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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing
Autoren: Kevin Ryan
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Helsing!, hoffte Anna.
    Als die Wesen eins nach dem anderen explodierten, war sie sicher. Er hat es geschafft! Irgendwie hat er es geschafft!
    Auf diesen Augenblick hatte sie ihr Leben lang gewartet. Seit Generationen hatte ihre Familie an nichts anderes gedacht. Ihr Vater und ihr Bruder waren dafür gestorben. Sie hätte überglücklich sein müssen, aber sie wusste, sie hatte noch etwas zu erledigen. Etwas, das in diesem Augenblick wichtiger war als alles andere.
    Für Van Helsing war die Schlacht noch nicht geschlagen. Er brauchte sie jetzt; sie musste ihn retten. Es blieben nur Sekunden. Sie stürzte durch die Tür. Der Werwolf stand mit dem Rücken zu ihr. Mit der Spritze in der Hand rannte sie auf ihn zu und hörte die Uhr zum letzten Mal schlagen. »Zwölf«, sagte sie laut.
    Aber der Wolf hatte Anna kommen hören und wirbelte um die eigene Achse. Noch lag der Fluch auf ihm, und der Mond hatte ihn in seiner Gewalt. Mit gebleckten Zähnen griff er sie an.
    Anna schrie, als die Kreatur sich mit ihrem ganzen Zorn auf sie stürzte und mit sich riss. Doch sie schaffte es auszuholen und rammte ihr die Spritze mitten in die Brust.
    Dann bekam sie einen harten Schlag ins Kreuz. Sie waren in ein Möbelstück gekracht, das sofort unter ihnen zusammenbrach.
    Nicht das Einzige, was hier gebrochen ist, dachte sie.
    Sie wollte sich aufrichten und das Ungetüm wegschieben, aber ihre Glieder gehorchten ihr nicht.
    Der Werwolf lag reglos auf ihr. Er hatte sie nicht getötet. Dann sah sie die leere Spritze, die in seiner Brust steckte, und wusste, dass alles in Ordnung war.
    Sie war Van Helsing zu Hilfe geeilt, und sie hatte ihn nicht enttäuscht.
    Anna nahm noch einmal alle Kraft zusammen, merkte jedoch, dass sie vielleicht nie wieder aufstehen würde. Aber das spielte keine Rolle.
    Sie hatten gewonnen: Sie hatten die Welt von Draculas Fluch befreit. Die Kinder des Grafen waren tot, seine Bräute ebenfalls. Der Mann, der so viel für seine Mitmenschen – und für sie – aufs Spiel gesetzt hatte, würde schon bald frei sein.
    Anna hatte wie ein Soldat gekämpft. Und da im Krieg auch der Sieg seinen Preis hatte, wollte sie ihn gern bezahlen.
    Als sie aufsah, erblickte sie Schmerz und Verwirrung im Blick des Werwolfs. Sie wollte etwas sagen, aber auch ihr Mund gehorchte ihr nicht.
    Sie fand sich damit ab. Eine große Ruhe breitete sich in ihr aus. Die Welt hatte eine Zukunft, Van Helsing hatte eine Zukunft – nicht mit ihr, aber dennoch. Anna fand Trost in der Vergangenheit. Papa. Mama. Velkan. Bilder tanzten vor ihrem geistigen Auge. Erinnerungen. Angenehme Gefühle.
    Und da war ein wunderschöner Traum, der einst unterbrochen worden war und den sie nun wieder zurückgewinnen wollte. Ihr Instinkt riet ihr, dagegen anzukämpfen, aber sie wollte nicht mehr. Ihre Zeit des Kampfes war vorbei...
    Anna ließ sich fallen und von dem Traum gefangen nehmen.
    Als Carl hereinstürzte, fand er die Prinzessin unter dem Werwolf begraben. Schlitternd kam er zum Stehen, konnte nicht abschätzen, ob sie noch lebte. Aber eines war gewiss: Es war Mitternacht, und der Werwolf war immer noch da. Er war zu spät gekommen. Van Helsing war verloren.
    Gabriel Van Helsing hatte Dracula vernichtet und die Welt von seiner Geißel befreit. Van Helsing war ein großer Mann, der viele Schlachten im Dienste Gottes geschlagen hatte, und für jeden Sieg hatte er einen furchtbaren Preis bezahlt – von denen jedoch keiner so furchtbar war wie dieser. Er war zu dem geworden, das er immer gejagt hatte. Er war ein Instrument des Bösen geworden, und seine einzige Befürchtung hatte sich bewahrheitet.
    Der Ordensbruder konnte nichts mehr tun, um ihn zu retten, aber er konnte ihn erlösen. Er griff in seine Robe und holte den silbernen Pflock hervor. Seine Hände zitterten, und er betete um Kraft.
    »Gott möge mir vergeben!«
    Dann holte er aus, um den Pflock mit aller Kraft in den Körper des Werwolfs zu rammen. Er zielte auf die Mitte des Rückens, auf das Herz der Kreatur – nein, auf Van Helsings Herz, korrigierte er sich unwillkürlich.
    Als der Pflock herniederfuhr, war Carl bereits sicher, dass er ins Ziel gehen würde. Dann drehte sich der Werwolf jedoch urplötzlich um. Eine Pfote schoss vor, packte Carl am Handgelenk und verhinderte im letzten Moment, dass der Pflock in seinen Körper eindrang.
    Carl spürte, wie sich ihm vor Angst der Magen umdrehte. Die Bestie würde ihn jeden Augenblick erledigen. Er wappnete sich und machte sich darauf gefasst, Gott
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