: Nik S. Martin
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würden zwei Tage vor Heiligabend ins Rathaus fahren. Der Termin bei der Standesbeamtin stand und das, obwohl wir überhaupt nicht zusammen wohnten. Sie hatte gesagt, eigentlich wäre das eine Voraussetzung, um eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen zu können. Weil es aber auch normale Paare gab, die erst nach der Hochzeit in eine gemeinsame Wohnung zogen, drückte sie ein Auge zu. Mir kam es vor, als hätten wir ihre Sympathie auf Anhieb gewonnen. Vielleicht auch, weil es in unserer Verbandsgemeinde nicht zu häufig vorkam, dass sich gleichgeschlechtliche Paare trauen ließen. Oder wie auch immer sie das nennen wollten …
    Nach langem hin und her hatte ich Kathi eingeweiht. Sie wäre gerne mit uns gefahren, um als Trauzeugin zu fungieren. Da sie aber nicht volljährig war, kam das nicht infrage. Zum Ausgleich versprach sie, das Gästehaus in unserem Garten aufzuheizen. Über den Winter stand es immer leer. Ihre Idee, Rico und ich sollten dort unsere Hochzeitsnacht verbringen, schlug ich zuerst als unmöglich ab. Da vom Haupthaus aber nur die Seitenfront und keines der Fenster einsehbar war, stimmte ich dem gewagten Vorschlag zu.
    Ich wurde immer nervöser, was meine Eltern glücklicherweise nicht bemerkten. Mein Vater lief nur noch mit versteinerter Miene umher und strafte mich mit bösen Blicken, weil ich seine Pläne durchkreuzt hatte. Mir war es gleich. Meine Mutter tat so, als würde sie sich nicht einmischen, doch ich spürte die Kälte, die sie mir neuerdings entgegen brachte. Auch sie war mit meinem Widerspruch nicht einverstanden. Wenn ich zu Hause war, verbrachte ich die meiste Zeit auf meinem Zimmer. Der einzige Mensch, der mir Wärme entgegenbrachte, war und blieb Kathi. Sie schien mir in dieser Zeit der einzige Verwandte zu sein, der ein Herz besaß.
     
    *
     
    Dann endlich war er da. Der Tag, den ich ersehnt hatte …
    Rico und ich standen im Trauzimmer des Standesamtes – allein mit der Beamtin. Um unserem Ja-Wort die Krone aufzusetzen, entschieden wir uns dazu, einen gemeinsamen Namen zu wählen. Ab sofort waren wir Ricardo und Christian Kraus-Conti. Nachdem wir die Dokumente unterschrieben hatten, zog ich Rico in meine Arme und küsste ihn. Das ehrliche Lächeln, welches die Standesbeamtin uns daraufhin schenkte, ließ mich strahlen. Ich war mir sicher, es war die richtige Entscheidung gewesen.
    „Ich wünsche Ihnen beiden alles erdenklich Gute!“, sagte sie zum Abschied.
    Stolz und grinsend wie ein Honigkuchenpferd verließ ich mit meinem Mann an der Seite das Rathaus. Ich hätte die Welt umarmen können, wären meine Arme nur lang genug gewesen.
    Die Stunden bis zum Abend verbrachten wir dann leider getrennt. Erst im Schutz der Dunkelheit schlich sich Rico von zu Hause weg. Ich wartete am Gästehaus auf ihn. Die Luft war eisig, doch mir war alles andere als kalt. Die Vorfreude auf diese erste gemeinsame Nacht in einem Bett erhitzte mich von innen.
    Als Rico endlich auftauchte, eingemummt in eine dicke Jacke und einem Schal vor Mund und Nase, traten wir gemeinsam durch die Tür. Wir machten kein Licht. Ich kannte die Räume und zog ihn an der Hand durch die Dunkelheit der Zimmer. Das Schlafzimmer wurde durch das Licht des Vollmondes gerade so weit erhellt, dass man die weißen Laken auf dem großen Bett schimmern sah. Dank Kathis Bemühungen war es angenehm warm und wir verloren binnen Minuten jedes Kleidungsstück.
    Die Größe und die Bequemlichkeit des Doppelbetts nutzen wir aus. Wir konnten kaum genug voneinander bekommen. Küssten und liebten uns mit wilder Leidenschaft, um der drängenden Lust Herr zu werden. Anschließend ließen wir es ruhiger angehen. Genossen die innige Nähe, liebevolle Zärtlichkeit und das wohlige Gefühl, zusammen zu sein. Diese eine Nacht gab uns einen Vorgeschmack darauf, wie es wäre, zusammen zu leben. Doch bis dieser Traum wahr werden könnte, würden weitere fünf Monate ins Land ziehen. Und der Ausgang dieses Wagnisses war mehr als ungewiss. Wir ersehnten diesen Tag genauso wie wir ihn fürchteten. Aber wir waren uns einig, dass es keinen anderen Weg geben würde …
     
    *
     
    Leider zogen die Wochen sich wie Gummi dahin. Dank der tatkräftigen Hilfe von Kathi hatte niemand bemerkt, was sich im Gästehaus abgespielt hatte. Die Weihnachtstage und der Jahreswechsel kamen und gingen, ich sehnte mich nach Rico. Das Ende der Ferien war ein kleiner Lichtblick. Endlich sah ich meinen Liebsten wieder jeden Tag, ohne dass ich mich von zu Hause
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