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Vampire City

Vampire City

Titel: Vampire City
Autoren: Kim Jones
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die Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Empfand ich sie wirklich oder war ich froh, dass ich jemanden hatte, damit ich nicht so allein war?
    „Warum ich?“, wollte ich unvermittelt von ihm wissen.
    Er bog seinen Kopf zurück, sah mir tief in die Augen.
    „Was meinst du? Die Prophezeiung?“
    „Nein, ich meine, warum du gerade mir Avancen machst. Oder spielst du nur mit mir?“
    Toll, Virginia, wirklich toll! Zünde doch gleich das Bett an, damit er schreiend raus rennt!
    „Ich verstehe nicht immer ganz, welche Komplexe viele Mädchen haben. Du bist hübsch, intelligent und schlagfertig. Ich finde es total süß, wenn du heulend vor dem Fernseher sitzt und schniefst, wenn einer deiner Romantikschinken vorbei ist und die beiden Hauptdarsteller sich in den Armen liegen und küssen.“
    Süß? Was war denn daran süß?
    „Ich kenne dich jetzt schon so lange und wollte am Anfang darum bitten, dass man mich ersetzte, aber dann…dann habe ich dich kennengelernt mit deinen Eigenheiten und konnte mir nicht mehr vorstellen, dich nicht mehr zu sehen.“
    War das gerade eine Liebeserklärung? Vielleicht eine halbe, oder?
    Brandon strich mit seinem Daumen fast schüchtern über mein Gesicht. Wir hatten aufgehört zu tanzen, ich rührte mich keinen Millimeter, war vertieft in seine Augen, die wie flüssiges Quecksilber schimmerten. Atemlos wartete ich auf seine Lippen, schloss die Augen, zog seinen Kopf näher zu mir.
    „Virginia“, flüsterte er dicht vor meinem Mund, „ich kann nicht.“
    „Was kannst du nicht?“, wisperte ich zurück, immer noch völlig gefangen.
    Widerstrebend löste er sich von mir, atmete tief ein, dann aus.
    „Es geht nicht, ich kann es nicht erklären“, erwiderte er tonlos.
    Also meinte er es doch nicht ernst. Hatte ich es nicht geahnt?
    „Es ist schwieriger als du denkst.“
    „Dann erkläre es mir, Brandon. Ich komme mir gerade total verarscht vor.“
    „Dein Status. Er erlaubt mir nicht, dir so nahe zu treten. Es ist verboten und ich habe einen Eid geschworen. Wenn ich versage, sehen wir uns niemals wieder. Wenn sie Wind davon bekommen, stecke ich in noch größeren Schwierigkeiten.“
    Nun verstand ich. Ich würde eventuell die Retterin der Vampire sein. Ein Wesen, das sowohl Mensch und Vampir in sich vereinen sollte und stand in der Hierarchie ganz oben. Da war kein Platz für Brandon, doch mir war das gleichgültig, total egal. Ich war ein Mädchen, eine Frau, in deren Bauch Hunderte von knallbunten Schmetterlingen herumflogen, die ein Lied summten, das ich so noch nie vernommen hatte. Ich wollte nur einen Kuss, nur einen, nach dem ich mich schon so lange gesehnt hatte. Mir war einfach nicht mehr zu helfen.
    „Was hast du denn sonst noch verbrochen? Welche Schwierigkeiten? Alle reden darüber, dass du etwas Schlimmes getan hast.“
    Er wich meinem Blick aus.
    „Darüber kann ich nicht reden.“
    Er wurde wieder unnahbarer, verschloss sich in seinem selbstgewebten Kokon.
    Plötzlich packte er meine Schultern.
    „Versprich mir, auf dich aufzupassen. Auch wenn ich mal nicht da bin, und dann ganz besonders.“
    „Natürlich, das mache ich doch immer“, sagte ich überrascht.
    Was meinte er damit? Hatten sie es herausbekommen, dass ich mich in ihn verliebt hatte? Die Kameras auf dem Gang zeichneten jede Sekunde auf. Sie mussten also sehen, dass sich Brandon schon lange in meinem Zimmer befand.
    Ungestüm drückte er plötzlich seinen weichen Mund auf meinen. Mit einer Hand hielt er meinen Kopf fest, sodass ich ihn nicht wegdrehen konnte. Und das wollte ich auch gar nicht. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und spürte, wie sein Atem in meine halb geöffneten Lippen drang. Bereitwillig ließ ich seine Zunge gewähren, die sich drängend in meinen Mund schob. Sie spielte mit meiner, zaghaft und verschüchtert. Innerlich stöhnte ich auf – vor Lust, vor Schmerz, vor Überraschung. Ich wollte diesen Kuss auskosten, in ihm verweilen, auch seinen Mund erforschen, als er sich schon von mir löste. Schwer atmend stand er vor mir, ließ seine Hände von meinem Körper ab.
    „Ich muss leider gehen.“
    Ich verstand gar nichts mehr, fühlte immer noch die Weichheit dieses Kusses. Und Brandon stand vor mir und wusste nicht was er sagen sollte.
    „Okay“, sagte ich nur.
    Er weckte Blood, der ihm zur Tür folgte, dann war ich allein.
    Die Musik war verstummt. Ich machte den CD-Player aus, legte mich aufs Bett und hob die Finger an meine Lippen. Fast konnte ich den Kuss noch schmecken,
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