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Vampirjagd: Roman (German Edition)

Vampirjagd: Roman (German Edition)

Titel: Vampirjagd: Roman (German Edition)
Autoren: Mara Volkers
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schloss, begannen ihre Sinne zu wandern. Eines begriff sie rasch: Der werdende Vampir war auf jeden Fall weiter als einen Kilometer entfernt. Sie versuchte die Richtung zu bestimmen, doch ihr übersinnliches Tasten wurde plötzlich gestört und ihre Kräfte auf das Stadtzentrum gelenkt. Dort aber gab es rein gar nichts, was sie interessieren konnte, außer zwei jungen Frauen, die leichte Hexenfähigkeiten besaßen, aber keinerlei Anlagen, zu Vampiren zu werden.
    Enttäuscht konzentrierte Dilia sich wieder, erahnte für einen kurzen Moment die Richtung, in der sich der Vampir aufhalten musste, verlor diese Spur jedoch sofort. Statt des Gesuchten sah sie wieder die beiden jungen Hexen vor sich, die sich in der Nähe des Stephansdoms aufhalten mussten.
    Auch Daniela ließ ihrem magischen Sinn freien Lauf und glaubte bereits, die Spur des Vampirs aufgenommen zu haben. Da tauchte mit einem Mal der Stephansdom vor ihrem geistigen Auge auf, und sie sah zwei junge Frauen, die kichernd vor einem der Portale standen und einander fotografierten. Eine leichte Flamme hinter den Stirnen der beiden erregte ihre Aufmerksamkeit. Doch als sie die Frauen genauer betrachtete, wurde ihr klar, dass sie keine erwachenden Jungvampire waren. Missmutig machte sie sich wieder auf die Suche, fand sich aber nach einem kurzen Schweifen durch den I. und II. Bezirk erneut vor dem Stephansdom wieder. Die beiden Junghexen waren inzwischen verschwunden. Statt ihrer stand ein untersetzter Mann mit hochrotem Kopf vor ihr, der eben mit der Rechten ausholte und ihr eine solche Ohrfeige versetzte, dass sie mit einem Schmerzensschrei aus ihrer Trance hochschreckte und sich empört umsah. Doch da war nur Dilia, die immer noch hoch konzentriert nach dem unbekannten Vampir suchte und ihr die Ohrfeige gewiss nicht gegeben hatte.
    Danielas Wange brannte jedoch wie Feuer, und als sie ihren Schminkspiegel aus der Handtasche nahm und hineinsah, glaubte sie, den Abdruck von fünf Fingern darauf zu sehen.

8
    Stela hasste die Stadt und die Menschen, die in ihr herumliefen und sich in einer Sprache verständigten, von der sie nur die drei Worte kannte, die sie stets wiederholen musste.
    »Bittä, mildä Gabä!«, sagte sie zu den beiden jungen Frauen in ihrer Nähe, die ihr ein wenig sympathischer erschienen als die übrigen Passanten, die an ihr vorbeihasteten.
    Die Frauen hielten kurz inne, sahen sie an und kicherten. Was sie sagten, verstand Stela nicht, aber sie hoffte, die beiden würden es nicht beim Kichern belassen, sondern ihr ein paar Münzen in die Hand drücken. Der Mann, der sie hierhergebracht hatte, würde bald zurückkommen, und wenn sie nicht genug Geld abliefern konnte, bekam sie Schläge und nichts zu essen. Dabei hatte sie Hunger wie ein Wolf.
    Sie erschrak bei diesem Ausdruck und korrigierte sich, dass sie Hunger wie ein Schaf ohne Gras hätte.
    »Bittä, mildä Gabä!«, sagte sie erneut und streckte die offene Hand aus.
    Tränen traten ihr in die Augen, als sich die beiden Frauen einfach abwandten, um einander vor dieser großen, hässlichen Kirche zu fotografieren.
    »Bittä, mildä Gabä!« Stelas Stimme wurde fordernder.
    Ein dicker Mann kam vorbei, sah sie mit einem angeekelten Blick an und sagte etwas, dem die übrigen Passanten ihren Mienen zufolge eifrig zustimmten.
    »Bittä, mildä Gabä!« Jetzt begann Stela zu weinen, doch niemand blieb stehen, um ihr eine Münze in die Hand zu legen. Dabei sah sie ihren Herrn bereits am anderen Ende des Platzes auftauchen. Er kam mit federnden Schritten näher, wartete, bis sie noch ein paar Passanten angesprochen hatte, und blieb dann vor ihr stehen.
    »Wie viel hast du?«, fragte er mit kalter Stimme.
    Sie griff in ihren Kittel und zog die Münzen hervor, die mitleidige Menschen ihr zugesteckt hatten.
    Der Mann warf einen kurzen Blick darauf und packte sie bei der Schulter. »Mehr nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    In dem Augenblick erhielt sie eine Ohrfeige, die sie rücklings aufs Pflaster warf. Dabei schlug sie so hart auf, dass sie für einen Augenblick Sterne sah und ihr der Kopf brummte.
    Ohne auf ihr schmerzerfülltes Weinen zu achten, begann der Mann sie abzufingern und erregte damit den Zorn einer älteren Frau, die eben vorbeikam.
    »He, Sie! Lassen Sie das Mädchen in Ruhe!«
    »Halt deine Pappen, wenn dich was nicht angeht«, fuhr der Mann sie an, sagte sich dann aber, dass es wohl klüger war, eine Erklärung zu bieten, bevor die hysterische Ziege die Polizei rief. »Das ist meine
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