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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
Autoren: Franziska von Sassen
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mit Wasser gefüllten Kupferkessel, der so schwer war, dass sie hin und wieder stolperten. Kleine Hilfszauberer waren als Vorhut bereits am Ort. Sie hatten im Steinkreis bereits ein Feuer entfacht. Mit letzter Kraft wuchteten die Zauberlehrlinge den Wassertopf über das Feuer. Als das Wasser über der glühenden Holzkohle endlich zischte und brodelte, tauchte aus den Tiefen des Waldes mit einemmal ein verschrumpeltes, altes, kleines Weiblein auf, gefolgt von einem schwarzen Kater, dessen Fell aussah wie eine Drahtbürste. Den Schwanz steil erhoben, tigerte er ohne Furcht auf die Wölfe zu, fauchte sie an und fuhr die Krallen aus. Knurrend und mit eingezogenem Schwanz verzogen sich die Wölfe. Sie hatten wohl schon des Öfteren mit dem Kater Bekanntschaft gemacht. Nur der Leitwolf ließ sich nicht verjagen. Ein drohendes Grollen stieg aus seiner Kehle. Mit weit geöffnetem Maul, sodass man seine fürchterlichen Reißzähne sah, setzte er dem Kater nach und versuchte nach dessen Kehle zu schnappen. Bevor er begriff, was passierte, hatte sich der Kater herum geworfen und ihm blitzschnell mit seinen Krallen einen tiefen Riss in die Schnauze gehauen. Weiter kam der bösartige Kater jedoch nicht. Im gleichen Augenblick fielen die anderen Wölfe über ihn her. Ein wüstes Gerangel entstand, wobei der Kater sicherlich den Kürzeren gezogen hätte. Der Zauberer wandte sich um. „Was ist hier los?“ donnerte er. Keiner der Kämpfenden achtete darauf. Ärgerlich über die Störung hob er die Hand, zeigte mit dem Zauberstab auf die Herumtobenden und schon war die Ruhe wieder hergestellt. Er hatte ganz einfach die Wölfe und den Kater in Steinfiguren verwandelt. Den Zwergen blieb vor Erstaunen der Mund offen stehen.
    Unterdessen war die Kräuterhexe, gebeugt von der Last der schweren Kiepe, die sie auf dem Rücken mit sich schleppte, vor den großen Zauberer getreten. Mühsam entledigte sie sich ihrer Bürde, öffnete den Korb und holte eine Handvoll Kräuter heraus, die sie dem Zauberer in die Hand legte. Der Zauberer prüfte jedes einzelne Zweiglein auf Frische, zerrieb einige Pflanzen zwischen den Fingern, schnüffelte mit seiner krummen Nase daran herum und schien mit dem Ergebnis ganz zufrieden zu sein. Ängstlich darauf bedacht, den Zauberer bei seiner Arbeit nicht zu stören, hatte sich die Kräuterhexe nicht geregt und still auf ihrem Platz verharrt. Die Macht des Zauberers war unerschöpflich und niemand mochte es sich darum mit ihm verderben. Endlich erhob er sich zu seiner vollen Größe und ging gemächlichen Schrittes auf die Feuerstelle zu, wobei er der Kräuterhexe wohlwollend zunickte. Vor Erleichterung stieß sie die angehaltene Luft aus. Der Zauberer näherte sich dem Wasserkessel und kippte die gesamten Kräuter in das blubbernde Wasser. Dann griff er unter sein Gewand. Hervor kam ein Ledersäckchen, dem er ein wenig schwarzes Pulver entnahm. Ein Zauberlehrling überreichte ihm ein kleines Schälchen, in das der Zauberer das Pulver warf. Er entzündete ein Schwefelhölzchen, sprang zurück und warf das brennende Hölzlein ebenfalls in die Schale. Plötzlich gab es einen lauten Knall. Blaue und grüne Flämmchen schossen himmelwärts, wobei sie allerlei Figuren bildeten, die aussahen wie körperlose Gestalten. Sie tanzten durch den Wasserdunst und stießen schrille Töne aus. Sie schienen dem Willen des Zauberers zu gehorchen. Bei jeder Bewegung, die der Zauberstab vollführte, folgten die Geisterwesen ihm nach. Betörend duftende Rauchwölkchen entstiegen dem Kessel, die von einem lauen, aufkeimenden Wind bis zu den kleinen Spionen hinauf geweht wurden und in ihre Nasen stieg. Robin hielt sich verzweifelt die Nase zu, aber es war schon zu spät. Er musste niesen. In der Stille der Nacht hörte sich das an wie ein Kanonenschuss. Augenblicklich verharrte der Zauberer in seiner Tätigkeit und schauten in ihre Richtung. Eine herrische Stimme befahl den Raben sofort nach dem Feind zu suchen. Ruckzuck verschwanden die Wichtel kopfüber in ihrem Versteck und verhielten sich mucksmäuschenstill. Lähmende, quälende Angst überfiel sie. „Hoffentlich entdecken sie uns nicht“ flüsterte Robin. Mutig robbte zu ihm hinüber und legte ihm die Hand auf den Mund. Minuten vergingen.
    Immer wieder umkreisten die Raben krächzend und suchend den Felsen. Argwöhnisch musterten sie die Gegend, konnten jedoch keine verräterische Spur entdecken. Zu guter Letzt mussten sie unverrichteter Dinge zu ihrem Meister
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