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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr
Autoren: Brigitte Melzer
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Stimme sofort. Daeron ap Fealan. Sie musste an ihm vorübergegangen sein, ohne es zu bemerken. Ein wenig zögernd wandte sie sich um, den Kopf gesenkt. »Herr?«
    »Sieh mich an«, verlangte er streng. Sie hob den Kopf. Sein Blick hielt sie unerbittlich fest, wanderte über ihr Gesicht, glitt mal hierhin, mal dorthin, ehe er an ihren Augen hängen blieb. »Kenne ich dich?«
    Um ein Haar hätte sie aufgeschrien, als er einen Schritt auf sie zumachte. Er war jetzt so nah, dass sie die goldenen Sprenkel im Braun seiner Augen erkennen konnte. Eine Gänsehaut kroch über ihre Beine. Ihre Handflächen wurden schweißnass. Es fiel ihr schwer, zu atmen. »Nein, Herr. Ich bin erst seit gestern hier«, würgte sie hervor.
    Gestern?, schienen seine Augen zu fragen, aber die Frage fand nicht auf seine Lippen. Catherine versuchte erneut den Kopf zu senken, doch sein Blick gab sie nicht frei. »In wessen Diensten stehst du?«
    »Hauptmann Farrells«, erwiderte sie und fügte rasch hinzu: »Herr.«
    »Hauptmann Farrell«, wiederholte er so leise, dass sie nicht wusste, ob die Worte für sie bestimmt waren oder ob er zu sich selbst sprach. Schließlich nickte er. »Geh jetzt.«
    Sie verneigte sich hastig und wollte sich abwenden. »Ach, Bursche.« Seine Stimme griff nach ihr und ließ sie noch einmal innehalten.
    »Herr?«
    »Pass auf, wem du auf den Gängen begegnest. Die meisten mögen es nicht, wenn du an ihnen vorüberläufst, ohne sie mit gebührendem Respekt zu grüßen.« Es war kein Tadel, nur eine freundlich gemeinte Warnung. Eine Freundlichkeit, die sie von Daeron ap Fealan nicht erwartet hatte.
    »Natürlich. Falls ich Euch –«
    »Der Hauptmann wartet sicher schon auf dich.« Ohne einen weiteren Blick an sie zu verschwenden, setzte er seinen Weg fort. Catherine starrte ihm nach, bis er um eine Ecke bog. Erst dann wagte sie aufzuatmen.
     
    *
     
    Die folgenden Stunden streifte Catherine durch die Gänge und musterte jeden, der er ihr begegnete, eingehend. Zweimal war sie gezwungen, die Nachricht des Hauptmanns aus ihrem Ärmel zu ziehen, um zu verhindern, von einer allzu eifrigen Magd für Arbeiten eingespannt zu werden.
    Als sie schließlich auf den Hof zurückkehrte, lag bereits dämmergraues Licht wie ein schweres Tuch über den Mauern und Gebäuden. Der ständige Regen hatte die meisten Menschen frühzeitig in den Schutz der Häuser getrieben. Nur hier und da eilte noch ein Diener oder eine Magd über den Hof. In einem lächerlichen Versuch, sich vor dem Regen zu schützen, zog Catherine den Kopf ein. War es möglich, dass sie in den Gesindehäusern fand, wonach sie suchte? Kein Dienstbote wäre im Besitz von genug Gold, um einen Mörder zu dingen.
    Dennoch würde sie sich auch unter dem Gesinde umschauen. Für heute wollte sie ihre Suche jedoch beenden. Sie würde sich die Dienerschaft ebenso wie die übrigen Burgbewohner einzeln ansehen, nicht wenn sie alle versammelt zu Tisch saßen. Obwohl ihre Verkleidung sogar Daeron getäuscht hatte, wollte sie kein Risiko eingehen. Abgesehen davon stand ihr nicht der Sinn danach, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, indem sie begann, Küchenjungen, Stallburschen, Mägde, Köchinnen und all die anderen mit neugierigen Blicken zu messen.
    Um nicht noch einmal Gefahr zu laufen, Daeron – oder gar Martáinn – zu begegnen, beschloss Catherine, über den Hof zu gehen und durch die Seitenpforte wieder ins Haus zu schlüpfen.
    Vor den Stallungen blieb sie stehen und sah sich um. Es war inzwischen fast völlig dunkel. Still und verlassen lag der Hof vor ihr. In einiger Entfernung, auf den Mauern, waren hin und wieder die leisen Schritte der Wachen zu vernehmen, wenn sie ihre Position wechselten. Eine kühle Brise strich über Catherine hinweg und ließ sie frösteln. Mit einem Mal fühlte sie sich an die vergangene Nacht erinnert. Das Gefühl, dass etwas in der Dunkelheit lauerte, kehrte mit Macht zurück. Was musste ich auch warten, bis es fast finster ist!
    Ihre Augen flackerten von einer Seite zur anderen, suchten nach der Gewissheit, dass niemand hier war, der nicht hierher gehörte. Sie wollte gerade weitergehen, als sich eine Hand über ihren Mund schloss und den Schrei erstickte, der sich ihrer Kehle entrang. Kräftige Hände packten sie. Die Absätze ihrer Stiefel gruben sich in den Schlamm, als sie zwischen die Stallungen gezerrt wurde. Ein leises Glucksen war zu vernehmen, der halbherzige Versuch, ein Kichern zu unterdrücken.
    »Dieses Mal wird dir John
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