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Vampire City

Vampire City

Titel: Vampire City
Autoren: Kim Jones
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im Klaren darüber, was die letzten Tage geschehen war und was das Schicksal bereithielt. Eventuell. Vielleicht. Ungefähr. Das war alles. Aber irgendwie stimmte da was nicht. Ein Puzzleteil fehlte. Was wollte ich hier und warum war es so bitterkalt? Meine Zähne klapperten, ich versuchte meine Arme und Beine zu bewegen. Es gelang mir kaum, sogleich durchzuckten mich stechende Schmerzen, als ich versuchte, meinen Arm anzuheben. Ich lag auf etwas Kaltem, Glattem, soviel war mir klar. Dunkelheit umfing mich, auch wenn ich nicht die Augen öffnen konnte, spürte ich sie, nahm sie durch die geschlossenen Lider wahr.
    Wo war ich?
    Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte, aber es kam mir vor, als müssten Stunden vergangen sein. Ich fühlte mich besser, meine Knochen taten nicht mehr so weh, aber ich fror immer noch so sehr.
    Mit allergrößter Anstrengung zwang ich meine Augen dazu, dass sie sich dem Bild stellten, das ich gleich vor mir sehen würde. Ein Licht schien auf mein Gesicht, brachte etwas Wärme auf meine kühle Haut. Ich wollte meinen Körper in den gleißenden Schein legen, ihn zum Tauen bringen, endlich wieder Hitze in mir haben. Aber ich vermochte es nicht, auch nur einen Zentimeter zur Seite zu rutschen.
    Schemenhaft, wie durch milchiges Glas schauend, nahm ich den Ort in mir auf, an dem ich mich befand. Die Umrisse wurden stärker, präziser.
    Eine Halogenlampe über mir, die mich blinzeln ließ, in der Ecke ein alter Holzstuhl, kahle Wände, ansonsten nichts. Absolut nichts. Ich lag auf einer Art Bahre, gefesselt an Armen und Beinen. Deswegen hatte ich mich nicht bewegen können!
    „Aaahhhhh!“, schrie ich plötzlich aus heiserer Lunge, während meine Erinnerung schlagartig über mir zusammenfuhr.
    Sie hatten mich gejagt, zwischen den Autos, da war der Fahrstuhl, der einfach hinuntergefahren war. Ich wollte fliehen, dann der Pfeil in meinem Hals, Schwärze, Schwärze.
    Ich wand meine Arme in den Fesseln, vergeblich, sie waren so festgeschnürt, dass ich wund unter ihnen war. Ich konnte rote Striemen erkennen, trug ein weißes Nachthemd.
    Oh Gott! Sie hatten mich ausgezogen!
    Tränen rannen mir über die Wangen, die sich wie eine heiße Schneise über mein Gesicht liefen. Sie tropften auf beide Seiten des Tisches hinab.
    Brandon! Das Handy! Sie hatten es…natürlich.
    Jäh kam alles zurück, wie ein derber Schlag in den Magen. Die Halloween-Party, verbunden mit Rafaels Geburtstag, die wunderbare Nacht mit Brandon.
    Brandon…konnte man in jemanden verliebt sein, den man kaum kannte? Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich es war. Mein Verstand spielte mir übel mit, sagte mir, dass ich ihn niemals wieder sehen würde, um ihm zu sagen, dass er mein Herz gefangen genommen hatte. Doch anstatt es ihm zeigen zu können, hatte man mich gefangen genommen.
    Und noch etwas anderes wusste ich so genau, dass es mich fröstelte: Ich, Virginia Lewis, lag eingekerkert und auf sich allein gestellt bei den Dunklen , die mich entweder zu ihrer Königin machen oder töten würden, wenn ich es nicht war.
    Wie lange ich dalag, vor mich hinstarrte und weinte, wusste ich nicht. Raum und Zeit waren in einem Knäuel miteinander verwoben und wollten sich nicht trennen. Ich begann zu niesen und spürte meine Füße nicht mehr.
    „Hallo? Ist da jemand?“
    Ich rechnete nicht im Geringsten damit, dass sie Erbarmen haben würden, Brandon hatte mir jegliche Illusion genommen… Denen macht Töten großen Spaß…
    Mein Leib hatte sich an die Kälte gewöhnt, ich zitterte kaum noch, alles fühlte sich wie abgestorben an. Ich wollte nur noch schlafen, die Augen schließen und schlafen, mehr nicht.
    Wind blies mir ins Gesicht, ließ mich schaudern, Schatten fielen auf meine Haut wie Eiskristalle. Meine Zähne fingen an zu klappern, ich kam zu mir, quälend langsam, wollte die Augen öffnen, sie gehorchten mir nicht. Da war wieder das Licht, das erbarmungslos auf meinem Gesicht tanzte. Und trotzdem fror ich, als wäre ich im Schnee gefangen, der sich ohne Gnade um meinen Leib schloss, mich einsaugte und nicht wieder ausspucken wollte.
    Langsam begriff ich, dass ich nicht unter tausenden von Schneeflocken begraben war, sondern spürte das kühle Metall unter mir, das mich brutal in die Wirklichkeit zurückholte. Ich war in diesem Raum, so gut wie nackt, durchgefroren bis auf die Knochen, versuchte es zu ignorieren, indem ich mich in den Schlaf weinte, doch es half nichts, denn es war bittere Realität. Man hatte mich
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