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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
Autoren: Franziska von Sassen
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diesen verknorpelten Wurzeln versteckt sich eine windgeschützte Höhle. Sie ist unbewohnt. Hier seid ihr ungestört und, was ganz wichtig ist, von hier aus könnt ihr auf die Lichtung schauen und den Zauberern zusehen.“ Artig bedankten sich die Zwerge und nahmen die Höhle gleich in Besitz. Sie luden ihr Gepäck ab, setzten sich unter das Blätterdach der Eiche und warteten auf das Erscheinen von Eulalia. Als sie eine zeitlang stumm beisammen gesessen hatten, nickten sie ein. Die Strapazen waren doch ein wenig zu hart gewesen.

Bei Eulalia zu Hause  
    Gegen Mitternacht öffnete sich knarrend das Tor der Eulenburg. Eulalia plusterte ihr Federkleid auf und machte sich für einen nächtlichen Streifzug bereit. Mit ihren großen runden Augen blinzelte sie umher und stellte überrascht fest, dass sich unter ihrem Baum Gäste befanden. „Uhuu, schuhu“, ertönte ihre Stimme „wen haben wir denn da?“ Neugierig hüpfte sie auf einen der untersten Äste und beäugte argwöhnisch die kleine Gesellschaft. „Uhuu, uhuu“ ließ sie nochmals ihre Stimme ertönen. Ungestüm sprangen die Zwerge auf. Sie waren wohl im Sitzen eingenickt und hätten fast Mitternacht verschlafen. „Sechs Zwerge und ein Mondkind. Euch Zwerge kenne ich ja, aber ein Mondkind habe ich noch nie gesehen. Was macht ihr hier, verlaufen habt ihr euch sicherlich nicht, denn dafür seid ihr viel zu weit von zu Hause entfernt.“ Goldor ergriff das Wort und erklärte Eulalia die ganze Geschichte. „Hm“, uhuute Eulalia, „dass Mond Vater in der Vollmondnacht den Mondstrahl auf die Erde senden kann, das weiß ich. Aber bei Halbmond?“ Sie legte die Stirn in Falten und schwieg lange. „Nein“, krächzte sie, „bei dieser Sache kann ich euch nicht dienlich sein, den weiten Weg habt ihr vergeblich gemacht.“ „Ach“, stammelte Goldor enttäuscht, „aber Rufina erwähnte ein altes weises Buch, in dem du nachschlagen könntest.“ Eulalia zuckte zusammen und fragte „wisst ihr auch, wie gefährlich das ist? Das Buch liegt verborgen in der alten Zauberburg und wird Tag und Nacht bewacht. „Andererseits“, meinte sie listig, „beginnt gleich die Zaubernacht und jedermann begibt sich auf die Lichtung. Im Übrigen hatte ich schon lange die Absicht, der Bibliothek einen Besuch abzustatten.“ Im gleichen Augenblick breitete sie ihre Flügel aus „bleibt hier und wartet auf mich“ rief sie zurück und machte sich auf in den Zauberwald.
    Mutlosigkeit überfiel unsere kleinen Wandersleute. Sie hatten gehofft, unverzüglich eine Antwort zu erhalten. Auf dem Berg war es kalt und ungemütlich. Aus grauen Regenwolken nieselte es leicht. Bekümmert zogen sie sich in die Höhle zurück und bildeten einen Kreis um das kleine, wärmende Feuer. „Wir werden abwarten müssen, bis Eulalia zurückkehrt“ murmelte Mutig seufzend. Jetzt heißt es warten.

Die Schlossbibliothek  
    Lautlos näherte sich Eulalia im Schutz der Dunkelheit der Zauberburg. Selbst in der pechschwarzen Nacht war der massive Bau des Schlosses deutlich erkennbar. Inmitten einer inselartigen Grünanlage, die auf dem Vorhof des Schlosses angelegt war, murmelte ein Springbrunnen leise vor sich hin. Das war das einzige Geräusch, das Eulalia hörte. Wilder Efeu, in dem zahllose Insektenschwärme hausten und Eidechsen hin und her huschten, rankte sich um das gesamte Gebäude. Rund um die Burg herum hatten die Zauberer einen breiten Wassergraben angelegt, der nur durch das Herunterlassen einer Brücke überquert werden konnte. Zu ihrer Verwunderung war die Zugbrücke noch fest verankert. Also, überlegte sie, mussten die Zauberer noch in der Burg sein. Genau genommen sollten sie längst auf der Lichtung sein. Da, die Eisenkette schepperte und schwerfällig glitt die Brücke abwärts. Schwere Schritte trampelten über die Holzbretter. Das schwere, hölzerne Burgtor öffnete sich. Heraus traten die Zauberer mit ihrem Gefolge. Majestätisch schritt der älteste Zauberer vorweg. Ein Heer von Dienern folgte ihm. Den Schluss bildeten Zauberlehrlinge, grimmig aussehende Wölfe und schwarze, lauthals krächzende Raben.
    Eine Zeitlang wartete Eulalia noch im Schutz der Bäume, bis alle Schritte und Geräusche verstummt waren. Nun konnte sie sicher sein, dass das Schloss menschenleer war. Sie trippelte aus ihrem Versteck hervor und startete zu einem ersten Erkundungsflug. Sie umrundete den Turm. Enttäuscht kehrte sie zu ihrem Versteck zurück. Sie hatte keine Einstiegsmöglichkeit gefunden. Erneut
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