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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser
Autoren: Savannah Russe
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Boden sinken und verwandelte mich zurück. Danach war ich bis auf meine durchweichte Lederhandtasche nackt. Ich nahm die Tasche ab und legte sie auf den Boden.
    Dann setzte ich mich zu Darius, schlang die Arme um ihn, zog ihn an meine Brust und begann zu weinen. Darius schaute mich an, wandte den Kopf ab und schloss die Augen. Nicht einmal im Sterben wollte er mich sehen. Als ich an seiner Kehle nach dem Puls tastete, versuchte er, sich mir zu entwinden. Sein Puls war schwach. Die Wunde schien dicht an seinem Herzen zu liegen, wahrscheinlich blieben ihm nur noch Minuten. Allerdings würde ihn im Jenseits sein Karma einholen, oder hatte es bereits getan. Ein Leben für ein Leben, seins für das, das er Benny geraubt hatte. Ich hätte zufrieden sein sollen, stattdessen war ich todunglücklich.
    Neben mir tauchte der Schatten einer Fledermaus auf, und ich dachte, Cormac sei zurückgekehrt. Ich hob den Kopf und wollte ihn bitten, mir etwas zum Anziehen zu besorgen, doch es war nicht Cormac, der dort mit dunklem Fell über mir schwebte, sondern eine Fledermaus mit heller Behaarung – Benny!
    »
Du?«,
fragte ich mit fassungslosem Staunen. »Du bist doch tot!«
    »Schätzchen«, sagte Benny. »Begrüßt man so eine Untote? Ich bin vielleicht zu spät gekommen, aber deshalb noch lange nicht tot. Hast du dir etwa Sorgen gemacht?« Ihr Blick fiel auf Darius, dessen Leben vor unseren Augen endete. »Herr im Himmel«, flüsterte Benny. »Was ist passiert?«
    Ich unterdrückte einen Schluchzer und schüttelte stumm den Kopf.
    »Was sitzt du da rum?«, fragte Benny. »Rette ihn!«
    »Wie denn?«
    »Beiß ihn. Viel Zeit bleibt dir nicht mehr. Lass nicht zu, dass er stirbt.«
    Ich schaute Benny benommen an. Der Gedanke, Darius zu einem Vampir zu machen, war mir überhaupt nicht gekommen. Wie auch, wenn er dann das wurde, was er am meisten verabscheute? Es wäre zwar die perfekte Rache gewesen, doch gleichzeitig ein furchtbares Vergehen. Ich setzte an, Benny das zu erklären, doch nach wenigen Worten winkte sie ab.
    »Du denkst zu viel. Woher willst du wissen, was er wünscht? Folge deinem Herzen. Du liebst ihn doch, verflucht noch mal! Lass ihn nicht sterben. Wenn du ihn nicht beißt, tue ich es.«
    Ich schaltete meine Gedanken ab und überließ mich meinem Gefühl. Dann kniete ich mich auf den kalten Boden und legte meinen Mund auf Darius’ Hals. Irgendetwas begann auf meiner Haut zu brennen. Ich wich zurück, sah das Kruzifix aus Darius’ Brust, löste die Kette und warf sie weit fort. Dann beugte ich mich wieder tiefer und tastete mich mit sanften Lippen zu seiner Halsschlagader vor. Und so biss ich meinen Liebsten und fing an, sein Blut zu trinken. Mit der Kraft, die ihm noch geblieben war, versuchte Darius, mich fortzustoßen, doch ich umschlang ihn fester und trank unbeirrt weiter. Es war ein köstliches Gefühl. Ich saugte sein Leben in mich, nahm Besitz von seinem Körper und seiner Seele und erlebte einen Rausch, der weitaus intensiver war, als Sex es jemals sein konnte. Durch mich wurde ein Mensch unsterblich und zu einem Leben erhöht, das ebenso verdammt wie göttlich war. Darius erschlaffte, starb aber nicht. Wenig später spürte ich, dass sich sein Körper belebte. Darius kehrte mir sein Gesicht zu, hob langsam die Lider und murmelte: »Warum? Warum hasst du mich so sehr?«
    Ich betrachtete ihn. Nie zuvor hatte ich so viel Kummer und Freude in einem verspürt. Darius würde leben, und doch würde er mir das, was ich getan hatte, nie verzeihen.
    »Ich hasse dich nicht«, entgegnete ich. »Ich habe dich gebissen, weil ich dich liebe.« Sein Körper wurde schwer. Ich ließ ihn sanft zu Boden gleiten und stand auf.
    J kam auf uns zu gelaufen und versuchte, meine Nacktheit zu ignorieren, indem er mir standhaft in die Augen sah. Er reichte mir eine Tragetasche und ein trockenes Handtuch. »Hier«, sagte er. »Der Kommandeur meint, dass Sie das vielleicht brauchen.« Als Nächstes zückte er sein Walkie-Talkie und forderte einen Sanitäter an. Dass ich Darius gebissen hatte, bekam er allem Anschein nach nicht mit.
    Ich schaute in die Tasche. Hölle. Es war die Garderobe von ehedem, die Kleidung, die meine Mutter mit nach Brooklyn gebracht hatte. Wahrscheinlich rieb sie sich gerade heimlich die Hände. Als der Sanitäter mit einem Erste-Hilfe-Kasten erschien, verbarg ich mich in einem anderen Gang, rubbelte mich mit dem Handtuch ab und zog die alten Sachen an. Anschließend kam ich mir vor wie aus Woodstock
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