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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci
Autoren: Maria Beaumont
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Lebens überdrüssig. Er war heute Morgen beim Fußballtraining, aber das ist zwei Stunden her, und er hat schon wieder Hummeln im Hintern. Es ist ein sonniger Herbsttag. Ich beschließe, mit Thomas, seinem Ball und Molly in den Park zu gehen.
    Bevor wir uns auf den Weg machen, versuche ich Richard auf seinem Handy zu erreichen. Eigentlich hatte ich gehofft, er würde schon längst zurück sein. Vielleicht hängt er ja im Stau fest, wer weiß? Seine Mailbox meldet sich. Ich spare mir die Mühe draufzusprechen.
 
    Als wir den Park erreichen, schaue ich nach vorne zu dem Café. Heute scheint viel Betrieb zu sein. Während wir darauf zugehen, entdecke ich Annabel, eine der anderen Schulmütter. Genauer gesagt, die mit der Warze auf der Nasenspitze, die mir in der tief stehenden Spätseptembersonne nun regelrecht entgegenleuchtet. Annabel ist in Begleitung von Cassie, die wiederum, obwohl sie keine Warze im Gesicht hat, die Arlington-Oberhexe ist. Je näher wir kommen, desto mehr Gesichter erkenne ich. Sieht fast so aus, als hätten sich hier sämtliche Arlington-Mütter versammelt. Was machen die alle hier?
    »Bis später!«, ruft Thomas und saust los in Richtung Fußballwiese, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Dort ist gerade ein Spiel im Gange, aber ich weiß, dass es sofort unterbrochen wird, wenn Thomas auftaucht. Dann werden sich die beiden Mannschaften erst einmal um ihn streiten. Ich muss Richard ja recht geben, es wäre ziemlich gewagt, eine Karriere als Profifußballer anzustreben. Die Chancen, es zu schaffen, sind mehr als gering. Trotzdem bin ich froh, dass er Fußball spielt. Thomas ist nicht einfach und sehr sensibel – man kann schon sagen unergründlich. Aber obwohl er mir, seinen Lehrern und wahrscheinlich auch sich selbst lauter Rätsel aufgibt, hat er zumindest im Fußball eine Antwort gefunden. Die Spielregeln sind einfach, er kann gut mit dem Ball umgehen, Ende der Geschichte.
    Während Thomas zwischen der Spielermeute auf dem Rasen verschwindet, gehe ich mit Molly weiter zum Café. »Komm«, sage ich, »lass uns ein Eis essen.«
    Bevor ich weiß, wie mir geschieht, ist im nächsten Moment Annabel an meiner Seite. »Fran, kann ich mal mit Ihnen reden?« Jetzt stehen wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Beziehungsweise von Angesicht zu Warze. Sieh auf die Augen, nur auf die Augen, bloß nicht auf die Nase, und schon gar nicht auf die Warze.
    »Sicher«, entgegne ich. »Was ist hier eigentlich los?«, frage ich mit einem Kopfnicken in Richtung Café. Die Verandatüren stehen offen, sodass man ins Innere sehen kann, wo gerade ein Clown Luftballons zu Tierfiguren knotet, während offenbar Mollys gesamte Grundschulklasse um ihn herumtobt.
    »Fabian feiert heute seinen Geburtstag«, teilt Annabel mir in kühlem Ton mit.
    Das Kreischen der Kinder dringt nach draußen. Ich blicke auf Molly, auf ihr süßes Gesicht, während sie zu ihren Klassenkameraden hinüberstarrt, und es bricht mir fast das Herz.
    »Sieh mal, Kasperle ist auch gekommen!«, kreischt sie plötzlich. »Und Maisy ist auch da! Kann ich zu den anderen, Mummy?«
    Annabels Tochter Maisy und meine Molly sind in der Schule unzertrennlich.
    Aber was soll ich ihr antworten?
    Nein, du bist nicht eingeladen?
    Nein, die wollen dich nicht dabeihaben?
    Ich verspüre Gewissensbisse. Die arme Molly wird nicht oft zu Kindergeburtstagen eingeladen. Das ist nicht ihre Schuld – sie ist so ein süßes und braves Kind. Ich bin schuld. Die wenigen Frauen, mit denen ich befreundet bin, sind mir alle sympathisch – eine recht vernünftige Art, Freundschaften zu schließen, mögen Sie jetzt denken. Aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es falsch ist, mit Menschen befreundet zu sein, deren Gesellschaft man genießt. Wenn man will, dass die eigenen Kinder vorankommen – das heißt zu den richtigen Partys eingeladen werden –, muss man sich mit den Müttern ihrer Freunde gut stellen, da sie die Einladungslisten machen. Beweis: Molly steht hier draußen, und drinnen geht die Party ab.
    »Bitte, Mum«, bettelt sie.
    »Tut mir leid, Molly«, sage ich bedauernd. Ich versuche, sie zu trösten. »Aber ich kaufe dir gleich ein Eis. Ich muss vorher nur ganz kurz mit Annabel reden.«
    Ich wende das Gesicht wieder der Warze zu und korrigiere rasch meine Blickrichtung um ein paar Zentimeter nach oben. Annabel sieht mich verlegen an, dann schenkt sie mir ein herablassendes Lächeln. »Hören Sie, es handelt sich um eine delikate Sache, daher will ich ganz
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