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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)
Autoren: Steffen Duck
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(so wie spiegelbildlich in der DDR die Rolle der USA), die Dokumentation unter dem Titel „Der unbekannte Krieg“ gesendet wurde.

    „Diese Uniform habe ich auch getragen,“ warf der Vater Wilfried einen Brocken hin, wie er es bereits öfter getan hatte. Diese Informationen kamen stets nur in homöopathischer Dosis, keineswegs ermöglichten sie ein Gesamtbild von Vaters Erlebnissen und Überleben im Kriege.
    Wilfried hatte bereits gelernt, daß es keinen Zweck hatte, nachzuhaken - stets wurde ihm unmißverständlich klargemacht, daß er zu jung wäre, um die Zusammenhänge zu begreifen. „Er käme nur durcheinander,“ hatte der Vater dann behauptet.
    Überhaupt könne niemand wirklich verstehen, der nicht dabeigewesen wäre!
Später, irgendwann einmal, wenn Wilfried alt genug sei, würde ihm der Vater alles haarklein erzählen.
Wilfried hingegen war sich sicher, daß dieser geeignete Zeitpunkt wahrscheinlich nie kommen würde …
    Aber daß er das Gewehr umgedreht hätte , das würde er jetzt dem Vater dennoch verkünden!
Nachdem er diese Worte gesprochen hatte, von denen er schon zuvor gewußt hatte, daß sie dem Vater gegenüber als ungeheuerlicher Fauxpas erscheinen mußten, wurde folgerichtig der Vater zornig, sehr zornig, jedoch nicht etwa dabei rot im Gesicht, vielmehr nahmen seine Züge jenen von Wilfried so gefürchteten unangenehmen Ausdruck an, der unmißverständlich klarmachte:
    „Was bist du doch dumm, so unsäglich dumm! Wie kann man denn überhaupt so blöd sein! Was bin ich doch mit diesem dummen Sohn gestraft.“
    Ganz blaß war der Vater im Gesicht geworden. „Unsinn, großer Unsinn!“ stieß er nun kaum vernehmbar hervor.
    Wilfried wußte nicht, ob er sich getäuscht hatte, als noch das Wort „Befehl“ hinterhergenuschelt kam.

    Unterdessen war die Mutter hinzugetreten. Wilfried wußte, was jetzt kam - einer ihrer peinlichen Versuche, die Wogen zu glätten, der zugleich jeglichen Erkenntnisgewinn abwürgte.
    „Ihr habt beide recht“ - das hatte noch nie weitergeführt als bis zum nächsten Zusammenprall.

    „Die entscheidende Front - die ist hier zu Hause zu finden! Wilfried, reize deinen Vater nicht, er ist als Soldat und in Gefangenschaft genug gebeutelt worden.
    Zu allen Zeiten haben die Jugendlichen es anders machen wollen, als ihre Vorfahren.
    Selbst Jesus Christus hat in seinen Predigten in Jerusalem erwähnt, wie die jungen Leute sich anmaßten, über ihre Vorfahren zu richten, die am Tod der alten Propheten schuld gewesen seien. Sie hätten, wären sie an deren Stelle gewesen, natürlich ganz anders gehandelt - und das genau hat Jesus angeprangert, genau das!
    Wo das hinführt, hat man ja in Westdeutschland gesehen, Gammeln, Drogen, sogar Terrorismus! Von der Baader - Meinhof - Gruppe hast du ja gehört!“
    An den Vater gewandt: „Rebellieren, das ist das Recht der Jugend.“

    Was auf den ersten Blick recht smart daherkam, entpuppte sich wieder nur als eine weitere Variante des „Unter den Teppich Kehrens“.
    Mutters Harmoniesucht, sie war nichts anderes als die Antithese zu Vaters Bärbeißigkeit. Wilfried ertrug das eine sowenig wie das andere.
    „Und ich werde es doch anders machen,“ sagte er sich nach einiger Zeit im Stillen.
    „Wozu ist es nötig, daß man einander anschreit, einer den anderen verächtlich macht? Wozu?“

    ***
    „Na Wilfried, hast du dir schon überlegt, was du studieren willst?“
    Staatsbürgerkundelehrer Pensel saugte mit einem Strohhalm den Bodensatz der „Lido“ - Limonadenflasche ab. Zwischendurch schüttelte er die Reste der Flüssigkeit, ließ sie mit Schwenkbewegungen am Flaschenboden kreisen, um alsbald erneut schlürfende Geräusche von sich zu geben.
    Unterdessen holperte der Bus, in dem sie saßen, den Weg vom Tautenburger Observatorium zurück in die Stadt. Auch Lehrer hatten Anspruch auf kollektives Freizeitvergnügen, und ein Besuch im ansonsten nicht zugänglichen Observatorium war es Wilfrieds Eltern wert gewesen, auch für ihn als an Astronomie Interessierten um die Teilnahme an der Fahrt zu bitten.
    Ein wenig enttäuscht waren sie ja alle gewesen, als es hieß: „Mal durchgucken ist nicht.“ Andererseits hatte man dies auch kaum erwarten dürfen, neben der konstruktiven Unmöglichkeit wäre dies am Nachmittag auch wenig sinnvoll gewesen.
    Dennoch, man hatte gesehen, was nicht jeder sah, und Wilfried sagten die Ausführungen des Astronomen zur Arbeitsweise des Schmidt-Spiegelteleskopes (Baujahr 1949, Carl - Zeiss Jena)
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