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Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Titel: Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop
Autoren: L Smith
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Augenwinkel sah ich, dass Damon die Lippen zusammenpresste. Ich wusste, gegen welchen Drang er ankämpfte. Kämpf nicht, dachte ich und hoffte inständig, dass Damon trinken würde. Wir folgten ihr durch die gepflasterten Gassen.
    » Da wären wir«, sagte sie. Am Ende einer Sackgasse öffnete sie mit einem großen Schlüssel die schmiedeeiserne Tür einer lavendelblauen Villa. Das Haus war sehr gepflegt, aber die Gebäude zu beiden Seiten schienen verlassen zu sein, die Farbe blätterte ab und die Gärten waren mit Unkraut überwuchert. Aus dem Innern des Hauses konnte ich fröhliches Klavierspiel hören.
    » Das ist meine Pension, Miss Molly’s. Nur, dass wir euch in dieser Pension echte Gastfreundschaft erweisen, wenn es das ist, wonach euch der Sinn steht«, erklärte sie und klimperte mit ihren langen Wimpern. » Kommt ihr mit?«
    » Ja, Ma’am.« Ich stieß Damon durch die Tür, dann zog ich sie hinter uns ins Schloss.

Kapitel Sieben

    Am nächsten Abend betrachtete ich zufrieden die über dem Hafen untergehende Sonne. Miss Molly hatte nicht zu viel versprochen: Die Mädchen in ihrem Haus waren gastfreundlich. Zum Frühstück hatte ich eines mit langem maisfarbenem Haar und trüben blauen Augen. Ich konnte noch immer ihr mit Wein versetztes Blut auf den Lippen schmecken.
    Damon und ich hatten den Tag damit verbracht, durch die Stadt zu schlendern und die schmiedeeisernen Balkone im Französischen Viertel zu bewundern– und die Mädchen, die uns von dort aus zuwinkten. Außerdem bestaunten wir die vornehmen Schneidereien, deren Schaufenster voll von üppigen Seideballen waren, und die berauschenden Tabakläden, in denen Männer mit runden Bäuchen ihre Geschäfte tätigten.
    Am allerbesten aber gefiel mir der Hafen. Er war das Herz der Stadt, wo riesige dickbäuchige Schiffe voller Landesfrüchte und exotischer Waren ein- und ausliefen. Ohne den Hafen wäre die Stadt völlig isoliert und so verletzbar und hilflos wie Miss Molly’s Mädchen an diesem Morgen.
    Damon beobachtete ebenfalls die Schiffe und rieb sich dabei nachdenklich das Kinn. Sein Lapislazuliring glitzerte im Licht der untergehenden Sonne. » Ich habe sie beinahe gerettet.«
    » Wen?«, fragte ich und drehte mich heftig um. Hoffnung keimte in mir auf. » Hast du dich davongeschlichen und von jemandem getrunken?«
    Mein Bruder hielt den Blick auf den Horizont gerichtet. » Nein, natürlich nicht. Ich meinte Katherine.«
    Natürlich. Ich seufzte. Wenn überhaupt, so hatte die vergangene Nacht Damon nur noch unzufriedener gemacht. Während ich die Gesellschaft und das süße Blut eines Mädchens genossen hatte, dessen Namen ich niemals erfahren würde, war Damon in ein eigenes Zimmer gegangen und hatte die Pension so behandelt, als sei sie tatsächlich nur das, was sie zu sein vorgab.
    » Du hättest trinken sollen«, sagte ich zum hundertsten Mal an diesem Tag. » Du hättest dir eine aussuchen sollen.«
    » Verstehst du denn nicht, Stefan?«, fragte Damon tonlos. » Ich will mir niemanden aussuchen. Ich will, was ich hatte– eine Welt, die ich verstand, nicht eine, die ich kontrollieren kann.«
    » Aber warum?«, fragte ich ratlos. Der Wind drehte, und der Duft von Eisen gemischt mit Tabak, Talkumpuder und Baumwolle drang an meine Nase.
    » Ist schon wieder Trinkzeit?«, fragte Damon trocken. » Hast du nicht schon genug Schaden angerichtet?«
    » Wen schert schon eine Hure aus einem schmutzigen Bordell!«, brüllte ich frustriert. Ich deutete aufs Meer. » Die Welt ist voller Menschen, und sobald einer stirbt, taucht ein anderer auf. Was spielt es für eine Rolle, wenn ich eine erbärmliche Seele von ihrem Elend erlöse?«
    » Du bist unvorsichtig«, knurrte Damon. Er leckte sich die trockenen, rissigen Lippen. » Trinkst, wann immer dir danach ist. Katherine hat das nie getan.«
    » Ja, hm, Katherine ist gestorben, nicht wahr?«, gab ich zurück, und meine Stimme klang viel schroffer als beabsichtigt.
    » Sie hätte die Person gehasst, zu der du geworden bist«, sagte Damon und trat neben mich.
    Der Eisengeruch war jetzt durchdringender und umschlang mich wie eine Umarmung.
    » Nein, sie hätte dich gehasst«, widersprach ich. » Mit deiner Angst vor dem, was du bist, außerstande, dir zu holen, was du willst. Du verschwendest deine Macht.«
    Ich erwartete, dass Damon protestieren, dass er mich vielleicht sogar angreifen würde. Aber stattdessen schüttelte er den Kopf; zwischen seinen leicht geöffneten Lippen waren die Spitzen seiner
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