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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci
Autoren: Maria Beaumont
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komisch, wie unterschiedlich wir uns entwickelt haben, seit wir uns kennen. Früher arbeiteten Summer und ich mehr oder weniger in derselben Branche. Das heißt, wir waren beide so verzweifelt, das wir gemacht haben, was wir kriegen konnten – sogar Waschmittelreklame. Sie wurde sogar zur Kampagne des Jahres gewählt, leider jedoch in der Kategorie »Es ist so schlecht, dass es schon wieder gut ist«. Summer spielte die vergammelte Delinquentin, die den ganzen Tag in dreckigen Klamotten herumlümmelt, und ich war der Seifenschaum. Während mein Gesicht gnädigerweise durch das Kostüm verdeckt war, wird die arme Summer ihre Rolle niemals abstreiten können. Dieser schreckliche Spot lief zudem über mehrere Jahre – er wurde einfach nicht eingestampft. Aber wenigstens erhielten wir für jede weitere Verlängerung Tantiemen. Außerdem hat uns diese Erfahrung richtig eng zusammengeschweißt.
    Der Gedanke, dass das fast zwanzig Jahre her ist, verschlägt mir kurz den Atem.
    Zwischen Summer und mir herrscht immer noch eine leicht angespannte Stimmung. Aber nun schenkt sie mir ein herzliches Lächeln. »Lass uns das Thema wechseln, bevor wir uns noch an die Gurgel gehen und nie wieder ein Wort miteinander reden und eins deiner Kinder mit der Machete auf mich losgeht, um deine Ehre zu retten«, sagt sie. »Wie geht’s übrigens den Kids?«
    Ein seltenes Gesprächsthema zwischen uns. Da Summer über keinerlei mütterlichen Instinkt verfügt, fragt sie normalerweise nicht nach den Kindern. Was mich nicht weiter stört. Das heißt nicht, dass Summer egoistisch ist; genau das Gegenteil ist der Fall. Summers Freundschaft zu mir basiert allein auf uns. Sie kennt mich noch aus meiner Zeit vor der Ehe und vor den Kindern, und an dieser Person ist sie interessiert. Summer ist der einzige Mensch in meinem Leben, der mich so sieht, wie ich einmal war, was mir wiederum vermutlich gefällt.
    »Ich muss wegen Thomas zur Konrektorin«, sage ich, um ihre Frage zu beantworten.
    »Was hat er angestellt?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich gefällt es ihr nicht, dass er nur Fußball im Kopf hat. Aber was ist denn dabei? Er ist ein klasse Spieler. Er hat das Talent dazu.«
    »Absolut. Und Talente sollte man nicht verkümmern lassen, nicht wahr?«, erwidert Summer mit einem vielsagenden Zwinkern.
    »Absolut.« Ich zwinkere ebenfalls. »Keine Sorge, ich regle das schon.«
    »Das weiß ich.« Sie lächelt. Verstehen Sie? Summer glaubt immer noch an den Menschen, der ich einmal war, im Gegensatz zu mir. »Hör mal«, fährt sie fort, »warum kommst du nicht am Freitagabend zu unserer Abschlussfeier am Set? Dann kann ich dir meine neuen Freunde Clive und Minn vorstellen, und wir –«
    »Ich kann nicht. Richard ist Freitagabend nicht da.«
    »Dann organisier einen verdammten Babysitter. Die gibt es hier doch wie Sand am Meer.«
    »Aber nicht für unter zehn Pfund die Stunde«, entgegne ich, doch Summer ignoriert meinen Einwand und stößt ein wütendes Schnauben aus.
    Das laute Geräusch bewirkt, das sich ein paar Frauen an einem Fenstertisch nach uns umdrehen und uns anstarren. Beziehungsweise Summer. Vielleicht haben sie Summer ja erkannt, von ihrem sechsmonatigen Gastspiel in Holby City oder ihrer Rolle in dem von der Kritik gelobten Historienfilm, in dem sie zusammen mit Bill Nighy spielt, oder von ihrem kurzen, aber unanständig lukrativen Werbeauftrag als das neue Gesicht einer großen Warenhauskette. Das passiert häufig, wenn ich mit Summer in der Öffentlichkeit bin. Ich trinke einen Schluck von meinem Wein und sonne mich im Glanz ihres Ruhmes.
    »Wirklich, das macht nichts«, sage ich. »Wir suchen uns eben einen anderen Abend aus, um etwas zusammen zu unternehmen. Dann habe ich etwas, auf das ich mich freuen kann.«
    Es klingt zwar nicht besonders überzeugend, aber Summer gibt sich damit zufrieden. »Also schön, ich werde dich beim Wort nehmen. Was hat er denn am Freitag vor, dein toller Ehemann?«
    »Er hat ein Treffen mit der Forschungsabteilung in Bristol ... Sieh mich nicht so an. Samstagmorgen wird er zurück sein, und dann kümmert er sich für den Rest des Wochenendes um die Kinder. Und das werde ich ausnutzen, um mir ein neues Kleid zu kaufen. Ich werde auf meiner Party zauberhaft aussehen. Du wirst Augen machen.«
    »Alles ist besser als das, was du jetzt anhast.« Summer rümpft die Nase. »Dieses Sweatshirt ist doch schon von anno dazumal. Hattest wohl keine Zeit, dich für ein Mittagessen mit deiner besten Freundin schick
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